Politik | Wahlen 18 elezioni

Die Sammelpartei sammelt sich

Die SVP schließt die Reihen hinter Arno Kompatscher. Nächste Woche beginnen die Sondierungsgespräche – ohne Veto und Präferenzen. Inzwischen spricht man über Reformpläne.
SVP-Fahnen bei Stahlbau Pichler
Foto: Salto.bz

“Unaufgeregt” und “recht sachlich” sei es am Freitag Nachmittag in der Brennerstraße 7 zugegangen. Über zwei Stunden saß die SVP-Leitung im Parteisitz zusammen. Auf der Tagesordnung: eine eingehende Wahlanalyse und die Frage, wie es jetzt weitergehen soll.

 

Wo sind die Wähler hin?

12.147 Stimmen und 3,8 Prozentpunkte hat die Volkspartei bei den Landtagswahlen am 21. Oktober verloren.


Um zu verstehen, an wen die Stimmen gegangen sind und wo man hat welche dazugewinnen können, hat die SVP eine Wählerstromanalyse in Auftrag gegeben. 16.400 Wähler, die 2013 noch das Edelweiß angekreuzt haben, wählten 2018 Team Köllensperger. Sprich, ganze zwei Sitze – für ein Vollmandat waren dieses Mal 7.685 Stimmen notwendig – hat die SVP an Köllensperger verloren. 11.500 Stimmen hat die SVP an die Lega verloren, der Großteil davon italienische Wähler, die bisher SVP wählten. 4.700 SVP-Stimmen gingen an andere Parteien. Und die 8.100 SVP-Wähler, die dieses Mal nicht gewählt haben, haben die SVP ein weiteres Mandat gekostet.

Auf der anderen Seite hat die SVP 14.400 Stimmen von den Freiheitlichen, 3.600 von der Süd-Tiroler Freiheit und 3.500 von den Grünen einkassiert. Auch 7.100 neue Wähler, die 2013 noch nicht wählen durften bzw. nicht gewählt haben, hat die SVP gewinnen können.

Abgewandt haben sich laut Wählerstromanalyse der SVP vor allem Wähler zwischen 30 und 50 Jahren.

 

Rückendeckung für Spitzenkandidaten

Über eine Stunde lang wird am Freitag Nachmittag in der Parteileitung analysiert, diskutiert, Defizite und Probleme der einzelnen Bezirke und Parteiorganisationen auf den Tisch gelegt.
Wer sich erwartet hat, dass es kracht – immerhin hat die SVP zwei Mandate verloren und der Spitzenkandidat Arno Kompatscher hat knapp 13.000 Vorzugsstimmen eingebüßt –, der wird enttäuscht: “Unangefochten” sei der Landeshauptmann, die Partei stehe “absolut geeint” hinter ihm, heißt es nach der Sitzung der SVP-Leitung – auch weil man verstanden habe, dass eine Wahl ohne Kompatscher die SVP wohl noch mehr Stimmen gekostet hätte.
“Es gab keinerlei Zwischenrufe, im Gegenteil, alle haben die Linie des Landeshauptmannes mit Applaus bestätigt”, berichtet ein Mitglied der Parteileitung.

“In schwierigen Situationen können wir es uns nicht erlauben, zu straucheln. Wir brauchen Geschlossenheit”, sagt SVP-Vizeobmann Karl Zeller. Die “schwierige Situation”, von der Zeller redet, liegt auf der Hand: Eine geschwächte SVP muss nun mit der Regierungsbildung beginnen, für die es “keine optimale Lösung” gibt, wie es aus der Partei heißt. Die Lega einerseits und Grüne bzw. PD andererseits bereiten unterm Edelweiß Bauchschmerzen.

 

Sondierungsgespräche ab nächster Woche

In welche Richtung wird sich die SVP bewegen? “Das wurde nicht diskutiert”, heißt es am Freitag Abend. Zunächst will man das offizielle Wahlergebnis abwarten. Dieses soll am Montag feststehen. Die Hoffnung auf den 16. Sitz für die SVP ist vom Tisch. Denn just am Freitag bestätigt die Landeswahlbehörde den dritten Sitz der Grünen.
Die ersten Sondierungsgespräche sollen dann Ende nächster Woche. Führen werden sie Landeshauptmann Kompatscher und Parteiobmann Philipp Achammer. Den Auftrag dazu hat die Parteileitung am Freitag erteilt. Mit allen Parteien soll gesprochen werden – “ergebnisoffen”. Weder ein Veto gegen die ein oder andere Partei noch Präferenzen für den einen oder anderen Partner seien in der Parteileitung ausgesprochen worden, berichten mehrere Mitglieder. Von niemandem.

Nach der ersten Schnupperrunde werden Landeshauptmann und Parteiobmann in die Parteileitung zurückkehren und Bericht erstatten. Eilig hat es die SVP nicht. Auch weil am 30. November die Frist zur Unterzeichnung der A22-Konzessionsvergabe abläuft. “Und bevor wir die Konzession nicht im Sack haben, werden wir sicher nichts entscheiden”, hieß es diese Woche in Hintergrundgesprächen.

“Es wird ein langer, langer Weg”, vermutet auch Karl Zeller. Inzwischen hat die Sammelpartei Zeit, sich zu sammeln. “Um für die anstehenden politischen Herausforderungen die richtigen Weichen zu stellen, werden auf Vorschlag des Parteiobmannes noch innerhalb November die Ortsobleute und der Parteiausschuss konkrete Maßnahmen und Vorgangsweisen zur Verbesserung der politischen Arbeit und der Parteistruktur beraten”, heißt es in einer Aussendung nach der Parteileitungssitzung. “Ein ‘Weiter so!’ ist nicht unser Anspruch”, meint Parteiobmann Achammer.