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Krise: Caritas mahnt zum Handeln

Solidarität statt Angst und Neid, Hilfe zur Selbsthilfe statt chronische Sozialbeitragsempfänger: Die Caritas warnt vor einer sozialen Krise in Südtirol – und zeigt Gegenschritte auf.
die freiheitlichen
Foto: Salto.bz

Das Bild, das die  beiden Caritas-Direktoren Heiner Schweigkofler und Pio Fontana am Mittwochvormittag in Bozen zeichneten, ist düster. Auf den Punkt gebracht: Die aktuelle Wirtschaftskrise droht auch in Südtirol zu einer sozialen Krise zu werden. Denn die Zahl der Menschen, die  ihr Leben nicht mehr aus eigener Kraft meistern können, steige kontinuierlich, zu den traditionell schwachen Bevölkerungsschichten würden sich auch zunehmend bisherige Mitglieder des Mittelstands gesellen.

Das zeigt sich laut Heiner Schweigkofler nicht nur in den Anlaufstellen der Caritas, wo beispielsweise bei der Schuldnerberatung 2012 ein Plus von 14 Prozent verzeichnet wurde, sondern auch in zahlreichen anderen Statistiken: Seit 2008 habe die Zahl der Haushalte mit sozialem Mindesteinkommen um fast 50 Prozent zugenommen, ein Drittel der Arbeitnehmer habe laut einer AFI/IPL-Studie  Schwierigkeiten, mit dem eigenen Gehalt bis ans Monatsende zu kommen, der Konsum von Anti-Depressiva nehme akut zu, und immer mehr Menschen fehle eine Perspektive, die ihnen helfe, ihr Leben in die Hand zu nehmen.  

Gleichzeitig müsse die steigende Anzahl an bedürftigen Menschen mit immer weniger Geld versorgt werden. So würden die öffentlichen Beiträge an gemeinnützige Organisationen reduziert, meinte Schweigkofer – auch unter Verweis auf die Landesbeiträge an die Caritas, die im Vorjahr um gut zehn Prozent gekürzt wurden. Doch die Sparmaßnahmen würden sich auch im öffentlichen Bereich bemerkbar machen, wo die Betreuung in den Sozialsprengeln nicht mehr optimal gewährleistet werden könne, aber auch die Zugangskriterien für gewisse Sozialleistungen würden viel enger gehandhabt. Offene Kritik übt Pio Fontana dabei unter anderem an der nun geplanten Wiedereinführung der Fünf-Jahres-Frist für Wohngeld oder Famlilienleistungen der Region: „Dort, wo es um das Überleben von Menschen geht, haben solche Beschränkungen nichts verloren“, meint er.

Eine Frage des politischen Tons

Was also kann getan werden, um unter den gegebenen Voraussetzungen eine zunehmende soziale Krise abzuwenden? Als eine der wichtigsten Maßnahmen nannten die beiden Caritas-Direktoren den gesellschaftlichen Umgang mit den Betroffenen. Statt Neid und Angst zu schüren, müsse eine Gesellschaft gerade in Zeiten der Krise enger zusammenrücken und Solidarität beweisen. Dies sei auch im Ton der politischen Diskussion zu berücksichtigen. Viele Menschen, die in die Armut abrutschen, würden sich gerade in den Tälern auch als Scham nicht an die zuständigen Stellen wenden – „hier müssen wir neue Wege finden, um sie aufzufangen“, so Fontana.

Für die Politik sieht die Caritas vor allem Handlungsbedarf bei Niedriglöhnen und überteuertem Wohnraum; in der Sozialpolitik, aber auch bei Arbeitslosen gelte es sich wieder stärker am Ziel der Hilfe zur Selbsthilfe auszurichten. Als Beispiele nannten Schweigkofler und Fontana eine personenorientierte Betreuung von Bedürftigen, die derzeit in den Sozialsprengeln und öffentlichen Ämtern kaum möglich sei. Neben der Förderung von Projekten in diesem Bereich könnte hier vor allem eine stärkere Zusammenarbeit von Sozialsprengeln und anderen öffentlichen Einrichtungen mit gemeinnützigen Organisationen, Betrieben und dem Volontariat Auswege bieten.

Doch auch die Caritas selbst will Maßnahmen ergreifen. So sollen in den Caritas-Diensten zusätzliche Beschäftigungsmöglichkeiten für Arbeitslose und benachteiligte Personen geschaffen und in Zusammenarbeit mit den Pfarreien die Bemühungen verstärkt werden, Menschen in Not Zugang zu bezahlbarem Wohnraum zu verschaffen. Darüber hinaus soll der aktive Dialog mit Landesregierung und Sozialdiensten intensiviert und die Dienste der Caritas noch besser an die neuen Anfordernisse angepasst werden – beispielsweise durch einen Ausbau der Präventionsarbeit in Bereichen wie Schuldnerberatung und Wohnungslosigkeit.

Klar sei, dass die momentane Situation die Mithilfe und Solidarität aller verlange – und zwar  zum Wohle der gesamten Gesellschaft. Denn, wie Pio Fontana Václav Havel zitierte: „Um ein besseres System zu schaffen, braucht es zuerst ein besseres Leben.“

 

 

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Michael Bockhorni Mi., 31.07.2013 - 21:45

obwohl vielfach in Plänen und Leitlinien festgeschrieben fehlt es in Südtirol an Prävention, an einer (aufsuchenden) Sozialrbeit, welche den Betroffen hilft ihre (manchmal inadäquate) Krisenbewältigung zu verbessern, an konkreten Zielen (und deren Kontrolle) bei Hilfsmaßnahmen und eine sinnvolle Zusammenarbeit statt einem Abblocken bzw. Weiterverweisen von einem Dienst zum anderen.

Mi., 31.07.2013 - 21:45 Permalink