Kultur | Franzensfeste

Die Südtiroler Biennale

Besser eine Festung voller Kunst, als eine Festung voller Kanonen, lautete der Satz zur Eröffnung der 50x50x50 Ausstellung vor zwei Jahren. Nun ist es wieder soweit.

Zum dritten Mal findet sie statt, die Südtiroler Biennale der zeitgenössischen Kunst, wie Ideator Hartwig Thaler die Ausstellung 50x50x50 Art Südtirol mit einem Augenzwinkern nennt. 50 Künstler in 50 Räumen an 50 Tagen, so die Idee und titelwirksame Schlagzeile. Tatsächlich ist es die größte und umfassendste Schau von Südtiroler Künstlern, die von Juli bis September in der Festung Franzensfeste zu sehen ist. „Entstanden ist das Ganze aus der starken Notwendigkeit heraus, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen, wir Künstler wollten zeigen, dass wir selbst die Initiative ergreifen können, um uns und unsere Werke zu präsentieren,“ erzählt der Brixner Hartwig Thaler die Ausgangsidee.

Die Kunstszene ist ein weites und freies Feld, jeder Künstler ist sich selbst der Nächste und die gängige Subventions- bzw. Auftragspolitik facht nicht nur den künstlerischen Schöpfergeist an, sondern schürt auch Eifersüchteleien: Da ist der Eindruck von Bevorzugung und Benachteiligung schnell einmal da. Alldem eine Initiative gegenüberzustellen, die zeigt, dass Künstler eine Schicksalsgemeinschaft sind und neben Konkurrenz auch Solidarität seinen Stellenwert hat, das war die Absicht der Veranstalter von 50x50x50. „Eine Schicksalsgemeinschaft deswegen, weil wir alle einmal den Entschluss gefasst haben, uns auf dieses unsichere und wankelmütige Künstlerleben einzulassen, wir sind quasi dem Ruf unserer Leidenschaft gefolgt und das sollte uns verbinden.“

Dass die Idee der 50x50x50 fruchtet, sieht Thaler an der wachsenden Zahl derer, die sich zur Ausstellung anmelden. In diesem Jahr sind es 58 Künstler, die mit dabei sind, nicht nur aus Südtirol, sondern auch aus Ausburg, München, Wien und Dortmund. „Es sind Künstler, die bereits eine gewisse Ausstellungspraxis aufweisen können, die sich im guten Mittelfeld bewegen, altersmäßig von 30 bis 60 Jahren würde ich sagen,“ erläutert der Organisator das Profil der Teilnehmer.“ Zugangskriterien zur Ausstellung gibt es in diesem Sinne keine, Werk und Ausstellungstätigkeit werden natürlich bewertet, ansonsten werden die ersten 50 eingeladen, die sich bewerben. „Ich habe mir sehr wohl Gedanken dazu gemacht, und ich finde diese Reihung ist die transparenteste, um Fragen danach, wieso jener dabei ist und der andere nicht, gar nicht erst aufkommen zu lassen.“

Jeder Künstler gestaltet seinen eigenen Raum in der Franzensfeste, präsentiert „seine eigene künstlerische Welt und Welterklärung". Von der Unteren Festung im Erdgeschoss der Franzensfeste bis zur Mittleren Festung mit ihren freien Rasenflächen besetzen die Künstler den ehemaligen kriegerischen Ort und öffnen ihn für das kulturinteressierte Publikum.

In diesem Jahr mit dabei sind auch die Performance „Salvation“ der Theatergruppe VonPiderzuHeiss sowie das temporäre Literaturhaus Nang von Maria C. Hilber und Martin Hanni.

Neben Hartwig Thaler ist es der Verein Oppidum, aus Franzensfeste mit dem aktuellen Bürgermeister Thomas Klapfer und der Präsidentin Milena Greifenberg, die die Kunstausstellung mitorganisiern. „Wir haben von Anfang an gut zusammengearbeitet und mit der neuen Führung der Franzensfeste durch den BBT-Infopoint ist auch unser Konzept noch einmal besser geworden,“ so Hartwig Thaler. So gibt es nun auch das Wachpersonal, das die Ausstellungsräume kontrollieren wird, bis dato wurde dieser Dienst von den jeweiligen Künstlern übernommen. „Das war sicher nicht ideal, jedoch mit den beschränkten finanziellen Mitteln nicht anders machbar und auch eine Gelegenheit zum Zusammenkommen und Kontakte knüpfen,“ so Thaler. Die Künstlerinnen und Künstler stellen ihre Werke ohne Honorar aus, unüblich ist das jedoch nicht. „Jedem der Teilnehmer ist klar, worauf er sich einlässt, die zweimonatige Präsenz hier jedoch ist wie schon gesagt, eine gute Plattform, sich zu präsentieren und jeder nutzt das auf seine Weise.“

Hartwig Thaler ist einer, der von seiner Kunst leben kann, ausgebildet an der Kunstakademie von Arnheim, arbeitet er als freischaffender Maler und Objektkünstler in seinem Brixner Atelier in der Stufelser Unteren Schutzengelgasse. „Als Freiberufler habe ich mein Auskommen,“ sagt er, „jedoch könnte es eine bessere Art der Förderung und Unterstützung durchaus geben.“ Eine steuerlichen Ausgleich für Kunstankäufe schlägt er  beispielsweise vor: „Man hat mir zwar gesagt, das sei staatliche Domäne, doch könnte das Land Südtirol in dieser Hinsicht einen wirklich wirksamen Anreiz schaffen, um Privaten oder Unternehmern den Kauf von Kunst zu erleichtern und schmackhaft zu machen.“ So wäre Künstlern und Käufern geholfen, noch dazu dem Austausch von Kulturgut ein wertvoller Dienst erwiesen. Auch die Einrichtung einer eigenen Sozialkasse würde den freischaffenden Autoren, Musikern, Malern, Bildhauern eine enorme Bürde von den Schultern nehmen, so Thaler: „Jeder macht wie er kann, aber eine gewisse Sicherheitsvorsorge wäre nicht schlecht und würde natürlich von der Sorge befreien, wie soll ich mich im Alter, wenn ich etwa krank und nicht mehr arbeitsfähig bin, erhalten.“ In Deutschland gibt es die Künstlersozialkasse, die Künstlern und Autoren in etwa jene Vorsorge garantiert, wie sie Arbeitnehmer haben. Der Bund und die verwertenden Unternehmen tragen die Hälfte der Rentenbeiträge der Freischaffenden. Dies zu verwirklichen, wäre ebenfalls ein großer Schritt in die wirkliche und wirksame Unterstützung von Künstlerleben, meint Thaler.

Die Ausstellung 50x50x50 Art Südtirol 2015 findet vom 11. Juli bis 12. September statt und zeigt folgende Künstler:

Oswald Auer, Rosmarie Burger, Peter & Kyra Chiusole, Monika Costabiei, Walter Dalfovo, Markus Damini, Erich Dapunt, Erwin Dariz, Arno Dejaco & Manuel Ferrigato, Josefh Delleg, Stefano Favaretto, Markus Gasser, Anna Heiss & Nora Pider, Sonya Hofer, Ursula Huber, Johannes Inderst, Erika Inger, Wil-ma Kammerer, Peter Kaser, Harald Kastlunger, Markus Keim & Beate Hecher, Markus Kiniger, Lars Klauser, Hans Knapp, Arthur Kostner, Giancarlo Lamonaca, Ivan Lardschneider, Ivo Mahlknecht, Johanna Meßner, Markus Moling, Gilo Moroder, Werner Moser, Manfred Mureda, Martin Pardatscher, Hubert Patscheider, Leander Piazza, Marco Pietracupa, Edith Plattner, Christiane Raich, Flavio Senoner, Sergio Sommavilla, Thomas Sterna & Pascal Lampert, Maria Stockner, Martina Stuffer Tarhan, Sara Stuflesser, Georg Tappeiner, Hartwig Thaler, Oskar Verant, Peter Verwunderlich, Hannes Vonmetz Schiano, Maria Walcher, Ruediger Witcher, Wolfgang Wohlfahrt, Andreas Zingerle, CASA NANG- Temporäres Literaturhaus