Sind Sie ein Depp, Herr Enz?
Herr Enz, am heutigen Mittwoch Abend findet die große Abschlussveranstaltung des Meraner SVP-Vorwahlkampfs statt. Was wird Ihre wichtigste Botschaft sein?
Peter Enz: Wenn ihr einen anderen politischen Führungsstil in der SVP wollt, geht am Samstag mich wählen. Und: 5 Euro dürfen nicht zu schade sein, um mitzubestimmen.
Allein gegen den Schützling von Karl Zeller und eine Frau und Wirtschaftskandidatin: Standen Sie von Beginn an auf verlorenem Posten?
Parteipolitisch ist bei uns klar, dass es ein Arbeitnehmer immer doppelt und dreifach so schwer hat. Es hat mich aber doch überrascht, dass es so extrem wird und sich auch die Leute der eigenen Richtung in ein anderes Lager begeben.
Also, konkret: Merans Arbeitnehmerchef Stefan Frötscher, der Gerhard Gruber unterstützt, und ihre Nachfolgerin als Bezirksvorsitzende des Arbeitnehmer-Flügels Beatrix Burger, die sich für Gabi Strohmer stark macht. Gab es da eigentlich Reaktionen auf Landesebene?
Null. Ich habe aber zumindest meiner Nachfolgerin persönlich geschrieben: Frau sein ist keine Kompetenz, Mann sein auch nicht. Wenn wir uns nicht mehr an politischen Gesinnungen orientieren, wird das alles absurd. Oder soll in Deutschland eine SPD-Politikerin eine CDU-Politikerin unterstützen, nur weil sie dasselbe Geschlecht haben?
"Hier geht es um Fairness und Korrektheit. Alle Welt schreit danach, und dennoch gerät man ins Hintertreffen, wenn man versucht sie auch zu leben."
In der Meraner SVP unterstützt aber auch Frauenchefin Jutta Telser nicht die Kandidatin ihres Geschlechts. Wird bei Ihnen nun das Richtungsdenken aufgehoben?
Ja, dazu kann ich Ihnen noch ein Beispiel geben. Die ehemalige Meraner Stadträtin Traudl Götsch, eine Untermaiserin, die darauf immer sehr viel Wert gelegt hat. Sie hätte einen männlichen Untermaiser Kandidaten...
...Peter Enz...
...und auch als Frau und Wirtschaftstreibende hätte sie die passende Kandidatin. Doch wen unterstützt sie? Gerhard Gruber. Es ist wirklich sehr komisch, welche Verstrickungen es derzeit in Meran gibt. Hier wird eine Politik betrieben, bei der es ums Eingemachte geht, um pure Macht. Und natürlich darum, wie die Stadt sich weiter entwickeln wird.
Und in welche Richtung würde sich Meran unter einem Gerhard Gruber entwickeln?
Das sage ich nicht. Ich rede nicht über meine Kollegen, ich rede über mich.
Letzthin auch recht emotional. „Ja, bin ich denn der Depp für alle“, hat ein Peter Enz in dieser Woche in der auflagenstärksten Tageszeitung des Landes gefragt? War es nötig, einmal Luft abzulassen?
Ja, das war eine legitime Gefühlsäußerung, nachdem ich gesehen habe, dass ich selbst korrekt handle und alle anderen sich nicht an die Regeln halten. Hier geht es um Fairness und Korrektheit. Alle Welt schreit danach, und dennoch gerät man ins Hintertreffen, wenn man versucht sie auch zu leben.
Dabei ist es doch eigentlich eine tolle Sache, dass Merans SVP-BürgermeisterkandidatIn erstmals nicht nur von Parteigremien, sondern auch vom Volk selbst gewählt werden kann.
Klar. Die Partei geht das erste Mal das Risiko ein, die BürgerInnen miteinzubinden – und zwar nicht nur ihre Mitglieder, sondern alle MeranerInnen. Das ist eigentlich auch die einzige Chance, die ein Arbeitnehmer-Kandidat hat. Aber zugleich ist es mein größtes Problem, das auch hinüberzubringen. Vor allem für all jene Meraner, die immer über die SVP schimpfen, und nun die Chance hätten, direkt einzugreifen.
"Soll in Deutschland eine SPD-Politikerin eine CDU-Politikerin unterstützen, nur weil sie dasselbe Geschlecht haben?"
Im Gegensatz zu Ihren beiden Konkurrenten legen Sie sich aber auch nicht so ins Zeug, um das den BürgerInnen über Soziale Netzwerke oder Flyer mitzuteilen, könnte man Ihnen vorwerfen. Nur eine Frage des Geldes?
Auch. Ich bin ein Angestellter und habe ein Darlehen abzuzahlen, also nicht den Background, um mit Wahlpropaganda um mich zu werfen. Doch wir hatten parteiintern auch die klare Regel: keine bezahlten Schaltungen, keine Flyer..... Ich bin dann erst später draufgekommen, dass ich mit meiner privaten Facebook-Seite arbeite, während die anderen bezahlte Websites haben. Doch ich habe beschlossen, meinen korrekten Weg zu gehen, und werde ihn auch weiter verfolgen.
Haben Sie tatsächlich daran geglaubt, dass sich all Ihre KollegInnen in der Partei an den Neutralitätspakt halten?
Wenn es überall heißt, dass die Politik neue Wege gehen muss und offener und ehrlicher und transparenter sein muss... Aber ich frage mich halt, wer dann letzten Endes authentischer ist?
Und wenn sich auch der scheidende Noch-Bürgermeister Januth nicht daran hält. Foult er dann – oder ist es nur rechtens, Frau Strohmer angesichts des breiten Gruber-Lagers ein wenig Rückhalt zu geben?
Jeder, der hier eine Position bezieht, muss das mit seinem eigenen Gewissen vereinbaren. Wer bin ich, das zu verurteilen?
Gibt es auch kein Urteil über einen Konkurrenten, der für kleine Wirtschaftskreisläufe wirbt und dann selbst Geld über ein kroatisches Unternehmen und mit Multi-Level-Marketing macht?
Nein. Die Menschen sollen sich selbst ein Bild machen.
Zumindest haben Sie aber kritisiert, dass die Parteimaschinerie stärker zugunsten Ihrer Konkurrenten arbeitet. Wie das?
Die Partei muss sich fragen, wie es in Zukunft gehandhabt wird, wenn sie Vorgaben gibt, aber die Leute sich nicht daran halten. Im Grunde sollte schließlich jeder in der Partei das Gefühl haben, gleich viel wert zu sein. Und ich habe zumindest bei den letzten vier Gemeinderatswahlen 3000 Stimmen für die SVP gebracht. Meine beiden Konkurrenten noch nicht.
"Es ist wirklich sehr komisch, welche Verstrickungen es derzeit in Meran gibt. Hier wird eine Politik betrieben, bei der es ums Eingemachte geht, um pure Macht."
Gedankt wird es Ihnen nicht. Weder von der Arbeitnehmerbewegung....
Stellen wir doch mal die Frage, wer oder was das überhaupt ist, derzeit, die Arbeitnehmerbewegung? Denn die einzelnen Orientierungen hier sind wirklich interessant. Zusammenhalt, hinter jemandem voll zu stehen, gibt es das überhaupt? Zumindest können das andere Gruppierungen der Partei ganz offensichtlich besser.
...noch von der Parteizentrale, die Ihren Vorschlag abgewürgt hat, junge Leute zwischen 14 und 25 über eine Schnuppermitgliedschaft an der Vorwahl teilnehmen zu lassen, wie sie die Junge Generation bewirbt.
Auf der einen Seite kämpfen sie gegen den Mitgliederschwund, und hier war es dann unerwünscht. Solch eine Mitgliedschaft hätte schließlich einem der drei Kandidaten stärker nutzen können – mir zum Beispiel. Ich habe schließlich in insgesamt 25 Jahren 15.000 SchülerInnen unterrichtet.
Ist das am Samstag Ihre wichtigste Wählerbasis?
Ich erwarte das Resultat am Samstag selbst mit Spannung und bin vielleicht einer der wenigen, die sogar noch an den eigenen Sieg glauben. Doch für mich geht auch keine Welt unter, wenn die Wahl nicht zu meinen Gunsten ausgeht. Ich bin mit Leib und Seele Lehrer und brauche mir demensprechend keine Sorge um meine Zukunft machen.
Höchstens um Ihre Stadt?
Hier habe ich weiterhin meine Stimme, die ich auch in Zukunft auf verschiedenen Ebenen erheben kann. Ich habe seit 20 Jahren immer kritische Stellungnahmen abgegeben, und das werde ich weiterhin machen.
In welcher Form, das liegt nun an den Bürgern?
Ja, das ist meine Chance, eine andere habe ich nicht. Aber die reicht mir auch.