Kultur | Gedenktag

Antifaschistische Nudeln

Die traditionelle "Pastasciutta Antifascista" wird heute in vielen italienischen Städten gekocht und kredenzt. Auch in Bozen. Eine kulinarische Annäherung.
Pasta
Foto: Wikipedia
  • Seit wann gibt es Antifaschismus? Die Antifaschistische Bewegung hat ihre Wurzeln in den 1920er und 1930er Jahren, als sich Menschen und Gruppierungen gegen den aufkommenden Faschismus in Europa organisierten. Erste antifaschistische Gruppen entstanden in Italien und Deutschland. Besonders in Deutschland formierten sich breite Bündnisse aus Kommunisten, Anarchisten, Sozialisten, Gewerkschaftern und anderen linken Gruppen, um gegen die Nazis zu kämpfen. Eine der bekanntesten frühen organisierten antifaschistischen Gruppen war die Antifaschistische Aktion. Die Abkürzung für Antifaschistische Aktion lautet Antifa und wird seitdem in verschiedenen Formen immer wieder verwendet. Bis heute.
     

    Anti dies, anti das
    Sie hat sich nie angepasst
    Und sie kämpft für eure Freiheit
    Aber keiner kämpft für sie
    [Swiss und die Anderen]

  • Kulinarische Wertehaltung: Symbol für Freiheit und Widerstand Foto: Privat

    Auch in anderen Ländern, etwa in Spanien, gab es ähnliche Bewegungen – beispielsweise die International Brigades im Spanischen Bürgerkrieg die gegen den faschistischen Diktator Franco kämpften. Dazu kamen zahlreiche Antifaschisten und Antifaschistinnen aus unterschiedlichen Ländern, um die Freunde und Freundinnen in Spanien zu unterstützen.
    Seit dem 25. Juli 1943 gesellte sich zum antifaschistischen Kampf ein besonderes Essensritual dazu: die Pastasciutta Antifascista. Die symbolträchtige Tradition in Italien hat ihren Ursprung im Jahr 1943, als der Oberfascho Mussolini vom „Gran Consiglio del Fascismo“ abgesetzt wurde. Am darauffolgenden Tag, dem 26. Juli, feierte die Familie Cervi (siehe: Istituto Alcide Cervi), eine bekannte antifaschistische Familie aus der Emilia-Romagna, dieses Ereignis, indem sie knapp 400 kg Pasta in der Gemeinde Campegine verteilte. 

  • Familie Cervi: Nudeln für alle statt Faschismus Foto: Wikipedia
  • Familie Cervi lud die Dorfgemeinschaft ein, gemeinsam zu essen und die Befreiung vom Faschismus zu feiern. Das einfache Gericht – Pasta mit Butter und Parmesan – wurde zum Symbol für Freiheit und Widerstand. Heute wird die Pastasciutta Antifascista jährlich am 25. Juli in vielen italienischen Städten gefeiert, um an diesen historischen Moment zu erinnern. Auch in Bozen.
     

    Ihr solltet ihr danken und nicht mit ihr zanken
    [Swiss und die Anderen]


    Am heutigen 25. Juli laden verschiedene Vereine und Organisationen ab 19.30 ins Pippo.Stage zur 8. Ausgabe der Pastasciutta antifascista. Ab 21. Uhr wird der Film Costruzione Liberazione im Rahmen des Projekts Storie italiana gezeigt, um 21.30 präsentiert Controtempo Teatro das Stück Dialoghi Dalla parte giusta von Flora Sarrubbo e Pietro Marchi. Es geht darin – und immer auch im Austausch mit dem Publikum – um Widerstand vorher, während und nachher. Und natürlich gibt es Pasta.

  • Mahlzeit: "Pastasciutta antifascista" am heutigen Freitag im Pippo.Stage Foto: ANPI
  • Der Antifaschismus in Südtirol begann ebenfalls in den 1920er Jahren und hat mit dem Lehrer Franz Innerhofer (Vater der Mundartdichterin Maridl Innerhofer) ein erstes Opfer der Faschisten. Innerhofer wurde am 24. April 1921 in Bozen von faschistischen Schlägertrupps erschossen, nachdem er im Rahmen der Frühjahrsmesse an einem Trachtenumzug teilgenommen.
    Eine Besonderheit sogenannter antifaschistischer Strömungen heute in Südtirol ist auf jeden Fall, dass hierzulande vor allem viele deutschsprachige rechtskonservative Parteien und Bewegungen vor dem Faschismus mahnen oder als entschiedene Gegner auftreten, aber nichts mit der herkömmlichen internationalen Antifa am Hut haben und wohl auch nicht an einer Veranstaltung wie Pastasciutta antifascista teilnehmen würden. 

    Und wie steht es um die gegenwärtige Poltik? Landeshauptmann Kompatscher gilt als selbsternannter "Garant" gegen faschistische und rechte Tendenzen in der Landesregierung mit (zu) vielen Rechtsparteien, sein Vize Galateo marschiert hingegen auch schon mal bei faschistischen Fackelumzügen mit und hat daneben bereits mehrmals seine Unfähigkeit als vermeintliche politische Persönlichkeit unter Beweis gestellt. Was also noch sagen?
    Viva la Pastasciutta antifascista!

  • Verliebt in die Antifa. In der über 100jährigen Geschichte sind zahllose Antifa-Songs geschrieben und gesungen wordern. Einer stammt von der Gruppe "Swiss und die Anderen". Er kommt im verstörenden Schlagerkleid daher, seine Botschaft ist dennoch klar und unmissverständlich.
    (c) Swiss und die Anderen

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Hartmuth Staffler Fr., 25.07.2025 - 14:19

Ein Beitrag über die antifaschistischen Nudeln ist vor einigen Tagen als Kommentar auf der deutschen Internet-Seite "Gutefrage" erschienen. Es freut mich, dass Salto diesen Beitrag samt Foto übernommen hat.

Fr., 25.07.2025 - 14:19 Permalink