Politik | Stadtentwicklung
Ein Freespace in Aussicht
Foto: Gemeinde Meran / blufink
Die Freiheitsstraße in Meran wurde 1881 als städtebauliche Achse zwischen dem Zentrum und dem neuen Bahnhof errichtet. Wie der Stadtrat vor zwei Jahren beschlossen hatte, soll der Bereich in einem partizipativen Prozess nach mehr als einem Jahrhundert nun neugestaltet werden. Dafür hat die Gemeinde 130 Bürger:innen ausgelost, die eine Einladung für den Bürger:innenrat erhalten haben.
Sie stellte den Projektplan gemeinsam mit der Sozialgenossenschaft blufink, die die Bürger:innenbeteiligung begleiten wird, gestern, am 23. August online, vor. Erfahrungsgemäß nehmen die Einladung für Bürger:innenräte 10 bis 20 Prozent der Bürger:innen an. Teilnehmen können an diesem Bürger:innenrat maximal 25 ausgeloste Personen und die sieben Interessensvertreter:innen von Meraner Verbänden und Vereinen. Am 9. und 10. September werden sie über die Neugestaltung der Meraner Freiheitsstraße diskutieren, die als zentral gelegene Straße täglich von tausenden Menschen besucht wird.
„Für die Freiheitsstraße sind Nutzungskonflikte schon vorprogrammiert. Deshalb wollen wir durch diesen Partizipationsprozess versuchen, Widersprüche aufzulösen und auch den Schwächeren zu ihren Rechten helfen“, erklärt Susanne Waiz, die in der Gemeinde Meran den Planungswettbewerb „Freespace“ koordiniert.
Im Namen der 16. Architekturbiennale
Der Name des Planungswettbewerbs „Freespace“ ist kein Zufall. „Freespace“ war das Thema der 16. Architekturbiennale in Venedig. Die von zwei irischen Architektinnen kuratierte Biennale sollte dazu einladen, „unsere Denkweise zu überdenken und neue Wege zu finden, die Welt zu erleben und Lösungen zu finden, bei denen die Architektur für das Wohlbefinden und die Würde jedes Bewohners dieses zerbrechlichen Planeten sorgt“, schreiben Yvonne Farrell und Shelley McNamara in ihrem Manifest.
Dieser Gedanke soll auch den Planungswettbewerb für die Freiheitsstraße leiten. Bei der Planung spiele der Grünplan und die Landschaftsplanung der Stadt eine wichtige Rolle, da durch den Klimawandel die Anpassung an höhere Temperaturen immer wichtiger werde, so Waiz. Gleichzeitig soll es möglich bleiben, etablierte Veranstaltungen wie Asfaltart oder das WineFestival weiterhin in der Freiheitsstraße umsetzen zu können.
Beteiligung als Mehrwert
Der Bürger:innenrat dient nun dazu, weitere Perspektiven aus der lokalen Bevölkerung zusammenzutragen, Vorschläge für die Gestaltung zu erarbeiten, aber auch die Herausforderungen für das Projekt zu benennen. „Die Komplexität unserer Welt ist exponentiell gestiegen, das zeigt sich beispielsweise bei Themen wie der Globalisierung, Nachhaltigkeit, Innovation oder Demokratie“, erklärt Monica Margoni vom Team blufink. Die Büger:innenbeteiligung soll daher einen Lernprozess in Gang bringen und einen Mehrwert für das Projekt bringen.
Die 15 Planungsteams, die von einer Jury von Expert:innen ausgewählt wurden, werden die Ergebnisse des Bürger:innenrates erhalten und sich mit ihm am 16. September darüber austauschen. Bis Ende November werden die 15 Teams, die sich aus rund 50 Personen zusammensetzen, ihre Projekte einreichen. Am 9. Dezember kann der Bürger:innenrat seine Einschätzung zu den eingereichten Projekten abgeben und mit den Planer:innen in einen Dialog treten. Im Folgenden wählt die Jury das Siegerprojekt aus und es wird Anfang des Jahres in einer Ausstellung vorgestellt werden.
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