Kurz die Vorgeschichte: Ende Juli hätte der Meraner Singer/Songwriter Alex Favalli im neuen Ost West Club in Meran ein Konzert spielen sollen, für das er eigens aus Berlin angereist war. Die Gemeinde Meran hatte das Konzert kurzfristig wegen eines überfällig eingereichten Dokuments einer neu angebrachten Sicherheitslampe abgesagt. Favalli reagierte darauf mit einem „Offenen Brief an die Gemeinde Meran“, der eine breite Diskussion nach sich gezogen hatte, in dem es u.a. um das Verhältnis der Gemeinde Meran zur Kultur und zu den Kulturschaffenden in der Passerstadt ging.

Katharina Zeller, Vizebürgermeisterin von Meran und u.a. verantwortlich für die Kultur in der Passerstadt, hat den Ball nun aufgenommen und vorgestern ein ausführliches Gespräch mit Favalli auf ihrem neuen YouTube-Kanal veröffentlicht.

Für Katharina Zeller beginnt damit der Wahlkampf für die anstehenden Gemeinderatswahlen in Meran. Das Format „Katha & ...“ auf ihrem YouTube-Kanal, ist ein zeitgemäßes Werkzeug dafür. Im Laufe des knapp einstündigen Gesprächs der Politikerin mit dem Musiker blitzt das auch hin und wieder auf, ist aber nicht wirklich störend, vielmehr läge es nahe, ganz darauf zu verzichten, denn ihre Eloquenz, ihre Kenntnis der Materie und ihre Natürlichkeit wissen zu überzeugen. Und das Eis bricht eigentlich schon ganz zu Beginn.

Eloquent ist auch Alex Favalli, der vom Musikerdasein in Berlin und San Francisco zu erzählen weiß und die Relevanz der Kultur für die Gesellschaft klar und deutlich verteidigt.

Es ist ein aufschlussreiches Gespräch, denn es bringt den Vorfall im Ost West Club Meran immer wieder auf eine höhere, allgemeinere Ebene, und regt Gedanken an, die auch für die anderen Gemeinden Südtirols von Bedeutung sein können, sofern sie aufgenommen werden. Sogar der Tourismus kommt – gegen Ende – zum Zuge. Aber es gibt kein Bashing, sondern Ideen, Beispiele und Vorschläge, wie es gehen könnte, das Gegeneinander auf diesem Gebiet zu verbessern.

Es ist ein gewinnbringendes Gespräch für alle, die mit dem Zustand der Kultur in Südtirol nicht ganz so zufrieden sind, die sich seitens der Gemeindeverwaltungen etwas mehr Flexibilität, Machbarkeit und Offenheit wünschen.

Alex Favalli selbst zum Zustandekommen des Videos: „Katharina hat mich einige Tage nach der Veröffentlichung des Briefs angerufen und sich als allererstes für das abgesagte Konzert entschuldigt. Das wusste ich zu schätzen und rechne es ihr sehr hoch an. Und daraufhin hat sie mich auf einen ‚Ratscher‘ – wie sie es genannt hat – eingeladen. Ich hatte kurz die Sorge, hier in eine gemeindepolitische Diskussion reinzurutschen, woran ich absolut nicht interessiert war und bin. Doch Katharina Zeller hat sich von Anbeginn hinter den Brief gestellt und schon lange davor immer die Interessen des Clubs vertreten. Deshalb fand ich es richtig und wichtig, mich mit ihr auszutauschen. Ich denke, das Gespräch war konstruktiv und produktiv und hoffe, dass die Stadt nun weiter in diese Richtung arbeiten kann.“

Und noch zwei gute Nachrichten zum Schluss: Der Ost West Club ist – nach einer kurzen Pause – wieder normal geöffnet und auch ein erstes Konzert hat bereits stattgefunden. Alex Favalli wird sein Konzert am 27. Dezember 2024 nachholen: „Im neuen Konzertsaal des Clubs“, wie er anfügt. „Ich freue mich umso mehr!”