Kultur | Bibliophile Fragen

„Interessante Empfehlungen“

Der Bozner Stadtarchivar Aaron Ceolan stellt in der kommenden Woche sein neues Buch über Marcello Piacentini vor. Und er hat die "immer gleichen Fragen" beantwortet.
Foto
Foto: Privat
  • SALTO: Welches Buch hat Sie in Ihrer Kindheit nachhaltiger geprägt, als Sie damals je geglaubt hätten?

    Aaron Ceolan: Ein fantastisches Bilderbuch, „Mitternachtsspiel” von Kveta Pacovská. Es erzählt, wie ein Clown den Mond ins Theater einlädt. Dabei liebt der Mond das Theater, den Ort, an dem er sich aufhält, wenn er nicht am Himmel steht. 

    Welcher letzte Satz eines Romans ist und bleibt für Sie ganz großes Kopfkino?

    Ein Roman ist es eigentlich nicht, aber der Schluss von Stefan Zweigs „Die Welt von Gestern“, den ich erst vor kurzem gelesen habe, ist hier erwähnenswert: „Aber jeder Schatten ist im letzten doch auch Kind des Lichts, und nur wer Helles und Dunkles, Krieg und Frieden, Aufstieg und Niedergang erfahren, nur der hat wahrhaft gelebt.“
     

    Vielleicht hatte ich zu große Erwartungen, vielleicht habe ich es einfach nicht verstanden. Wahrscheinlich beides. 

  • Aaron Ceolan: Kunsthistoriker und Archivar, hat Kulturwissenschaften an der Universität Trient und Kunstgeschichte an der Universität Siena studiert. Anschließend absolvierte er eine Archivarausbildung im Staatsarchiv Bozen. Daraufhin arbeitete er mehrere Jahre im Museion, dem Museum für moderne und zeitgenössische Kunst. Seit 2019 ist er als Archivar im Stadtarchiv Bozen tätig. Seit 2020 ist er Mitglied im paritätischen Komitee, welches für das Siegesdenkmal in Bozen verantwortlich ist. Foto: Privat

    Reimen ist doof, Schleimen ist noch doofer… Auf welches – anscheinend gute – Buch konnten Sie sich nie wirklich einen Reim machen?

    „Der Fremde“ von Albert Camus. Vielleicht hatte ich zu große Erwartungen, vielleicht habe ich es einfach nicht verstanden. Wahrscheinlich beides. 

    Ein Fall für Commissario Vernatschio. Wie erklären Sie einem Außerirdischen die geheimnisvolle Banalität von Lokalkrimis?

    Hab mich leider, oder zum Glück, nie mit Lokalkrimis auseinandergesetzt. Würde dasselbe auch dem Außerirdischen empfehlen. 

    Gewichtig! Welchen Buch-Tipps schenken Sie noch uneingeschränkt Vertrauen?

    Den Buchtipps meiner Partnerin auf jeden Fall. Außerdem habe ich vor einiger Zeit auf sozialen Netzwerken, den Buchantiquar Klaus Willbrand entdeckt, der mittlerweile leider verstorben ist, wobei seine hoch interessanten Empfehlungen auf den Socials weiterleben. 

    Was für ein Fehlschlag! Welches Buch würden Sie auf einer einsamen Insel zurücklassen?

    Zurücklassen würde ich wahrscheinlich keines. Ein Fehlschlag für mich war jedoch sicherlich „Walden, Leben in den Wäldern“ von Henry David Thoreau.

    Das Rauschen des Blätterns. Welches Buch würden Sie auf keinen Fall am E-Book-Reader lesen?

    Ich bin kein Fan von E-Book-Readers und habe auch nie ein Buch so gelesen. Nicht nur das Rauschen des Blätterns, sondern auch den Duft eines neuen oder alten Buches kann man nicht so einfach ersetzen. 

    Welches Buch zu Südtirol oder eines/einer Autors/Autorin aus Südtirol würden Sie unbedingt weiterempfehlen?

    Sich hier zu entscheiden ist sehr schwierig. Ich muss zugeben, als ehemaliges Kind aus dem Unterland, hat mich „Wir Kinder der Südtirol-Autonomie“ von Hans Karl Peterlini positiv beeindruckt, also würde ich dieses auch weiterempfehlen.

  • Buchvorstellung

    "Marcello Piacentini a Bolzano. Architettura e trasformazioni urbane negli anni Trenta"  
    mit dem Autor Aaron Ceolan und Adina Guarnieri.
    Dienstag, 9. September, 17:30, Centro Trevi – TreviLab, Kapuzinergasse 28, Bozen.