Umwelt | Forelle

“Doppelter Schaden und doppelter Schwindel”

Als “weitaus schwerwiegender als bisher bekannt” bezeichnet Andreas Pöder die Vorgänge um die Marmorierte Forelle in der Landesfischzucht.

“Totale Aufklärung.” Das war, was die Mitglieder des Landesfischereiverbands nach Bekanntwerden des “Fischskandals” in der Forellenzucht der Laimburg gefordert hatten. Über Jahre hinweg waren dort “falsche” Marmorierte Forellen – die einzige autochtone Forellenart in Südtirol – gezüchtet worden, finanziert von Steuergeldern. Einer, der eifrig dazu beitragen will, Licht in die Sache zu bringen, ist Andreas Pöder. In einer Landtagsanfrage wollte der Abgeordnete der Bürgerunion von Landesrat Arnold Schuler Auskunft. “Weitaus schwerwiegender als bisher bekannt” bezeichnet Pöder die Vorgänge um die Marmorierte Forelle in der Landesfischzucht, nachdem er die Antwort des Landesrats gelesen hat. Darin bestätige Schuler, dass man sehr wohl davon ausgegangen sei, dass in der Landesfischtzucht die genetisch reine Marmorierte Forelle gezüchtet werden. So die Interpretation von Andreas Pöder.

Der Leiter der Landesfischzucht Peter Gasser hatte noch Ende April in einem Zeitungsinterview verkündet, dass es seit Anfang des Zuchtprojekts zur Marmorierten Forelle nie um Reinrassigkeit, sondern stets um Phänotypische Massenselektion, sprich um ein Hinführen zu mehr Reinheit, gegangen sei. “Peter Gasser hat stets sämtliche Betrugsvorwürfe von sich gewiesen und behauptet, dass jeder – auch die Landesregierung – gewusst hätte, dass in der Fischzucht nicht die genetische Reinheit das Ziel sei”, fasst Pöder zusammen. Die Antwort von Landesrat Schuler, deutet der Oppositionspolitiker aber gegensätzlich zu Gassers Aussagen. Schuler schreibt: “Der genetische Aspekt (…) ist und war (…) ein Ziel der Landesfischzucht. Auf Basis verschiedener Aussagen (…), wonach es durch die Zucht nach und nach zu einer Verbesserung auch des Genotyps kommt, musste man davon ausgehen, dass die Marmorierte Forelle (…) derart gezüchtet würde, dass ein hoher genetischer Reinheitsgrad vorliegt.”


Kontrolle? Fehlanzeige

Immer laut Antwort von Landesrat Schuler hat die Landesverwaltung die genetische Entwicklung der Forellen nicht kontrolliert, sondern stets auf die Erklärungen der Landesfsichzucht vertraut. Verwunderung “über so viel Schlamperei” bei Andreas Pöder und Bürgerunion-Fraktionssekretär Dietmar Zwerger: “So wurden von der Fischzucht weder die angekündigten und Teil des Auftrages darstellenden Publikationen vorgelegt, noch wurde die Landesverwaltung von der genetischen Fehlentwicklung in Kenntnis gesetzt. Im Gegenteil, im Tätigkeitsbericht der Landesfischzucht wurden genetische Untersuchungen angeführt. Es erschließt sich uns jedoch nicht, warum die Landesregierung in all den Jahren kein Untersuchungsergebnis angefordert hat.”
 
Statt zu kontrollieren habe die Landesregierung also “munter unkontrolliert Geld in die fehlgeleitete Fischzucht gepumpt”. 84.000 Euro pro Jahr wurden für den Aufbau eines “genetisch möglichst reinen” Zuchtfischstammes bereit gestellt. “Besonders makaber ist dabei, dass auch eine genetische Überprüfung Teil des Auftrages war. Ein Detail, mit welchem man auch die erhöhten Preise für angeblich genetisch reine Besatzfische rechtfertigen versucht”, kritisieren Pöder und Zwerger. Und weiter: “Nicht nur, dass die Fischereivereine genetisch verunreinigte Forellen zum Preis von genetisch reinen gekauft haben. Nein, sie haben auch noch die Kosten für deren genetische Untersuchung durch überhöhte Kaufpreise mitfinanziert.”


Zweifache Kritik

“Zudem haben sich die Fischereibetreiber die Bestände ihrer Gewässer durch die teuren Marmorierten Forellen der Landesfischzucht genetisch verunreinigt”, meinen Pöder und Zwerger, die von einem “doppelten Schaden für die Fischer” und einem “doppelten Schwindel der Landesfischzucht” sprechen.

Gleichzeitig werfen sie allen Beteiligten die Verschwendung von Steuergeldern vor: “Viele Vereine wurden getäuscht, die Landesregierung hat ihre Aufsichtspflicht nicht richtig wahr genommen oder weggeschaut. Dies alles zum ökologischen und finanziellen  Schaden der Südtiroler Fischerei, auf Kosten der Steuerzahler und vor allem mit bisher fehlenden Konsequenzen.” Denn auch wenn die Landesfischzucht nun der Gutsverwaltung Laimburg einverleibt werde, weigere sich der Landesrat über personelle Folgen Auskunft zu geben, stellt Pöder fest. Die Bürgerunion fordert jedoch “ganz klar personelle Konsequenzen” sowie “eine lückenlose Aufklärung des Vorfalles”. Damit dürften Pöder und Zwerger nicht die einzigen sein.