Renzlers Rüge
“Verantwortung und Menschlichkeit sehen anders aus.” Das Urteil von Helmuth Renzler über die Entscheidung des Kalterer Gemeinderates, freiwillig keine Flüchtlinge aufnehmen zu wollen, fällt hart aus. Gemeinsam mit den Kalterer ArbeitnehmerInnen im SVP-Bezirksausschuss Bozen Stadt und Land, mit dem sich Renzler vergangene Woche getroffen hat, kritisiert der SVP-Arbeitnehmerchef Renzler “die soziale Haltung einiger Kalterer Gemeinderäte”.
Die Kritik dürfte auch Mathias Lobis gelten. Der Vertreter der SVP-Wirtschaft in Kaltern hatte heftig Stimmung gegen die Unterbringung von Flüchtlingen im Rahmen des SPRAR-Programms gemacht und einen Antrag gegen die Aufnahme von Asylwerbern darüber hinaus im Gemeinderat eingereicht. Auf Facebook schießt Lobis weiter gegen die Flüchtlingsaufnahme, Bürgermeisterin Gertrud Benin Bernard und seit Neuestem offen gegen Landeshauptmann Arno Kompatscher:
“Der Kritik an der Flüchtlingspolitik der EU oder einzelner Staaten kann man durchaus zustimmen”, meint Helmuth Renzler. Angesichts der terroristischen Anschläge in Europa seien auch die zunehmenden Ängste der Bevölkerung verständlich. Ebenso sei es richtig, genau zu beurteilen, wem Asylrechtrecht gewährt werden könne und wem nicht. Und schließlich sei auch ihm, Renzler, bewusst, “dass die Integration von anerkannten, asylberechtigten Migranten kein leichtes Unterfangen ist”.
Aber: “Niemals auszublenden ist, dass Menschen ihr Leben nur dann riskieren und ihre Familien und Heimat nur dann verlassen, wenn in der Heimat keine Hoffnung auf eine bessere Zukunft besteht. Das sind keine leichtfertigen Entscheidungen. Nur all zu gerne wird diese Tatsache von der heimischen Bevölkerung immer wieder ausgeblendet und viele Pauschalurteile fallen.” Das kritisiere der SVP-Bezirksausschuss Bozen Stadt und Land “unisono”, schreibt Renzler in einer Presseaussendung. Und weiter: “Diesen Menschen hilft nicht die Kritik an der Flüchtlingspolitik. Im Gegenteil, eine jede Gemeinde kann entscheiden, ob sie sich der Not dieser Menschen, die vor Krieg und Hungersnot flüchten, verschließen oder sie etwas lindern will.”
Auch schickt Renzler eine Stellungnahme der Kalterer SVP-ArbeitnehmerInnen im Bezirksausschuss mit: “Wir plädieren dafür, diesen Menschen eine Perspektive zu geben, damit sie ihr eigenes Schicksal wieder in die Hand nehmen können. Ihnen auch nur vorübergehend ein ‘Zuhause’ zu geben, ist Teil unserer Verantwortung. Auf dieses Verantwortungsgefühl gründet sich jede zivile Gesellschaft.”