Politik | Bersaglio

“Einigung statt Sündenböcke suchen”

Cristina Kury schaltet sich in die Causa “Bersaglio” ein. Die Grüne stellt sich hinter den Meraner Bürgermeister Paul Rösch – und kritisiert den Koalitionspartner SVP.
Cristina Kury
Foto: Südtirolfoto/Othmar Seehauser

Nachdem wegen der Causa “Bersaglio”salto.bz hat ausführlich berichtet – die Wogen in den vergangenen Tagen in Meran kräftig hochgegangen sind, vor allem Bürgermeister Paul Rösch ins Kreuzfeuer der Kritik geraten ist und sich inzwischen sogar Altlandeshauptmann Luis Durnwalder als Vermittler angeboten hat, bezieht Cristina Kury in einem Schreiben Position. Die Grüne stellt sich hinter Bürgermeister Rösch und kritisiert den Koalitionspartner SVP. Auch der Gemeinderat der Liste Rösch, Toni Ladurner, hatte sich in einem Kommentar auf salto.bz bereits zu Wort gemeldet.

“Die Liste Rösch/Grüne verwehrt sich entschieden gegen die Vorwürfe von Seiten der SVP. Weniger Polemik und mehr konstruktive Lösungsversuche wären angebracht”, schreibt Kury als Fraktionssprecherin im Gemeinderat in einer langen Stellungnahme, in der sie ihre Sicht auf das Ganze darlegt:

“Die Liste Rösch/Grüne bedauert die Polemik von Seiten der SVP, die eine Lösung für die Unterbringung des Ost West Clubs im Bersaglio-Gebäude nur erschwert.
Dazu einige Fakten:

Das Bersaglio-Gebäude ist vom Ex-Landeshauptmann an den Sportclub Meran mit der Auflage geschenkt worden, dort auch dem ital. Sportclub (ASM) eine adäquate Unterbringung zur Verfügung zu stellen. Der ASM besteht darauf, diesen Anteil (30 Prozent) als Eigentum übertragen zu bekommen; der Sportclub beharrt auf Grund eines Rechtsgutachtens darauf, dass dies nicht möglich sei, da ‘Schenkungen’ nicht weiter geschenkt werden dürfen.

So haben sich die Fronten zwischen den beiden Kontrahenten inzwischen verhärtet. Der Bürgermeister, der die Unterbringung des Ost West Clubs in diesem Gebäude anstrebt und mitfinanzieren will, kann in diesem Streit nichts anderes tun, als eine Vermittlung zu versuchen und die Kontrahenten zur Räson zu rufen. Dies bislang leider erfolglos. So weit die Fakten.
Nun zu möglichen Lösungsvorschlägen.

Ein Lösungsvorschlag, den ich kürzlich auch dem Präsidenten des Sportclubs unterbreitet habe, ist: Der Sportclub überlässt dem ASM eine adäquate Immobilie, die nicht von der Schenkung betroffen ist. Dies könnte zum Beispiel der derzeitige Sitz des Sportclubs sein, der in Zukunft nicht mehr gebraucht wird. Dies natürlich nach einer entsprechenden Schätzung und möglicher Ausgleichszahlung. Dabei gäbe es keine juridischen Probleme und der Sportclub hätte dem ASM gegenüber keine Verpflichtungen mehr im Bersaglio-Gebäude. Aber dazu scheint der Sportclub aus verschiedenen Gründen nicht bereit zu sein.
Ein weiterer Weg wäre, wenn der Sportclub klar und deutlich dem ASM ein 99 Jahre währendes Nutzungsrecht des dem ASM zustehenden Anteils im Bersaglio-Gebäude anbieten würde.  Wenn dieses Angebot in der nötigen Klarheit gemacht würde, gibt es die Hoffnung, dass der ASM einlenkt.

Auf alle Fälle geht unser Appell an alle Kontrahenten, sich um eine Einigung zu bemühen, statt Sündenböcke zu suchen. Der Appell von Seiten der SVP an den Bürgermeister, er möge den Deal ‘mit Schneid’ durchziehen, ist unverständlich. Rät die SVP allen Ernstes dem Bürgermeister, ein oder zwei Koalitionspartner einfach zu überstimmen und dann im Gemeinderat mit neuen Mehrheiten und einer ethnischen Spaltung das Projekt zu genehmigen? Abgesehen davon, dass dabei die nötige Mehrheit nicht garantiert ist, ist diese Art, mit Koalitionspartnern umzugehen, nicht der Stil unseres Bürgermeisters und auch dem Projekt nicht förderlich.

Deshalb wäre es wohl weit sinnvoller, die Polemik zu begraben und alle betroffenen Parteien von der Güte des Projektes zu überzeugen: ein schönes Haus wird saniert, der deutsche und der italienische Sportclub arbeiten unter einem Dach zusammen und der Ost West Club hat endlich genügend Platz, seine vielen Ideen gut umzusetzen.”