Mit Leib und Seele
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Wer in der Kleinen Galerie beim alten Bozner Rathaus ausstellen möchte, der muss viel Zeit und kreative Raumlösungs-Konzepte mitbringen. Vor zwei Jahren hat man um einen Slot in der Gemeindegalerie angesucht und nun auch gleich für 2026 vorgemerkt. Klar, dass man sich da als Künstler:in mit Tagesaktualität schwer tun würde und gut, wenn man an zeitlosen Projekten arbeitet. Astrid Weiss und Luis Elsler, die gemeinsam den 5-jährigen Lehrgang „Zeichnung & Malerei“ der Kunstakademie Kloster Neustift besucht haben, stellen zu den Themen Genuss (Weiss) und Körper (Elsler) aus und lassen in Zeichnungen und Gemälden sowie Radierungen und Skulpturen auf eine gemeinsame Schnittmenge blicken.
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Auf nur rund 75 Quadratmetern werden Werke der letzten Jahre präsentiert und auch kleine, durch Paneele gewonnene Nischen, mit mehreren Kunstwerken bespielt. So gilt es nicht nur, die zahlreichen gehängten Bilder in Augenschein zu nehmen, sondern auch die (Halb-)Büsten und Skulpturen Elslers, die auf den Fenstersimsen und - wie eine Skizzenmappe von Weiss - um die Ecke platziert wurden.
Weiss, eingetragene „Genussbotschafterin“ (IDM) präsentiert uns nicht nur Stillleben mit Obst und Gemüse (Artischocke, Granatapfel, Marille, Apfel, Birne…) oder Kräutern und das Motiv für eine Wein-Etikett, sondern auch Abstraktes oder Abstrahierendes. Weniger als um naturgemäßes Darstellen, auch in der figürlichen Kunst, geht es Weiss um die Wirkung ihrer Bilder. So setzt sie mehrheitlich auf aufstrebende Linien und warme Farben, auf Bilder, die wir gern betrachten und die ebenso graphisch, wie auch als Kunstwerk funktionieren können.
In den „Genussbotschaften auf Leinwand“ von Weiss können sowohl der abermals leibliche Genuss - etwa über die „Duftnoten des Pinot Noir“ - als auch ihre Vorstellung davon, wie es aussähe „Vielfalt (zu) leben“ zum Ausdruck kommen: Letzterer Titel gehört zu einer Arbeit, die uns quasi vor ein Bild der Gesellschaft stellt. Die bunte Mischung von einander überschneidenden Farbflächen, bildet einen spannenden Kontrast zu den nebst gehängten, matteren Arbeiten Elslers und eröffnet noch interessantere Parallelen zu einer von ihm in bunten Farbflächen abstrahierten Gruppe von Frauen am Eingang.
Ist Luis Elsler in der Wahl seiner Motive auch weniger breit aufgestellt als seine Kollegin Astrid Weiss, so ist er es nicht in der Form, in welcher er sie umsetzt. Mal sind die Körper (meist nackt, öfters weiblich) eine Struktur, die es in einem blau-einfärbigem Bild erst auszumachen gilt und mal treffen sie als Skulpturen auf eine geometrische Formensprache. Titel gibt uns Elsler kaum als Lektüreschlüssel an die Hand, wir lesen die Körper selbst, im Fall einer ebenfalls am Eingang positionierten Arbeit, dem einzigen Bild aus einer Reihe kalligraphischer Übermalungen, kann man das mit der Lektüre eines Körpers sogar wortwörtlich nehmen.
Elslers Schaffen zeugt von einem intimen Interesse am Körper, das über das klassisch „Schöne“ hinausgeht und in Richtung Individualität blickt. Gehen die Abstraktionen zum Teil auch so weit, dass der Körper als solcher zum Objekt wird, so kann man Elsler doch auch nicht unterstellen, dass er uns hier mit Körpern konfrontiert, die ein unerreichbares Ideal vermitteln. Elslers Körper haben „Ecken und Kanten“ und sind dadurch nur schöner.
Die Ausstellung kann noch bis 7. Februar von Montag bis Freitag, zwischen 10 und 13 Uhr (auch samstags), sowie zwischen 15 und 19 Uhr besucht werden.