salto.music | Sonx2021

Mostly Ballads

Der Sampler „Sonx2021” ist Mitte Juli erschienen und enthält 36 unveröffentlichte Tracks von Südtiroler Musikerinnen, Musikern und Bands. Wir haben das Album durchgehört.
Beyond Hills live 2019
Foto: Andrè Niederkofler

Doch bevor wir uns mit der Musik beschäftigen, kurz die Vorgeschichte: „Sonx2021” ist ein Kind von Covid. Die Liederszene Südtirol, ein Verein, der die Musik in Südtirol seit den Achtziger Jahren konkret unterstützt, hatte dieses Projekt gestartet, „um in Südtirol ansässigen Musikern und Bands Unterstützung zukommen zu lassen und ihnen zudem Sichtbarkeit zu schenken: 18 Musiker und Bands erhalten jeweils 1.500 Euro für die Veröffentlichungsrechte eines einzigen Liedes.” Innerhalb 31. Mai 2021, dem Einsendeschluss, sind über 160 Songs eingereicht worden. Angesichts dieses überraschenden Ergebnisses wurde die Zahl 18 verdoppelt und so kamen letztlich 36 Musikerinnen, Musiker und Bands in den Genuss der finanziellen Unterstützung und der Veröffentlichung auf dem Sampler „Sonx2021”: 18 MusikerInnen/Musiker bzw. Bands haben 1.500 Euro erhalten, die restlichen 18 hingegen 1.000 Euro.

Beyond Hills live 2019
Haben mit ihrem Song „Daydreamer” am Projekt „Sonx2021” teilgenommen: Die Brixner Beyond Hills, hier live 2019. Foto: Andrè Niederkofler

 

Wer Mainstream-Radio mag, wird sich hier aufgehoben fühlen, wirkliche Überraschungen gibt es aber keine.

Wer das gesamte Album durchhören möchte, muss sich zwei Stunden und dreizehn Minuten Zeit nehmen. Nach einem ersten Durchlauf fällt eine gewisse Homogenität auf: Es gibt sehr viele Balladen und nahezu ausschließlich Pop, wenngleich in unterschiedlichen Schattierungen. Es gibt keine wirklichen „Ausreißer”, weder Richtung „laut” – sprich handfestem Metal oder Punk –, noch Richtung „abgefahren” – sprich experimentell oder verrückt. Der Gesamteindruck nach dem ersten Durchlauf lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Wer Mainstream-Radio mag, wird sich hier aufgehoben fühlen, wirkliche Überraschungen gibt es aber keine.

Die wenigen kleinen Schlenker gehen manchmal Richtung Irish-Folk (Mirko Giocondo mit „Stephengreen Banquet”), Country (Peppino Adamo mit „Never Let You Go ”), Rock (Kieran Rottonara mit „Dream”) oder Reggae (Robin's Huat mit „Wos Willi”), und die Gadertaler Gota zeigen sich in „Ambries” als Ethno-Folker, aber alles bewegt sich in einem unaufgeregten, „angenehmen” Popkontext. Auch die bekannten Namen – darunter Markus Doggi Dorfmann, Cherry Moon, Cemetery Drive, June Niesein, Martin Perkmann oder Hubert Dorigatti – liefern nichts wirklich Neues, sondern das, was man sich von ihnen erwarten würde, was man eigentlich schon kennt. Stunde Null setzen in ihrem „Wir gegen die Gezeiten” wohl ein viel versprechendes hartes Riff ein, der Song bleibt aber eine Popnummer. Das gilt auch für das Pustertaler HipHop/Rap-Duo Duzzq & LA, das seinen durchaus guten Song „Evil Butterflies” letztlich als Popnummer produziert hat.

Etwas aus der Zeit fallen das Werthquartett mit der souligen, Beinahe-70er-Disco-Nummer „Better By Tomorrow” und das Æerre Project mit dem im Pop der Neunziger verhafteten „In My Pockets”.

Nach mehrmaligem Hören finden sich aber dennoch ein paar kleine Schmuckstücke: Marion Moroder etwa, mit ihrem reduzierten und intim gehaltenen „Gone”, und das locker und beiläufig gehaltene „On My Own” des Singer/Songwriters Re.Mi.

In unseren Ohren den besten Song des Samplers haben hingegen die Brixner Beyond Hills mit „Daydreamer” geliefert. Auch „Daydreamer” ist im Prinzip eine Ballade, aber sie schwimmt gleitend auf einem See, der von Reggae, Soul und Retro-Rock-Elementen gespeist wird. Eine schöne Nummer.

Unterm Strich bestätigt sich aber der erste Eindruck: Die Songs sind nahezu durch die Bank solide produziert und gut gemacht, aber „Sonx2021” hält sich als Ganzes an die Vorgaben der gängigen Variationen im Mainstream-Pop. Wer damit etwas anfangen kann, hier der Link zur Spotify-Playlist: https://open.spotify.com/album/0VmeAmdokWZicb9zQNeJ4c

Das Cover zum Sampler „Sonx2021”
Das Cover zum Sampler „Sonx2021”. Grafik: rocknet.bz