Gesellschaft | Kirche

„Ich danke Pater Martin sehr“

Wegen Sexualmoral nicht als neuer Dekan ernannt: Um Vorbehalte gegenüber der Lehre Martin Lintners auszuräumen, will Bischof Ivo Muser Gespräche mit dem Vatikan führen.
Wie bereits berichtet akzeptiert der Diözesanbischof Ivo Muser die Entscheidung des Vatikans bezüglich Martin Lintner und verzichtet auf einen Rekurs: Da das zuständige Dikasterium für Kultur und Bildung in Rom nicht mit Teilen der Lehre Lintners zu Sexualmoral einverstanden ist, wurde er als neuer Dekan der Philosophisch-Theologischen Hochschule (PTH) Brixen abgelehnt. Damit bleibt Alexander Notdurfter bis auf Weiteres als Dekan im Amt.
Er ist ein Professor, der sich in den kirchlichen und gesellschaftlichen Dialog, auch konkret in Südtirol, einbringt.
„Auch wenn diese Entscheidung gefallen ist, ist es mir ein Anliegen, mit den Stellen in Rom weiter in einem sachlichen und offenen Gespräch zwischen allen Beteiligten zu bleiben, um die Argumente des Vatikans auszuräumen. Es geht hier um spezielle Fragen in der Sexualmoral. Es ist ein kontroverses Thema, das viele Bereiche des heutigen Lebens betrifft“, erklärt Muser. Die kirchliche Lehrbefugnis von Lintner als Professor für Moraltheologie und Spirituelle Theologie an der PTH Brixen bleibt erhalten.
 
Vatikan
Die Entscheidung des Vatikans in Rom: Der Moraltheologe Martin Lintner darf nicht zum neuen Dekan der PTH Brixen ernannt werden. (Foto: Abbasali Fendereski / Unsplash)
 
„Pater Martin hat mich zum gegenwärtigen Zeitpunkt darum gebeten, nicht Rekurs einzuleiten. Ich danke ihm für seinen großen Einsatz an unserer Hochschule und seine moraltheologische Kompetenz, ich persönlich bin von seiner geistlichen Einstellung als Ordensmann und Priester überzeugt. Er ist ein Professor, der sich in den kirchlichen und gesellschaftlichen Dialog, auch konkret in Südtirol, einbringt. Das ist nicht immer ganz leicht, besonders bei den schwierigen und komplexen Fragen in seinem Fachgebiet der Moraltheologie, und dafür danke ich ihm sehr“, so der Bischof.
Lintner hat immer wieder die offizielle Lehre der Kirche zum Thema Sexualität hinterfragt, beispielsweise in seinem Buch „Den Eros entgiften“ (Tyrolia Verlag, 2012). Er setzt sich für einen neuen Umgang mit Paaren ein, die bereits einmal verheiratet waren oder homosexuell sind.