Umwelt | Klimaschutz

Die Erfolgskontrolle

Landesrat Richard Theiner stellte am Mittwoch eine Zwischenbilanz zur Umsetzung des Südtiroler Klimaplanes vor. Es war eine Werbeveranstaltung für die Stromindustrie.
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Foto: upi
Dass das ganze eine Erfolgsstory sein soll, wird schon an der Grafik deutlich. „Klimaland Südtirol“ in der Schrift der Südtiroler Dachmarke. So wie man Äpfel, Wein und Speck verkauft, so präsentiert man inzwischen auch die politischen Errungenschaften im Umwelt- und Klimaschutz.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Südtirol im europäischen Vergleich beim Einsatz erneuerbarer Energiequellen und bei der effizienten Nutzung von Energie ein Spitzenniveau erreicht hat, und dass wir die Ziele zum Klimaschutz in jedem Fall erreichen werden“, erklärte am Mittwoch Richard Theiner durchaus stolz.
Umweltlandesrat Richard Theiner und Flavio Ruffini, Direktor der Umweltagentur, stellten die neuesten Daten zum Klimaschutz in Südtirol vor, die für den Zeitraum 2008 bis 2014 verfügbar sind.
Dabei legten die beiden Herren besonderen Wert auf die Vorreiterrolle Südtirols im Klimaschutz hinzuweisen. Landesrat Richard Theiner: „Wir haben damit als Landesregierung vorweggenommen, was 2015 in Paris beschlossen wurde und im November 2016 in Kraft getreten ist, nämlich das "Pariser Abkommen" zum Klimaschutz".
Das Pariser Abkommen sieht vor, dass die globale Erwärmung auf unter 2 Grad Celsius gesenkt werden soll. Das bedeutet: Die internationale Staatengemeinschaft will den Netto-Ausstoß an Treibhausgasen in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts auf Null bringen. Das klingt nach wenig, ist aber in Wahrheit eine gigantische Herausforderung, weil sie zur Folge hat, dass die Nutzung von Kohle, Öl und Gas zwischen 2050 und 2070 eingestellt werden muss.

Der Klimaplan

Der Klimaplan „Energie-Südtirol 2050“ beschreibt die strategische Ausrichtung der Provinz Bozen im Bereich Klimaschutz. Er wurde 2011 von der Landesregierung beschlossen und enthält die Ziele und Maßnahmen für eine nachhaltige Entwicklung in Südtirol.
Richard Theiner und Flavio Ruffini stellten gestern eine Art Zwischenbilanz vor. Wie diese ausgefallen ist, zeigt die Wortwahl. Man spricht von einer „Erfolgskontrolle“.
Auf der Pressekonferenz fasst man anhand dreier Eckpfeiler des Klimaplanes die Erfolgsgeschichte zusammen.
 
  • Der Energiebedarf, der durch regenerative Energieträger abzudecken ist, lag 2008 bei 58 Prozent und 2014 bei 69 Prozent. 2020 sollen 75 Prozent und 2050 sogar 90 Prozent des Energiebedarfs durch erneuerbare Energieträger gedeckt werden.
 
  • Der Ausstoß von CO2 pro Kopf und Jahr lag 2008 bei 4,77 Tonnen und 2014 bei 4,41 Tonnen. 2020 sollen es nicht mehr als 4 Tonnen sein und 2050 maximal 1,5 Tonnen. Der Gesamtenergieverbrauch nahm in den Bereichen Strom (von 24 auf 23 Prozent) und Verkehr (von 30 auf 27 Prozent) leicht ab, im Bereich Wärme (von 46 auf 50 Prozent) leicht zu.
 
  • Der Pro-Kopf-Energieverbrauch lag 2008 bei 2.761 Watt und 2014 bei 2.731 Watt. Für 2020 streben das Land 2.500 Watt pro Einwohner im Jahr an und für 2050 2.200 Watt.
Die Verantwortlichen betonten auf der Pressekonferenz auch, dass diese Angaben eine besondere Aussagekraft bekommen, wenn man sie in Relation zum Wirtschaftswachstum und zur demographischen Entwicklung setze. „Da können wir feststellen, dass der Energieverbrauch und die CO2-Emissionen gesunken sind, obwohl das Bruttoinlandsprodukt und die Anzahl der Bevölkerung gestiegen sind“, betonte Landesrat Theiner.

Erneuerbare Energien

In einem der Slides die gezeigt wurden, fällt auf das Südtirol wirklich im EU-Vergleich weit die Nase vorne hat. Bei den erneuerbaren Energien kommt das Land auf fast 70 Prozent. Der Zweitplatzierte Österreich auf knapp 30 Prozent.
 
Diese Besonderheit liegt daran, dass die Südtiroler Stromproduktion unter erneuerbarer Energie läuft.
Dass man im Umweltassessorat auch für die Südtiroler Stromproduktion zuständig ist, wurde am Mittwoch mehr als klar. Phasenweise meinte man auf der Veranstaltung der Stromwirtschaft gelandet zu sein, als auf einer Pressekonferenz zum Klimaschutz.
Richard Theiner präsentierte stolz, die Südtiroler Energieproduktion.
Der SVP-Landesrat: „Erfreulich ist auch, dass die Herstellung von Energie aus erneuerbaren Energiequellen ausgebaut werden konnte: Wir sehen hier einen Anstieg von 5.668,81 Gigawattstunden (GWh) im Jahr 2008 auf 8.297,00 GWh im Jahr 2014."
Die Gründe dafür: Der Ausbau der hydroelektrischen Energie aber auch auf die Photovoltaik und die Biomasse, deren Anteil 2008 bei 1,2 Prozent und 2014 bei 6,5 Prozent lag.
 
Weil es in Südtirol 2015 insgesamt 1005 E-Werke gibt, sieht man hier kaum mehr Ausbaumöglichkeiten. Ebenso dürfte bei den Biomasse-Fernheizwerken ein gewisser Sättigungsgrad erreicht sein. 2008 gab es 66, sieben Jahre später waren es bereits 77, die 2015 bereits 790 Millionen Kilowattstunden an Wärme erzeugten.
Zu den größten Herausforderungen, vor denen Südtirol in den nächsten Jahren stehen wird, gehört die effiziente Nutzung von Energie, unter anderem durch die Sanierung von Gebäuden, der Ausbau von Photovoltaik, E-Mobilität und modernen Speichersystemen sowie die Modernisierung der Netzinfrastruktur, ein Thema, zu dem Landesrat Theiner der Landesregierung demnächst einen Beschluss vorlegen wird", steckte Falvio Ruffini die zukünftige Marschroute ab.
Gestern aber herrscht eitler Sonnenschein. Richard Theiners Resümee: „Unsere Erfolgskontrolle zeigt, dass wir die Ziele, die wir uns mit dem Klimaplan Energie-Südtirol 2050 gegeben haben, erreichen werden“.