Gesellschaft | Preis

MigrantInnen als aktive Gestalter

Claudia Lintner von der Freien Universität Bozen wurde beim Tiroltag des Forums Alpach für ihre Dissertationsarbeit ausgezeichnet. Die Jungforscherin im Gespräch.
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Fest in Frauenhand war der diesjährige Euregio-JungforscherInnen-Preis. Neben den beiden Preisträgerinnen Verena Wisthaler und Gracy Pelacani wurde Claudia Lintner von der Freien Universität Bozen mit dem dritten Preis ausgezeichnet. Die Ausschreibung für JungforscherInnen im Rahmen des Forums Alpbach stand heuer unter dem Motto, dem auch der Euregio-Tiroltag gewidmet war: “Neue Heimat Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino – Integration statt Ausgrenzung”. Die JungforscherInnen konnten Forschungsarbeiten zu drei verschiedenen Themenbereichen einreichen: UnGleichheit: Integration und Sprache, UnGleichheit: Integration und Kultur/Gesellschaft und UnGleichheit: Integration und Wirtschaft. Zu letzterem hat Claudia Lintner ihre Dissertationsarbeit eingereicht. In dieser befasst sich die aus Lajen stammende junge Frau mit Migrantenökonomien als Orte gesamtgesellschaftlicher Transformationsprozesse in Südtirol. Mit dem Thema der MigrantInnen als aktive Gestalter in der Gesellschaft hat sich Lintner drei Jahre lang an der Fakultät für Bildungswissenschaften in Brixen auseinandergesetzt. Ein Gespräch über MigrantInnen als moderne Startupper, Integration und ihre Zukunft in der Wissenschaft.

Mit welchen Aspekten haben Sie sich in Ihrer Arbeit auseinander gesetzt?
In meiner Arbeit ging es mir vor allem darum, MigrantInnen als aktive Gestalter von Gesellschaft zu sehen. Unternehmer mit Migrationshintergrund beleben zunehmend die Gründungslandschaften in Südtirol. Wie die Zahlen zeigen, handelt es sich nicht um ein Randphänomen: In der Provinz Bozen gab es 2014 allein 6.772 Unternehmer mit Migrationshintergrund. Im Zeitraum von 2009-2014 war dies ein Plus von 25,7%. Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung der unternehmerischen Tätigkeit von Menschen mit Migrationshintergrund und ihre eigene Integrationsleistung sind immens.

Inwiefern?
Sie sind Vermittler zwischen den Kulturen und tragen so zur gesellschaftlichen Integration bei. Sie sorgen aber auch für Branchen-, Dienstleistungs- und Produktvielfalt und können Arbeits- und Ausbildungsplätze schaffen. Im Zeitalter der zunehmenden globalen wirtschaftlichen Verflechtungen kommt ihnen – gerade im lokalen Kontext – eine Schlüsselstellung zu.

Zu welchem Schluss sind Sie im Zuge Ihrer Forschung gekommen?
Betrachtet man das Beispiel Südtirol, kann das Potential der arbeitsmarktpolitischen Stabilisierung nicht nachhaltig entfaltet werden. Es fehlt die Anerkennung und Integration auf gesellschaftlicher und institutioneller Ebene der Aufnahmeregion.

Die sechs Finalistinnen von links nach rechts: Dana Engel (Eurac Bozen), Maria Bertel (Universität Innsbruck), Manuela Meusburger (MCI Innsbruck), Verena Wisthaler (Eurac Bozen), Claudia Lintner (Freie Universität Bozen) und Gracy Pelacani (Universität Trient). © Luiza Puiu.

Welche Rolle haben Ihre Betreuer an der Fakultät für Bildungswissenschaften in Ihrer Forschungsarbeit gespielt?
Meine Betreuer, aber auch meine Kolleginnen und Kollegen des PhD-Zyklus haben eine sehr wichtige Rolle gespielt. Sie haben mich in den drei Jahren der Dissertation mit wertvollen Ratschlägen begleitet, mir immer wieder neue Denkperspektiven und Sichtweisen aufgezeigt. Besonders meine Hauptbetreuerin Prof. Susanne Elsen war mir immer Ansprechpartnerin und hat mein Forschungsprojekt durch ihre Ideen, ihre Anregungen und ihre konstruktive Kritik sehr bereichert.

Werden Sie diese ausgezeichnete Forschungsarbeit publizieren?
Ja. Ich arbeite gerade an der Überarbeitung und die Publikation wird dann in naher Zukunft erfolgen.

Wie möchten Sie Ihre künftige berufliche Laufbahn gestalten?
Ich würde sehr gerne im wissenschaftlichen Bereich weiterarbeiten. Ich weiß aber auch, dass es gerade für junge ForscherInnen sehr schwer sein kann, an der Universität Fuß zu fassen. Langfristig planen lässt sich da wenig. Deshalb finde ich es umso wichtiger, dass es solche Preise gibt, die junge WissenschaftlerInnen in ihrer Arbeit unterstützen und fördern.