Politik | Singapur-Todesurteil

Todesurteil für Drogendelikt in Singapur

Der malaysische Dichter Pannir Selvam Pranthaman soll hingerichtet werden. Für 51,84 Gramm Diamorphin. Sein Gnadengesuch wurde abgelehnt. Seine Schwester kämpft um sein Leben.
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Angelia Pranthaman kämpft um das Leben ihres Bruders Pannir Selvam
Foto: Angelia Pranthaman
  • Er schreibt  Elegien im Gefängnis von Changi in Singapur. Populäre Musiker aus seiner Heimat Malaysien tragen seine wehmütigen Lieder vor. Pannir Selvam Pranthaman wurde von den Richtern in Singapur zum Tode durch den Strang verurteilt. Für 51,84 Gramm Diamorphin.

    Die Familie von Pannir Selvam kämpft seit Jahren um sein Leben, seine Schwestern Sangkari und Angelia berichten über ihre Besuche im Gefängnis von Changi. Angelia Pranthaman ist auch die Präsidentin von Sebaran Kasih (Spread Love Malaysia), eine NGO in Kuala Lumpur, die benachteiligte Familien unterstützt (www.sebarankasih.com).

     

  • Todesurteil für 51,84 Gramm Diamorphin

    Bei einer Grenzkontrolle, bei der Fahrt von Malaysien nach Singapur, wurden am 3. September 2014 vier Säckchen gefunden, die ein bräunliches Pulver mit einem Gewicht von 1.833 Gramm beinhalteten. Die Substanz wurde analysiert, es wurde befunden, dass 51,84 Gramm Diamorphine in dem Pulver beinhaltet wären.
    Sein Anwalt betonte, Pannir Selvan sei nicht in Kenntnis gewesen, dass er Drogen transportierte. Richter Lee Seiu Kin verhängte das „obligatorische Todesurteil“:
    "I passed the mandatory death sentence on the accused“.
     

  • Gnadengesuch abgelehnt

    Das Gnadengesuch der Familie Pranthaman wurde vom Präsidenten abgelehnt, denn die Regierung der Republik Singapur, unter Führung des Premierministers, gab die Empfehlung, dem Gesetz seinen Lauf zu lassen. 

    Pannir Selvam und seine Angehörigen wurden vom Büro des Präsidenten mit einem Schreiben am 17. Mai 2019 über diese Entscheidung benachrichtigt, darin wurde auch der Termin der Exekution genannt, am 24. Mai, nach nur sieben Tagen.
     

  • Die Herrscher von Singapur

    In Singapur herrschte Lee Kuan Yew. Er war Premierminister von 1959 bis 1990, dann der mächtige Senior Minister bei seinem Nachfolger Goh Chok Tong von November 1990 bis 2004. Bis sein Sohn Lee Hsien Loong im August 2004 als Premierminister eingesetzt wurde und Lee Kuan Yew, offiziell als „Mentor Minister“, ihm die Anweisungen gab.

    Seit Mai 2024 wird die Regierung von Singapur geführt von Lee Hsien Loong als Senior Minister und Lawrence Wong als Premierminister. Justizminister ist seit Mai 2025 Edwin Charles Tong Chun Fai.


     

  • Aufschub der Hinrichtung

    Pannir Selvam wurde am 31. Juli 1987 geboren. Bereits zweimal wurde ein Termin für seine Hinrichtung angesetzt, am 24. Mai 2019 und am 20. Februar 2025.

    Am 21. Mai 2019 beantragte Pannir Selvam einen Aufschub der Hinrichtung. Denn die Ablehnung seines Gnadengesuchs müsse überprüft werden, auch die Weigerung des Staatsanwalts, seine Zusammenarbeit bei der Aufklärung von Drogendelikten zu bestätigen. Die Regierung hätte die Unterlagen nicht berücksichtigt, diese müssen in einer neuerlich zu erstellenden Empfehlung an den Präsidenten einbezogen werden.

    Das Berufungsgericht verhandelte den Fall am 23. Mai 2019 und gewährte Pannir Selvam einen Aufschub der Hinrichtung, damit er seinen Antrag auf Anfechtung des Todesurteils stellen könne. Doch mit Urteil vom 24. 4. 2020 wies Richter See Kee Oon den Antrag von Pannir Selvams Anwälten auf weitere Überprüfung ab. Seine Anträge wurden auch vom Berufungsgericht am 21. 4. 2022 abgelehnt. Demnach kann die Empfehlung der Regierung von Singapur (Cabinet) an den Präsidenten nicht angefochten werden.

    Am 27. Januar ordnete der Präsident die Hinrichtung von Pannir Selvam für den 20. Februar 2025 an. Er erhielt den Vollstreckungsbescheid am 16. Februar 2025. Pannir Selvam stellte am 17. Februar einen Antrag auf Aussetzung der Exekution. Es müsse, neben weiteren Gründen, insbesondere die Verfassungsmäßigkeit der enthaltenen Vermutungen in §§ 18(1) und 18(2) des Misuse of Drugs Act geprüft werden.
     

  • Pannir Selvam droht weiter Exekution durch den Strang

    Dieser Antrag auf Überprüfung der Verfassungsmäßigkeit des Misuse of Drugs Act bedeutet wohl die letzte Möglichkeit für Pannir Selvam, das Todesurteil und die Hinrichtung am Rechtsweg zu bekämpfen. Es wurde ihm dieser Aufschub gewährt. Doch kann Pannir Selvam damit nicht als gerettet betrachtet werden.

    Bisher wurden die Hinrichtungen in Singapur zu einem späteren Zeitpunkt noch exekutiert. Das beweist der Fall von Syed Suhail, der für den Besitz von 38,84 Diamorphin zum Tode verurteilt wurde. Seine Hinrichtung wurde für 18. September 2020 angeordnet. Menschenrechtsanwälte und internationale Organisationen erreichten einen Aufschub für weitere Anhörungen durch das Berufungsgericht. 

    Doch letztlich erklärte das Central Narcotics Bureau von Singapur in einer Presseaussendung: am 23. Januar 2025, dass die Hinrichtung vollstreckt wurde:
    "Syed Suhail bin Syed Zin (“Syed Suhail”) execution carried out on 23 . 1. 2025".


     

  • Nächste Entscheidung im August

    Die nächste Verhandlung im Fall von Pannir Selvam soll im August stattfinden. Noch kann die Regierung von Singapur deutlich aufgefordert werden, auch von der Europäischen Union und dem zuständigen Justiz-Commissioner Michael McGrath, die Hinrichtungen für Drogendelikte zu beenden. Ansonsten droht Pannir Selvam die Exekution durch Erhängen. Seine Schwester Angelia Pranthaman ist besorgt:
    „Pannir is living on borrowed time, his turn to be executed could be anytime“.

  • Links

    Regierung von Singapur will den Tod von Pannir Selvam Pranthaman
    Tabula Rasa Magazin, 28. 6. 2025
    Das Gesetz von Singapur verlangt die Todesstrafe für Drogendelikte. Die Regierung verteidigt die Exekutionen. Auch der malaysische Dichter Pannir Selvam soll hingerichtet werden. Sein Gnadengesuch wurde abgelehnt. 
    www.tabularasamagazin.de/johannes-schuetz-regierung-von-singapur-will-den-tod-von-pannir-selvam-pranthaman

    Todesurteile in Singapur
    Salto, 6. 6. 2025
    Ein malaysischer Dichter wartet im Todestrakt von Singapur auf die Hinrichtung. Markus Lammert ist Sprecher der Europäischen Kommission für Demokratie, Justiz und Rechtsstaatlichkeit. Er wird um eine Stellungnahme angefragt.
    www.salto.bz/de/article/06062025/todesurteile-singapur