Freizeit | Genuss mit Nuss

Walnuss und Haselnuss – ein starkes Duo

Aus Südtirols Gärten auf den Teller: Zwei Nüsse, die deine Küche vom Brot bis zum Dessert bereichern.
Nüsse
Foto: Pexels
  • Walnüsse und Haselnüsse begegnen dir in Südtirol auf Schritt und Tritt. Sie wachsen in Gärten, an Feldrändern und prägen die Landschaft entlang der Weinhänge. Geerntet wird ab August (Haselnuss) beziehungsweise im Herbst (Walnuss). Ihre Kerne liefern Energie, Geschmack und zahlreiche Einsatzmöglichkeiten – von Brot über Süßwaren bis zu Destillaten. Auch gesundheitlich sind sie wertvoll: reich an Ölen, Proteinen und Mineralstoffen. Spannend ist zudem ihre regionale Verwurzelung. Du findest sie in bäuerlichen Traditionen ebenso wie in modernen Produkten. In dieser Reportage erfährst du, woher die beiden Nüsse stammen, wie sie in Südtirol verarbeitet werden und was du daraus im Alltag machen kannst. 

  • Zum Autor

    Hanno Innerhofer ist Kochlehrer, Mietkoch und Buchautor. Mit seinen beliebten Kursen für Thai-Küche und Sushi begeistert er regelmäßig Menschen für die feine Kunst asiatischen Kochens.

  • Von Persien nach Südtirol

    Die Walnuss kam vor Jahrtausenden aus Persien nach Europa. Über Handelswege erreichte sie die Alpen und galt schon in der Antike als Symbol für Glück. Archäologische Funde belegen ihre Nutzung seit über 9.000 Jahren in Vorderasien. Auch römische Autoren wie Plinius beschrieben sie in ihren Schriften. 

    Die Haselnuss hat eine ebenso lange Geschichte. Ihr lateinischer Name (avellana) stammt von Avella, einer Stadt in Kampanien, und verweist auf die frühe Kultivierung im antiken Italien. Schon Griechen und Römer schätzten sie als feste Nahrungsquelle. 

    In Südtirol prägen Walnussbäume und Haselsträucher seit Jahrhunderten das Landschaftsbild. Besonders im Etschtal gedeihen sie gut. Dort entwickelten sich regionale Sorten, angepasst an Klima und Boden. Auch das Brauchtum ist eng mit ihnen verknüpft: Der Walnusslikör „Nocino“ wird seit dem Mittelalter zur Sommersonnenwende angesetzt und als Ritualgetränk genutzt.   

  • Zwischen Forschung und Feinkost

    Heute erleben Walnuss und Haselnuss neue Aufmerksamkeit. Forscher prüfen Sorten, die in höheren Lagen robust und ertragreich sind. Auch die Weiterverarbeitung boomt: Manufakturen setzen auf grüne Nüsse und alte Familienrezepte, um Liköre und Geiste mit regionalem Charakter herzustellen. 

    Für die Süßwarenindustrie sind Haselnüsse unverzichtbar. Unternehmen wie Loacker verarbeiten bei Vollertrag rund 500 Tonnen Haselnüsse aus eigenem Anbau – überwiegend italienischer Herkunft. Gleichzeitig investieren Forschungsinstitute in neue ökologische Sorten. 

    Du siehst: Walnuss und Haselnuss sind nicht bloß Relikte vergangener Zeiten. Sie stehen mitten in aktuellen Entwicklungen, von der Landwirtschaft bis zur kulinarischen Innovation. 

  • Aromen, Techniken und Risiken

    Traditionell setzt man Walnusslikör aus grünen Früchten an, wobei die Rezepte von Dorf zu Dorf variieren. Haselnüsse landen meist geröstet in Süßwaren oder Cremen. Walnüsse isst du frisch, im Brot oder in Form von Öl. 

    Aromatisch unterscheiden sich beide deutlich. Walnüsse wirken weich, leicht bitter und erinnern an Mandeln. Haselnüsse sind süßer, runder und sensorisch milder. 

    Auch Risiken solltest du beachten: Nüsse zählen zu den stärksten Allergenen. Haselnüsse sind bei Kindern besonders problematisch, Kreuzallergien mit Pollen kommen häufig vor. Bei der Ernte gilt: Walnüsse fallen meist im Oktober, Haselnüsse sammelst du ab August. Die Lagerung erfordert Sorgfalt, da bei zu hoher Feuchtigkeit Schimmel droht.   

  • Praktisches für deine Küche

    Beim Einkauf lohnt sich der Blick auf regionale Produkte. Kaufe Nüsse möglichst ungeschält – sie halten länger und bleiben aromatisch. Lagere sie kühl, trocken und dunkel. Auch Einfrieren ist möglich, wenn du größere Mengen kaufst. 

    In der Küche gilt: Röste Haselnüsse kurz, um ihr Aroma zu verstärken. Walnüsse schmecken frisch knackig, entwickeln im Gebäck oder in warmen Speisen aber eine angenehme Tiefe. Praktisch: Walnussöl verfeinert Salate, Haselnussmus passt zu Süßspeisen. Bei bestehenden Allergien solltest du die Menge anpassen. So nutzt du beide Nüsse vielseitig – vom schnellen Snack bis zu ausgefeilten Rezepten. 

  • Von Brot bis Likör

    Walnüsse und Haselnüsse findest du in Südtirol in fast jeder kulinarischen Form. Beim Brot reicht die Palette vom klassischen Walnussbrot bis zu Mischbroten mit Haselnüssen. Festlich wird es beim Zelten, dem traditionellen Weihnachtsbrot, das beide Nüsse mit getrockneten Früchten verbindet. 

    In der süßen Bäckerei sind Walnusstorte, Strudel und Nusskuchen ebenso verbreitet wie Haselnussschnitten, Nussstangen und Kleingebäck. Auch Naschwerk wie gebrannte Nüsse gehört dazu. Desserts nutzen beide Kerne: Walnussparfait, Haselnusscreme oder Buchteln sind nur einige Beispiele. 

    Spirituosen wie Nusseler, Walnussgeist und Haselnussschnaps ergänzen das Bild. Dazu kommen Öle, die Salate und Süßspeisen verfeinern, sowie herzhafte Anwendungen – von Füllungen über Panaden bis zu Wildgerichten. 

  • Mineralstoffe & Vitamine

    Walnüsse und Haselnüsse sind optimal für eine gesunde Ernährung und liefern zahlreiche Mineralstoffe und Vitamine. Haselnüsse sind Spitzenreiter bei Vitamin E, dazu mit mehr Calcium und Biotin. 

    Walnüsse punkten mit höheren Anteilen an B-Vitaminen, Folsäure und Phosphor. 

    Beide: reich an ungesättigten Fettsäuren, Kalium und Magnesium – wertvoll für Herz, Muskeln und Nerven. 

  • Nährwerttabelle: geprüfte Nährwertangaben aus verschiedenen Quellen. Angaben ohne Gewähr. Foto: SALTO
  • Glossar

    • Nocino: Likör aus grünen Walnüssen, traditionell zur Sommersonnenwende angesetzt. 
    • Sensorik: Wahrnehmung von Geschmack, Geruch und Textur bei Lebensmitteln. 
    • Kreuzallergie: Reaktion, bei der Pollenallergien Allergien gegen Nüsse verstärken. 
  • Mascarpone-Creme: aromatisiert mit Walnusslikör. Dazu geröstete Haselnüsse als knuspriges Topping. Foto: Pexels
  • Rezept: Nocino-Creme mit Mascarpone und gerösteten Haselnüssen

    Mascarpone-Creme, aromatisiert mit Walnusslikör „Nocino“. Dazu geröstete Haselnüsse als knuspriges Topping. 

    Zubereitungszeit: 25 Minuten 

    Zutaten (für 4 Personen) 

    • 250 g Mascarpone 
    • 200 g Schlagsahne 
    • 60 g Zucker (oder 2 EL Honig) 
    • 3 EL Nocino (italienischer Walnusslikör, alternativ Amaretto) 
    • 1 TL Vanillezucker 
    • 40 g Haselnüsse (grob gehackt) 
    • 1 kleine Prise Salz 

    Zubereitung 

    1. Haselnüsse in einer Pfanne ohne Fett rösten, bis sie duften. Beiseitestellen. 
    2. Sahne mit Vanillezucker steif schlagen. 
    3. Mascarpone mit Zucker, Nocino und einer Prise Salz cremig rühren. 
    4. Sahne vorsichtig unterheben, bis eine gleichmäßige Creme entsteht. 
    5. Creme in Gläser füllen, mit den gerösteten Haselnüssen bestreuen und mindestens 30 Minuten kaltstellen. 

    Tipps 

    • Reste eignen sich gut als Füllung für Crêpes. 
    • Haselnüsse frisch rösten – sie bleiben in einer Dose 1–2 Wochen aromatisch. 

    Variante ohne Alkohol 

    Das Rezept ist vegetarisch. Wer keinen Alkohol verwenden möchte, ersetzt Nocino durch Espresso oder Zimtsirup. 

    Food-Pairing 

    Gut passt ein Espresso oder ein Glas süßer Vin Santo. Saisonaler Tipp: im Herbst mit karamellisierten Birnen servieren. 

    Nährwertangaben pro Person 

    • Kalorien: ca. 420 kcal 
    • Eiweiß: 6 g 
    • Fett: 34 g 
    • Kohlenhydrate: 18 g 

    Allergene 

    Milch (Mascarpone, Sahne), Schalenfrüchte (Haselnüsse), Alkohol (Nocino). 

     

     Quellen & Weiterführendes 

    • Servus Magazin (2024): Walnuss – Herkunft und Kultur, servus.com 
    • Farinelli (2025): Haselnuss in Geschichte und Kultur, obstwein-technik.eu 
    • Unterthurner (2024/2025): Walnusslikör und Nuss-Spirituosen, unterthurner.it / unterthurner.de 
    • Genussland Südtirol (2025): Nüsse in Küche und Brauchtum, genusslandsuedtirol.it 
    • ZDS Solingen (2025): Sensorik von Nüssen, zds-solingen.de