Wirtschaft | Energiewende

„Die Heizung der Zukunft“

Der Klima Club Südtirol empfiehlt Wärmepumpen statt Holzöfen: Die klimafreundliche Alternative zu Gas und Heizöl funktioniert mit Strom.
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Foto: Beazy on Unsplash
Letzte Woche hat das Amt für Umwelt und Ökologie der Stadtgemeinde Meran einen Vortrag zu Wärmepumpen mit Ingenieur Martin Sulser vom Klima Club Südtirol angeboten.
„Es ist noch eine neue Technologie in Südtirol. Deshalb sind die Fragen relativ groß, da sie etwas komplizierter ist als ein klassischer Gaskessel. Der Beratungsbedarf wäre stark vorhanden“, sagt der Experte. Das Ziel ihrer Vorträge sei es, die Endverbraucher:innen in ihrer Entscheidungsfindung zu unterstützen, ob und welche Art von Wärmepumpen sie brauchen.
 
 

Die Vorteile

 
Laut Auffassung des Klima Clubs sind Wärmepumpen „die Heizung der Zukunft“. Denn wenn man mit erneuerbaren Energien heizen möchte, kämen nur zwei Möglichkeiten in Frage: Entweder man heizt mit Biomasse, also Holz oder Pellets, oder mit einer Wärmepumpe. Diese habe den großen Vorteil, dass ein Teil der benötigten Energie auch eigenständig über Photovoltaik bereitgestellt werden kann. „Unserer Meinung nach sind Wärmepumpen den Biomasse-Heizungen, die derzeit sehr stark beworben und gekauft werden, vorzuziehen“, sagt Sulser. „Würden in Südtirol alle auf Biomasse umsteigen, dann würde die vorhandene Biomasse hierzulande, in einem sehr waldreichen Gebiet, bei Weitem nicht ausreichen.“
Das Holz müsste also erst hierher transportiert werden, um es in Öfen zu verbrennen. Beim Transport wird zudem Energie verbraucht, die häufig aus fossilen Energieträgern gewonnen wird. Außerdem sind Wälder wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen und speichern durch die Photosynthese das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid.
Eine Wärmepumpe könne hingegen mit lokal produziertem Strom betrieben und in Europa hergestellt werden. Der Strom müsse allerdings auch aus erneuerbaren Energien stammen, um tatsächlich von einer nachhaltigen, sprich klimafreundlichen Heizung sprechen zu können.
 

Funktionsweise

 
Die Wärmepumpe entzieht die Wärme aus der Umwelt – aus der Erde, dem Wasser und am häufigsten aus der Luft. Mit ihrer Hilfe kann einem relativ kühlen Wärmespeicher, wie die Luft, Wärme entzogen werden, die dann durch den Einsatz von Strom als Heizenergie nutzbar gemacht wird. Es sei ein Kältekreislauf, der mit einem Kühlschrank vergleichbar ist. Der Unterschied dabei ist aber, dass das Gerät nicht Kälte, sondern Wärme erzeugt.  
Mit der Wärmepumpe könnte man nicht nur das Klima schützen, sondern würde auch die lokale Wirtschaft stärken. Mit den Energiekosten von vor der Energiekrise importierte Südtirol laut Sulser Gas und Heizöl für Heizung und Warmwasser in der Größenordnung von 500 Millionen Euro. „Es wäre ein großer Vorteil, wenn man diese 500 Millionen Euro nicht an Länder mit politisch fraglichen Systemen überweisen muss. Deshalb ist es eine große Chance, den lokal produzierten Strom für die Wärmeerzeugung zu nutzen“, so Sulser.
 
 

Die nächsten Schritte

 
Die Herausforderung sei es nun, genügend Fachkräfte mit der neuen Technik vertraut zu machen. „Bei dem großen Bedarf müssen die Industrie, die diese Pumpen herstellt, aber auch die Hydrauliker, die sie installieren, gleich schnell mitwachsen sozusagen“, erklärt der Ingenieur vom Klima Club. Außerdem müsse die Politik für geeignete Stromtarife sorgen, den Ausbau der erneuerbaren Energien forcieren und das Stromnetz an die erhöhte Stromnachfrage anpassen.
Bei der Transformation des Wärmesektors sei aber auch die Sanierung von Gebäuden wesentlich, um die Energieeffizienz zu steigern. „Es kann auch ein Konzept der Teilsanierung, wie etwa die Dachdämmung oder der Fensteraustausch, in Kombination mit einer Wärmepumpe Sinn machen. Denn eine Wärmepumpe kann nicht nur in einem Neubau mit Bodenheizung installiert werden, sondern auch mit klassischen Heizkörpern. Das war vor zehn Jahren noch nicht der Fall, aber heute ist die Technologie der Wärmepumpen schon weiter.“
Um die Energiewende auch im Wärmesektor voranzubringen, sei die gesamte Gesellschaft gefordert, damit die breite Bevölkerung Zugang zu Wärmepumpen erhält. Schließlich verursacht der Wärmesektor einen beträchtlichen Teil der Treibhausgase in Südtirol. „Es ist eine Mammutaufgabe und hier müssen Instrumente gefunden werden, etwa Förderungen oder Finanzierungshilfen. Man braucht die Anfangsinvestition.“ Es gebe zwar heute schon relativ viele Fördermaßnahmen wie der Ecobonus 110, das seien aber häufig „Bürokratiemonster“. Deshalb brauche es verständlichere und einfachere Förderungen.  
Um die Energieeffizienz und -einsparung im eigenen Haus zu erhöhen, hat die Gemeinde Meran eine Beratungsstelle eingerichtet. Der Schalter wurde vom Umweltamt der Stadtgemeinde Meran im Rahmen des Aktionsplans für nachhaltige Energie (SEAP) gestartet und soll Bürger:innen eine Beratung in Sachen Energieeffizienz anbieten. Außerdem berät er zu möglichen Beiträgen für energetische Sanierungen und Projekten zur Steigerung der Energieeffizienz.