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Autofrei-heit

Österreich erhofft sich mit der Einführung eines Jahrestickets einen Umstieg vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel – die Grünen drücken aufs Öffi-Gas.
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Österreich will die Pariser Klimaziele erreichen und präsentiert allen Reisenden ab dem 26. Oktober ein Jahresticket für Bus und Bahn. Mit dem Klimaticket Österreich wird es für Abonnenten möglich, jeden Linienverkehr (öffentlicher und privater Schienenverkehr, Stadtverkehr und Verkehrsverbünde) in fast allen Gebieten innerhalb Österreichs zu nutzen. Davon ausgenommen sind die Wiener Linien, die Wiener Lokalbahnen und weitere lokale Transportmittel in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland. In Österreich heißt es Klimaticket – in Südtirol Südtirol Pass: Die Vor- und Nachteile und die Frage, ob die beiden überhaupt vergleichbar sind. 

 

 

Genutzt werden kann das Klimaticket ab dem Nationalfeiertag am 26. Oktober in sechs Bundesländern, mit denen die Verträge bereits abgeschlossen sind sowie österreichweit in allen Zügen der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) und der Westbahn. Damit sind mehr als 90 Prozent der öffentlichen Verkehrsmittel außerhalb Wiens abgedeckt. Nach Abschluss der laufenden Verhandlungen sollten alle Busse, Straßenbahnen und U-Bahnen in Niederösterreich, Wien und dem Burgenland dazu kommen. 

„Unser Klimaticket ist eine Revolution für den öffentlichen Verkehr. Die Menschen in diesem Land haben lange genug darauf gewartet – umso mehr freut es mich, am Nationalfeiertag erfolgreich durchzustarten. Noch nie war Öffi-Fahren so einfach und so günstig“, betont Klimaschutzministerin Leonore Gewessler in einer Presseaussendung des Bundesministeriums. Seit 15 Jahren stand ein österreichweites „Öffi-Ticket“ in den Programmen unterschiedlicher Bundesregierungen – ab 26. Oktober wird es nun Realität. 

 

 

 Die Klima-Ticket-Kosten 

 

Das Klimaticket ist ein zentrales politisches Projekt der in Österreich mitregierenden Grünen. Neben der Jahreskarte für ganz Österreich sind auch Varianten nur für ein oder zwei Bundesländer wählbar. 
Ab dem 1. Oktober kann das Klimaticket Now beantragt werden, das den Vorteil bietet, den Fahrausweis vorab billiger zu erhalten. Wenn die Entwicklung des Klimatickets Österreich abgeschlossen ist, wird jedes Klimaticket Now automatisch zum neuen Klimaticket Ö umgewandelt. 

Das reguläre Klimaticket, das ab dem 26. Oktober erhältlich ist, kostet 1.095 Euro, das ermäßigte für Jugendliche und Senioren 821 Euro. Das Klimaticket Now, das mit dem Vorverkauf am 1. Oktober startet, kostet 949 Euro, jenes für Jugend und Senior 699 Euro. Es besteht auch die Möglichkeit, dass ArbeitgeberInnen ihren MitarbeiterInnen den Fahrausweis als Jobticket steuerfrei zur Verfügung stellen können oder die entsprechenden Kosten steuerfrei ersetzen. Zum Vergleich: In Deutschland kostet die Bahncard 100 der Deutschen Bahn, die die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs sowie vieler Privatverkehrsbetriebe einschließt, 4.027 Euro. 

 

Klimaticket Österreich versus Südtirol Pass 

 

Für einen Fixpreis durch ganz Österreich fahren, das kann anspornen. In Südtirol wird ein anderes Verfahren verwendet: Wer mehr braucht, zahlt weniger. Der erste Unterschied besteht also zwischen den beiden Systemen. Das Klimaticket Ö funktioniert nach einem Pauschalsystem, der Südtirol Pass nach einem Verbrauchssystem. Die NutzerInnen bezahlen in Südtirol so viel, wie sie fahren. Die ÖsterreicherInnen zahlen bei ihrem Ticket eine Pauschale pro Jahr, unabhängig davon, wie viel oder wie oft sie die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen. 

Heinz Dellago, Mitarbeiter im Amt für Personenverkehr in der Abteilung Liniendienst und Projekte findet das Südtirol-System gerechter: „In der Corona-Pandemie haben wir es gesehen: Es fahren weniger Busse und somit auch weniger Menschen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Beim Pauschalsystem könnte die berechtigte Frage aufkommen Bekomme ich Geld zurück? Bei uns ist das nicht so. Man zahlt das, was die Mittel jeweils benützt werden.“ 

 

Die NutzerInnen bezahlen in Südtirol so viel, wie sie fahren. Die ÖsterreicherInnen zahlen bei ihrem Ticket eine Pauschale pro Jahr

 

SüdtirolerInnen kennen das Pauschalticket von Eintritten in Freibäder oder von Skipässen im Winter. Bei vielen ist ein Festpreis-Ticket ein großer Anreiz für das „Ausnützen“ eines Angebots. Überlegungen wie z.B.: „Ich muss nur sechs Mal die Liftkarte nutzen, damit sich der Pass auszahlt – das kann ich schaffen“, sind üblich und verbreitet. 

Unkomplizierter sei das Jahresabonnement in Österreich in der Tat, das sieht auch Delago so. Es gibt z.B. kein Ein- und Auschecken beim Fahren. Das Konzept kann einfach kommuniziert werden. Dellago ist sich außerdem sicher: „Für Pendler in Österreich ist das Angebot natürlich attraktiv, aber für den Rest? Bei uns zahlen Abonnenten des Südtirol Pass maximal 640 Euro im Jahr und das ist nach wie vor sehr günstig. Man kann nicht sagen, dass Menschen nicht mit den öffentlichen Verkehrsmittel fahren, weil diese zu teuer sind. Auch wenn das Angebot gratis wäre, würde es immer noch Pendler geben, die lieber mit dem Auto zur Arbeit fahren, als zum Beispiel mit dem Bus.“

Zum öffentlichen Liniennetz in Südtirol gehören ca. 200 Buslinien, 4 Bahnlinien, 6 Seilbahnen, eine Standseilbahn und eine Schmalspurbahn bei einer Landesfläche von 7.400 km2. In Österreich zählt allein die Bundeshauptstadt Wien rund 129 Buslinien, 28 Straßenbahnlinien und 5 U-Bahn-Linien. Österreichs Gesamtfläche beträgt 83.879 km2. Ein reiner Preisvergleich kann vor diesem Hintergrund kaum Aufschluss über die Vor- und Nachteile der beiden Systeme bieten.
 

 

Ein neues Ticket für Südtirol? 

 

Sollen also Familien zum Wandern in die Berge mit dem Bus fahren? „Ja“, so Dellago: „Das Angebot ist vorhanden und die Kapazität auch. Und günstiger wie das Auto ist es allemal. 640 Euro dividiert durch 12 Monate sind ca. 53 Euro pro Monat und ca. 1,70 Euro pro Tag – und das ist nichts. 500 Euro zahle ich allein die Autoversicherung.” 
Laut Dellago wäre das beste System eine Bestpreisgarantie, das einen Maximalpreis garantiert: „Dieses System  haben wir mit dem 15 Euro Tagestarif schon fast erreicht. Wer immer Einzelfahrscheine kauft, kommt schnell auf über 15 Euro, so nicht“, sagt Dellago, der selbst kein Auto besitzt und zusammen mit seiner Familie immer mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt. 

Das Klimaticket Österreich kann durchaus anspornen, das Auto zuhause stehen zu lassen. In Südtirol ist die größte Emissionsquelle der Verkehr. Vielleicht könnte auch bei uns der Umstieg auf den öffentlichen Verkehr attraktiver gestaltet werden.

 

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Martin Aufderklamm Do., 26.08.2021 - 10:21

Das Südtiroler pay as use System ist sicherlich nicht schlecht, allerdings ist 640€ und die 20.000 km Marke für das "kleine" Südtirol ein wenig zu hoch angesetzt und die Abrechnungen sind im cent-Bereich leider fehleranfällig.
Und knapp über 1000€ für ganz Österreich ist ein Hammer Angebot, wenn man bedenkt das eine Einzelfahrt Vollpreis Brenner-Wien knapp über 75€ kostet.

Do., 26.08.2021 - 10:21 Permalink