Wirtschaft | Altersvorsorge

Fatale Folgen

Die Verbraucherzentrale hat Südtirols Zusatzrentenfonds untersucht. Das Ergebnis ist durchaus positiv. Doch die Experten warnen vor fatalen Verlusten.
Alter
Foto: upi
Es sind auch die kleinen Dinge, die auf Dauer den großen Unterschied ausmachen. Besonders bei der Altersvorsorge. Wer auf die Zusatzvorsorge setzt, ist sich meistens bewusst, dass es unerlässlich ist, die eventuelle Versorgungslücke im Alter zu schließen. 
Wie bei vielen anderen Finanzinstrumenten, ist es dabei unumgänglich bei der Wahl dieser langfristigen Sparform die Entscheidung gut zu überlegen oder falsche Entscheidungen zu korrigieren“, schreibt die Verbraucherzentrale Südtirol (VZS) in einer Aussendung.
Die Verbraucherschützer warnen aber gleichzeitig: „Fehlentscheidungen und sind sie anscheinend nur von geringer Natur können fatale Verluste bedeuten.

Die Performance

 
Die VZS hat die Entwicklung der drei wichtigsten Zusatzrentenfonds in Südtirol genauer unter die Lupe genommen. Das Fazit der Experten: „Die Entscheidung einem Rentenfonds beizutreten, ist im Vergleich zur Inflation und zum Verbleib der Abfertigung im Betrieb eine gute gewesen.
Nach den Zahlen der Verbraucherschützer hat die Inflation in Bozen hat im Zeitraum 2014-2018/ 5,1 Prozent und 2009-2018/ 18,7 Prozent betragen. Im selben Zeitraum wurde die Abfertigung um 9,40 Prozent und 26,09 Prozent aufgewertet.
Die wichtigsten Zusatzrentenfonds Südtirols haben laut der italienischen Aufsichtsbehörde Covip jährlich folgende durchschnittliche Rendite erzielt:
 
 
Die bessere Rendite gegenüber der Abfertigung ist laut VZS darauf zurückzuführen, dass der Sparer bei der Zusatzrente das Kapitalrisiko trägt. Zudem sind auch noch die Vorteile des Arbeitgeberanteils und jene der Versteuerung zu berücksichtigen, die erheblich sind.

Die Kosten

 
Gleichzeitig warnen die Verbraucherschützer aber: „Bei der Wahl des richtigen Zusatzrentenfonds ist die jeweilige Kostenstruktur genau unter die Lupe zu nehmen“.
Deshalb sei es wichtig, dass man sich aber einen genauen Überblick über die verschiedenen direkten und indirekten Kosten verschafft, die auf der Kapitalbildung lasten?
Die Aufsichtsbehörde Covip schreibt vor, dass vor dem Beitritt zu einem Zusatzrentenfonds die entsprechende Kostenaufstellung in Form einer Grafik im Produktinformationsblatt aufscheinen und auch unterschrieben werden muss.
Die Kosten werden mit dem sogenannten ISC, dem zusammenfassenden Kostenindikator, dargestellt. Getrennt für jede einzelne Investitionslinie.
Beispiele zeigen, dass bei einem um 1% geringeren ISC und entsprechend langer Laufzeit das Ergebnis der Kapitalbildung um 22% höher ausfällt. Demnach können höhere Kosten hohe Verluste beim Kapital und dementsprechend bei der Rente bewirken. Die VZS: „Zum Glück kann, nach guter Überlegung, der Zusatzrentenfonds gewechselt und auch die angereifte Position mit übertragen werden.
Dass es in dieser Rechung um ein ganzes Jahresgehalt gehen kann, zeigt ein Beispiel.
 
 
Ein abhängig Beschäftigter mit einem Jahresbruttolohn von 26.000 Euro und einer Jahresbeitragszahlung von 2.400 Euro (volle Abfertigung und jeweils 1,1% Arbeitnehmer- und Arbeitsgeberanteil) hat nach 30 Jahren und einer eher hoch angesetzten durchschnittlichen Marktrendite von 4% in einem offenen Pensionsfonds (z.B. Raiffeisen, Arca, ...) mit einem Spesensatz (ISC) von 1,35% ein Endkapital von 109.461,97 Euro.
Dieselbe Einzahlung in einen geschlossenen Pensionsfonds (z.B. Laborfonds) mit einem ISC von 0,35% ergibt ein Endkapital von 129.821,98 Euro, also um 20.360 Euro mehr.
Der Unterscheid ergibt sich nur aus den unterschiedlichen Spesen“, sagt die VZS.

Die Kostenindikatoren

 
Für 2019 hat die Aufsichtsbehörde Covip kürzlich folgende Kostenindikatoren (ISC) für geschlossene Pensionsfonds wie Laborfonds, für offene Pensionsfonds wie Raiffeisen und für die individuellen Rentenversicherungspläne (PIP), also jene Pensionsformen, welche aus der Initiative der Banken und Versicherungen entstanden sind und bei welchen der Beschäftigte kein Recht auf den Anteil des Arbeitgebers hat, publiziert.
 
 
Das Fazit der Verbraucherschützer: Wer sich um einen Zusatzrentenfonds umschaut oder bereits einem solchen beigetreten ist, sollte angesichts der niedrigen Zinsen auf dem Finanzmarkt und des hohen Risikos auf dem Aktienmarkt nicht allein auf die Vergangenheit schauen. Besser ist es, die eigene Risikobereitschaft und die Effizienz des Investitionsinstruments in den Mittelpunkt zur rücken, ohne die Kosten der verschiedenen Investitionslinien zu vernachlässigen.
Wer sich hingegen dem Ausstieg aus dem Zusatzrentenfonds nähert, sollte das sogenannte „Life-Cycle-Prinzip“ anwenden. Ein Umstieg in vorsichtige und garantierte Investitionslinien schützt das Kapital vor hohen Verlusten an den Börsen.