Auf ins neue Bildungsjahr
Die vorletzte Ferienwoche ist zu Ende – und zumindest für die Direktorinnen und Direktoren der deutschsprachigen Kindergärten und Schulen im Land hat das neue Bildungsjahr am Freitag bereits mit der alljährlichen Eröffnungskonferenz begonnen. In der Aula Magna des Bozner Gymnasiums "Walther von der Vogelweise" wurden sie von ihrem politischen und administrativen Ansprechpartner auf das neue Schuljahr eingestimmt. Reformpädagogisch mutete dabei der Diskurs von Peter Höllrigl an: „Die Umgebung, in der wir uns befinden, bestimmt, wie viel von unserem inneren Potenzial wir zum Ausdruck bringen können“, begann der Schulamtsleiter seine Ausführungen. Darin unterstrich er, dass jedes Kind und jeder Jugendliche seine Begabungen entfalten wolle. Aufgabe der Bildungsinstitutionen sei es, mit der Vielfalt und Andersartigkeit umzugehen, die dabei zu Tage treten. „Unsere Kinder sind nicht dazu da, um die Wunschvorstellungen der Eltern, der Lehrer, der Bildungspolitik zu erfüllen“, meinte Höllrigl. „Es ist unsere Aufgabe, die Umgebung so zu gestalten, dass sie ihre Talente gut entwickeln können. Es ist jedoch nicht unsere Aufgabe, die Kinder in eine Norm zu befördern, der sie nicht entsprechen.“ Vielmehr müsse es dem Kindergarten und der Schule gelingen, Kinder und Jugendliche dazu zu bringen, ihre Kompetenzen und Individualität zu entfalten.
"Unsere Kinder sind nicht dazu da, um die Wunschvorstellungen der Eltern, der Lehrer, der Bildungspolitik zu erfüllen."
Wie wichtig dabei die Rolle der Pädagoginnen und Pädagogen ist, unterstrich auch Bildungslandesrat Philipp Achammer: „Die Bildungschancen unserer Kinder hängen nicht von der nächsten Schulreform, von der Klassenstärke oder von der Ausstattung des Chemielabors ab", betonte er, „was wirklich zählt, sind die Menschen, die vor der Tafel stehen." Daher gelte es, „die Besten der Besten für diesen Beruf zu gewinnen“, so Achammer. Damit dies gelinge könne braucht es laut dem Landesrat nicht nur eine gesellschaftliche Wertschätzung der pädagogischen Arbeit, sondern auch Sicherheit und Planbarkeit für die berufliche Entwicklung. Achammer zeigte sich dabei zuversichtlich, dass in absehbarer Zeit eine Durchführungsbestimmung zum Autonomiestatut verabschiedet werden kann, mit der die Kompetenz für die Lehrerausbildung dauerhaft dem Land Südtirol übertragen wird. Dies würde es ermöglichen, ein Südtiroler Lehrbefähigungsmodell für die Sekundarstufe zu entwerfen.
In Bezug auf die Stellenwahl stellte Achammer in Aussicht, bereits im kommenden Schuljahr mit der Vergabe von mehrjährigen Aufträgen zu beginnen und in der Folge den Termin für die Stellenwahl vorzuverlegen. Außerdem sollte es laut dem Landesrat möglich sein, dass die individuelle Leistung von Pädagogen für Kindergarten und Schule mehr als bisher honoriert werde. Als Themen, die das beginnende Schuljahr prägen werden, nannte Philipp Achammer die Reorganisation des Bildungsressorts, die Potenzierung von Sport und Bewegung sowie die Mehrsprachigkeit und Sprachkomplexität in Kindergarten und Schule.