Gesellschaft | Militärgericht in Verona

Skirennläuferinnen ohne Schuld?

Denise Karbon und Isolde Kostner verantworten sich dieser Tage vor dem Miliätärstrafgericht in Verona. Die Kastelruther halten Karbon die Stange: „Wir stehen hinter Denise.“
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Foto: © BeYoung.

Die Angelegenheit ist delikat, immerhin geht es um zwei Südtiroler Athletinnen. Einerseits Aushängeschilder von Tourismusregion und -gemeinden, andererseits beide in der Sportgruppe der Fiamme Gialle stationiert, wenn auch eine vorübergehend suspendiert, nämlich die Kastelruther Skirennläuferin Denise Carbon. Mit ihr im Boot sitzt die ehemalige Grödner Skilegende Isolde Kostner. Begonnen hatte der Prozess in Verona schon im März, einen gerichtlichen Vergleich lehnten beide ab und pochten stets auf ihre Unschuld. Nun kommt es zur Anhörung der Zeugen in Verona. Die Anklage lautet auf Steuerhinterzug: Karbon und Kostner sollen einen Teil ihrer Sponsoreneinkommen auf ein Schweizer Konto transferiert haben.

Interesse mal zwei

Die zentrale Verteidungsstrategie der Südtirolerinnen lautet: Das Geld aus Sponsoreneinnahmen hätten sie dem Grödner Wirtschaftsberater Roland Costa anvertraut, was er damit anstellte, wussten sie nicht. Colonello Giovanni Avitabile von der Bozner Finanzwache stellt klar: „L'interesse della guardia di finanza è che le regole vengano rispettate. Le atlete facevano sì parte della Guardia di Finanza, ma l'importante è che la legge sia uguale per tutti.“ Avitabile wiederholt, „es geht darum, dass Gesetze eingehalten werden müssen, ob es Angehörige der Finanzwache sind oder nicht.“

Die Stimmen in der Heimatgemeinde von Denis Karbon sind unmissverständlich und entschieden: „Wir stehen hinter der Denise und sonst hab ich dazu nichts zu sagen“, tönt eine Kastelruther Garnivermieterin. "Viel Trara in den Medien, viel Wirbel um nichts, nein, bei uns ist das kein Thema", heißt es aus dem Hotel Alpenflora, man mache mehr kaputt als dass man etwas löse. Der Leiter des Völser Schilehrerbüros drückt sich etwas verhaltener aus: „Das kann schon mal passieren, am Image der Denise wird das nichts ändern. Aber ja, ganz in Ordnung sind diese Sachen nicht.“ Trotzdem: Vergehen hin oder her, das Dorf, auch Völs, stehe absolut hinter Denise Karbon.

Wer ist schuld?

-Verschob Isolde Kostner im Jahr 2002 rund zwei Millionen Euro in die Schweiz, waren es bei Denise Karbon 450.000 Euro, im Zeitraum von 2007 bis 2009. Schlüsselfigur im Geldschlamassel der Angeklagten ist Costa. Mitte 2012 ließ sich dieser am Bozner Landesgericht auf einen Vergleich ein. Die Haftstrafe von eineinhalb Jahren wurde auf Bewährung ausgesetzt. Nimmt Costa die Schuld nun auf sich, könnte er seine beiden Ex-Kundinnen wesentlich entlasten. Als Zivilperson kann er von der Militärgerichtsbarkeit ohnehin nicht belangt werden.

Noch dauert der Prozess in Verona an, über 20 Personen sind in den Zeugenstand gerufen, „richiederà tempo“, meint Colonello Avitabile und fügt hinzu: „Purtroppo queste cose capitano“.