Kultur | Theater

Was Sargnagel auf Facebook teilt

Stefanie Sargnagel gilt als einflussreiche, feministische Autorin Österreichs. Dekadenz zeigt nun eine Inszenierung ihres Buchs „Statusmeldungen“.
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Foto: Daniel Jarosch

In Zeiten von Facebook und Co prasseln unzählige Nachrichten täglich in die Feeds unserer Social Media-Profile. Auch die Autorin und Cartoonistin Stefanie Sargnagel wählt mit Vorliebe diesen Weg, um ihr persönliches Leben, aber auch ihre Beobachtungen zum aktuellen Weltgeschehen mit der interessierten Öffentlichkeit zu teilen. Eine Sammlung ihrer Facebook-Beiträge zwischen 2015 und 2017 erschien im Jahr 2017 mit dem Titel „Statusmeldungen“ im Rowohlt-Verlag.

 

 

Seit September 2021 gibt es „Statusmeldungen“ auch als Theaterstück, aufgeführt von der Innsbrucker Theatergruppe theater praesent. Die Regisseurin des Stücks, Susanne Schmelcher, ist in der Inszenierung akribisch mit Sargnagels Text vorgegangen: „Ich ordnete verschiedene kurze Zitate Überbegriffen zu, die für die verschiedenen der insgesamt 17 Szenen als Rahmen dienen. Eine Szene heißt zum Beispiel ‚Superhelden‘ und behandelt den eigenen Idealismus. Da geht es um Fragen wie, ob der eigene Idealismus übertrieben ist oder ob man eigentlich viel mehr machen müsste“, erklärt sie im Gespräch mit salto.bz. Die Aussagen Sargnagels sollen dabei unverfälscht bleiben und die drei Schauspieler:innen nähern sich über Figuren und Szenen dem Buch an.

 

 

Ungeschönt und schonungslos

 

Für Schmelcher ist die Herangehensweise von Sargnagel ungeschönt und schonungslos. Die Facebook-Beiträge entstanden, während die Autorin an der Akademie der bildenden Künste in Wien studierte und in einem Callcenter arbeitete. Als Tochter einer Krankenschwester und eines Installateurs kennt Sargnagel nicht nur das „Bildungsbürgertum“. Sie analysiert sowohl rechte als auch linke politische Richtungen und setzt sich mit der Machtposition des alten weißen Mannes auseinander. Dadurch sprengt sie Genregrenzen, wirkt feministisch, satirisch, melancholisch oder einfach banal.

„Stefanie Sargnagel beansprucht bestimmte als männlich begriffene Attribute für sich, wie das Laute, das Derbe, Versaute und Abgeranzte. Sie kapert klassische Männerdomänen, indem sie raucht und Mitglied der feministischen Burschenschaft Hysteria ist. Dadurch wird das Selbstverständnis der Frau hinterfragt, was macht eine Frau aus, was darf eine Frau? Das finde ich total wichtig“, sagt Schmelcher.  

 

Stefanie Sargnagel beansprucht bestimmte als männlich begriffene Attribute für sich, wie das Laute, das Derbe, Versaute und Abgeranzte - Susanne Schmelcher

 

Für sie sind die Facebook-Beiträge ein idealer Nährboden, um ein lustiges und wohl auch tiefgründiges Theaterstück auf die Beine zu stellen: „Sargnagel beobachtet die Gegenwart als Autorin sehr genau und spricht dadurch viele Dinge auf irrsinnig komische Weise an.“ Am 30. März feiert „Statusmeldungen“ um 20:30 Uhr seine Premiere im Theater Dekadenz in Brixen.