Kultur | Film der Woche

Schneeberg

Vor knapp 30 Jahren hat der mittlerweile bekannte Regisseur Andreas Pichler seinen Erstling "Schneeberg" gedreht. Ein Gespräch über Aktuelles und Vergangenes. [Video]
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Foto: Zelig

salto.bz: Europa. Kontinent im Umbruch nennt sich eine bereits 2022 gesendete Reihe für den Kultursender "arte". Die Reihe, von Ihnen konzipiert, ist im Kollektiv entstanden, sie wird demnächst wieder gesendet (am 31. Mai und 1. Juni), läuft auch in der arte-Mediathek und könnte schon bald einen wichtigen Preis erhalten. Sie sind in Erwartungshaltung?

Andreas Pichler: Bei solchen Preisen sollte man am besten keine Erwartungshaltung einnehmen, dann läuft’s am besten, hab ich inzwischen gelernt. Die Nominierung alleine ist schon ein Geschenk. Denn die Produktion dieser aufwendigen Serie war eine Schwergeburt zwischen Pandemie und dem Ausbruch des Ukraine Krieges. Wir haben in ganz Europa gedreht mit Drohnen und mit klassischen-Teams. An der Regie waren vier ganz tolle KollegInnen aus verschiedenen Ecken Europas beteiligt und ich hatte die Aufgabe das ganze inhaltlich zu koordinieren.  

Sie hatten für Europa. Kontinent im Umbruch Teil 5. gestaltet, der die digitale Herausforderung untersuchte. Wie sehr ist die digitale Welt für sie selbst eine Herausforderung?

Ich bin was die Digitale Transformation meines Lebens angeht einigermaßen gewappnet; also ich komme zurecht und finde sie oft eine enorme Bereicherung – der Zugang zu Information oder die Möglichkeit Menschen einfach zu kontaktieren. Das Beispiel Estland hat mir auch gezeigt wie sehr die Digitalisierung – wenn sie richtig angegangen wird – die öffentlichen Dienstleistungen eines Staates und des Gesundheitssystems extrem vereinfachen und verbessern kann. 
Ich bin allerdings kein „digital-native“ und hab keine Probleme mein Handy mal liegen zu lassen oder nicht erreichbar zu sein. Wenn ich sehe welchen Einfluss Soziale Medien auf die jüngeren Generation oder ganze Länder haben können, wird mir bange. Das muss in Zukunft alles viel stärker reglementiert werden; sonst können wir unsere Demokratien vergessen und die Psyche unserer Kinder auch. 

Welches Filmprojekt steht grade auf Ihrer "timeline"?

Ich arbeite gerade an einem langen Film zum Thema Wasserstoff. Es geht darum zu verstehen was von dem Hype um Wasserstoff als Energieträger der Zukunft zu halten ist. Der Film wird Anfang 2024 zu sehen sein.
 


Für Ihren 1994 gedrehten künstlerisch anspruchsvollen Film „Schneeberg“ (den salto.bz ab heute für sieben Tage online stellt), konnten Sie damals sogar den Sender Bozen gewinnen. Wurde der Film tatsächlich im Lokalfernsehen gesendet?

Ja, soweit ich mich erinnere schon. Das war schon mutig. Das war damals Koordinator Franz von Walter, der hat sich auch sonst viel getraut was regionales Fernsehen anbelangt. Und er wollte mir als jungen Filmemacher eine Chance geben. 

Aus heutiger Sicht beinahe undenkbar, auch wenn Rai Südtirol als Minderheitensender eigentlich einen wichtigen Kulturauftrag zu erfüllen hat...

Genau, dieser Kulturauftrag soll ja auch kreatives Schaffen unterstützen und nicht nur unabhängige Information. Daher fordert der Filmverband Südtirol FAS schon lange eine eigene Finanzierungs-Schiene bei RAI Südtirol für spezielle Südtiroler Kino Projekte.

Ihr Film Schneeberg ist ein Tanzfilm, prominent besetzt und mit tollen Menschen in der Produktion. Wie denken Sie über diesen „Erstling“ 30 Jahre später?

Als ich meine Laufbahn als Regisseur begann – und mir noch nicht klar war, dass ich einmal Dokumentarfilme drehen werden – da hab ich mich immer davor gedrückt Dialoge für meine Kurzfilm-Ideen zu schreiben; mich haben Regisseure fasziniert in deren Filme kaum gesprochen wurde, etwa bei Tarkovsky. Das Subgenre des Tanzfilms, das ich damals für mich entdeckte, bot mir genau diese Möglichkeit: Geschichten ohne Dialoge nur über die Körper, die Bewegungen und die Landschaften zu erzählen. 

Zu welcher Musik schwingen Sie das Tanzbein?

Zu allem möglichen, aber am liebsten zu Jungle-Rhythmen. 

 

Schneeberg 
 

Schneeberg auf über 2000 Metern Höhe in den Südtiroler Bergen gelegen, war mehr als 800 Jahre lang ein Bergbaugebiet. In einem riesigen Raum der Erinnerung gestalten ein Mann und eine Frau tänzerisch Zustände der Anziehung und Abstoßung. Gleichzeitig beginnt die museale Rekonstruktion des Bergbaugebiets. / Quelle: ZeLIG

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