Politik | Sanitätsreform

Arno Kompatscher zu Geburtenstationen

"Wir können nicht überall ein eigenes Modell haben", antwortet der Landeshauptmann auf die Frage, warum Südtirol seine autonomen Sanitätskompetenzen nicht wahrnehme.

Auf der wöchentlichen Landespressekonferenz ging es am Dienstag, 27.01. um die RAS Sendestationen, um die Freiwilligenarbeit und um die Finanzierung von besonders dünnen Nadeln für Diabetiker. Themen, die sich die anwesenden Journalisten geduldig auffächern ließen, doch dann ging es gleich los mit den Fragen zur Sanitätsreform bzw. den Geburtenstationen. Will die Landesregierung ihre autonome Kompetenz zur Ausstattung der Geburtenstationen wahrnehmen oder nicht? In den letzten Tagen wurde diese Frage von mehreren Seiten gestellt, die Freiheitlichen in einer Landtagsanfrage, der Sterzinger Anwalt Alexander Kritzinger im Interview, aber auch innerhalb der SVP wollte man wissen, inwieweit die Vorgaben der Staat-Regionen-Konferenz bindend sind.

Landeshauptmann Arno Kompatscher ließ daran keinen Zweifel: "Wir haben zwar die Autonomie auch in diesen, das Gesundheitswesen betreffenden Fragen und theoretisch könnten wir alle sieben Krankenhäuser mit Geburtenstationen belassen. Doch kommen wir nicht um die staatlich vorgesehenen Sicherheitsstandards herum." Die 24-Stunden-Ausstattung mit einem vollständigen Team aus Anästhesist, Gynäkologe, Kinderarzt und Hebamme könnten nicht geleistet werden. "Oder sollen wir auf den Anästhesisten verzichten, nur weil wir als Südtiroler ein eigenes Modell fahren wollen?" fragt Kompatscher in die Runde.

Ob diese Standards überzogen sind oder nicht werde diskutiert und man überprüfe derzeit, ob man den Staat erneut auffordern soll, die Vorgaben zu den Geburtenstationen zu revidieren. Tatsache sei, dass Gesundheitslandesrätin Martha Stocker am Mittwoch, 28. Jänner ihr Sparmodell zur Südtiroler Sanität vorstellen wird, den Bezirksvertretern, den Bürgermeistern, den Parteien und anschließend, am 10. oder am 17. Februar auch in der Landesregierung.

 

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Willy Pöder Mi., 28.01.2015 - 11:36

Dass hat gebraucht! Nun ist man mit der Wahrheit endlich herausgerückt. Über Jahre hinweg (seit 2013) wurde die Mindestanzahl von Geburten per anno (einmal waren es 500 ein anderes Mal 300) als absolute Voraussetzung für die Aufrechterhaltung einer Geburtenstation ins Feld geführt. Schlanders, Innichen und auch Sterzing wurden damit vertschüsst. Als Rom nun neulich klarstellte, dass es darum gar nicht ginge, sondern vielmehr um die fachärztliche Bestückung einer solchen Abteilung, sahen sich der Landes-Ministerpräsident, Arno Kompatscher, und dessen Ministerin für Gesundheit und Wohlbefinden, Martha Stocker, plötzlich zur Wahrheit genötigt. Und sie sagten, nicht die Anzahl sei letztendlich das Problem, sondern vielmehr die 24-stündige Präsenz eines Gynäkologen, eines Kinderarztes, eines Anästhesisten und einer Hebamme. Man könnte (oder will) sich derart hohe Kosten für dermaßen wenige Geburten schlicht und einfach nicht leisten. Ganz von der Hand zu weisen ist das Argument keineswegs. Warum aber, so muss man sich notgedrungen Fragen, die monatelang anhaltende Vernebelungsaktion? Hatte man vor den Wahlen nicht Glasnost versprochen? Oder meinte man damit nur trüben Most!?

Mi., 28.01.2015 - 11:36 Permalink
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Stefan Troyer Do., 29.01.2015 - 13:04

Antwort auf von Willy Pöder

Nun, es ist ganz offensichtlich auch im Falle der ärztlichen Präsenz noch nicht geklärt, ob es sich um eine Verpflichtung handelt oder ob es auch in diesem Fall lediglich eine Empfehlung ist.

Es ist ganz einfach schade, dass bei jedem erdenklichen und auch nur ansatzweise opprtunen Thema ein eigener Weg auch entgegen bindender staatlicher Vorgaben fast schon zur Glaubensfrage erhoben wird, während man sich bei oft wesentlich leichter durchzusetzenden Maßnahmen schleunigst hinter höchst fadenscheinigen Argumentationen versteckt, sobald diese nicht den Vorstellungen entsprechen.

Ich habe nur noch immer nicht verstanden, wie viel tatsächlich durch die Auflassung der Geburtenstationen eingespart werden kann oder wie viel die Schließung der Chirurgie in den peripheren Krankenhäusern bringen wird. Es wurden dazu ja nicht einmal die Zahlen zu den Kosten der einzelnen Abteilungen veröffentlicht, geschweige denn eine tatsächliche Nettorechnung unter Berücksichtigung notwendiger Investitionen und/oder Aufstockungen in den anderen Krankenhäusern.

Volkswirtschaftlich gesehen dürfte die Zentralisierung ohnehin ein Wahnsinn sein, aber eine gesamtheitliche Betrachung der Maßnahmen zu verlangen wäre wohl offensichtlich des Guten eindeutig zu viel...

Do., 29.01.2015 - 13:04 Permalink