Gesellschaft | salto Weekend

„Sprechen Sie mit Ihren Angehörigen!“

Mit der Euregio Tour für Organspenden macht der Transplant Sport Club auf ein gravierendes Problem aufmerksam: Es gibt zuwenig Spenderorgane.
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Foto: Salto.bz
Die Wahrscheinlichkeit, dass man selbst irgendwann einmal ein Organ braucht, ist um ein Vielfaches höher, als dass man zum Spender wird, erklärt Stephan Eschertzhuber, Primar der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin am Landeskrankenhaus Hall sowie Transplantreferent für Westösterreich und Südtirol. Eschertzhuber nimmt derzeit mit rund 50 weiteren Testimonials an der Euregio Tour für Organspenden und Transplantationen teil, die heuer bereits zum 19. Mal vom Transplant Sport Club organisiert wird. Salto.bz  hat die Gelegenheit wahrgenommen, beim ersten Zwischenstopp in Sterzing mit Professor Eschertzhuber über das Thema Transplantation zu sprechen.
 
 
 

Eine wichtige Entscheidung

 

„Trotz Sensibilisierungskampganen, die zwar über über die Medien verbreitet werden, steht die Transplantations-Medizin vor dem Problem, dass sich die Menschen nicht mit dem Thema auseinandersetzen“, so Eschertzhuber und erklärt, dass die Organspendebereitschaft nördlich wie südlich des Brenners prinzipiell gar nicht so schlecht sei, „aber sehr viele Menschen setzen sich mit dem Thema nicht auseinander und sprechen vor allem nicht mit ihren Freunden und Angehörigen darüber.“ Deshalb kommt es immer wieder zu Situationen, wo ein Mensch verstirbt – ein Ereignis, das immer tragisch ist – und die Verwandten dann versuchen müssen, den mutmaßlichen Willen des Verstorbenen zu ergründen. Viele Familien haben Angst, ihre Zustimmung zu geben, weil sie den Wunsch des Angehörigen nicht kennen, berichtet der Transplantreferent. Sein Appell lautet deshalb: „Sprechen Sie darüber und sagen Sie, was Sie wollen – vor allem, wenn Sie es Ihren Angehörigen leichter machen möchten!“ Eine zusätzlich Belastung in dieser Ausnahmesituation ist nämlich dieses „Nicht-Wissen“.
 
Wenn mein Leben davon abhängt, würde ich ein Spenderorgan haben wollen oder nicht?
 
Die Tour für Organspenden sei eine gute Gelegenheit, zuhause über dieses Thema zu sprechen und abzuklären, ob man Organspender sein möchte oder nicht. „Sowohl für die Familien als auch für das medizinische Personal ist es eine Riesenhilfe, wenn man den Willen des Verstorbenen kennt“, so Eschertzhuber. Zum einen wird dadurch vom Behandlungsteam wie auch von den Angehörigen eine große Last genommen, zum anderen – entscheidet man sich für ein Ja – rettet man zudem auch noch Leben. Denn wie der Transplantreferent erklärt, sei die Wahrscheinlichkeit für jeden Südtiroler viermal höher, dass er ein Organ braucht, als dass er zum Spender wird. Laut Statistik gibt es nämlich jährlich rund 200 Spender, aber 800 Patienten, die auf ein Organ warten. Sein Rat, wenn man vor dieser Entscheidung steht, lautet, dass man sich selbst die Frage stellen sollte: Wenn mein Leben davon abhängt, würde ich ein Spenderorgan haben wollen oder nicht? Oder noch besser: Würde ich es für meinen Partner, Kind, Vater oder Mutter wollen?
 

Sensibilisierungskampagne durch die Euregio

 

Bereits zum 19. Mal organisiert der Transplant Sport Club die Euregio Tour für Organspenden und Transplantationen. Mit diesem Sportevent möchten die Organisatoren einerseits darauf aufmerksam machen, dass auch Menschen, die sich einer Transplantation unterzogen haben, ein einigermaßen normales Leben führen können. Ein weiteres Ziel ist es, die Menschen entlang der Euregio-Route, die von Tirol über Südtirol ins Trentino führt, für das Thema Organspende zu sensibilisieren und jenen, die auf ein Spenderorgan angewiesen sind, Hoffnung zu geben und den Spendern und ihren Familien „Danke“ zu sagen. Die grenzüberschreitende Radveranstaltung, die über drei Etappen über Sterzing, Bruneck und Tramin nach Arco führt, wurde gestern (24. Juni) in Innsbruck gestartet.
 
 
 
Beim ersten Stopp in Sterzing wurde der Rad-Tross von Landeshauptmann Arno Kompatscher,  Generaldirektor Florian Zerzer sowie dem ärztlichen Direktor des Krankenhauses Sterzing, Michael Engl und dem Pflegedienstleiter Harald Frena begrüßt. An der Tour nehmen unter anderem Marc Kaufmann, Primar des Dienstes für Notfall-, Anästhesie und Intensivmedizin im Landeskrankenhaus Bozen, und Stephan Eschertzhuber, Primar der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin am Landeskrankenhaus Hall sowie Transplantreferent für Westösterreich und Südtirol, teil. Weiters die Anästhesisten Julia Kompatscher und Hannes Dejaco sowie Eugen Vikoler, Vizepräsident des Transplant Sport Club.