Gesellschaft | Lichter aus

Sterzinger Abschied

Mit dem heutigen 31. Oktober schließt die Geburtenstation in Sterzing. Im Wipptal und darüber hinaus herrscht Bedauern – aber auch Aufbruchsstimmung.
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Foto: Adriano Zaccagnini

Heute ist der letzte Tag des Monats – und der letzte Tag der Geburtenstation Sterzing. Vorerst zumindest. Denn für den 10. November steht am Bozner Verwaltungsgericht die Verhandlung zum Rekurs der Stadtgemeinde Sterzing an, den diese gegen den Beschluss der Landesregierung, die Geburtshilfe Sterzing zu schließen, eingereicht hat. Doch bis dahin gehen die Lichter der Geburtenabteilung aus. Noch vor wenigen Tagen hatten der Sterzinger Stadtrat und der Gemeindeausschuss von Freienfeld in einer gemeinsamen Stellungnahme die Aufschiebung der Frist gefordert. Die Geburtenstation weitere zehn Tage offen zu halten sei “mehr als sinnvoll”, heißt es in dem Schreiben, denn werde dem Antrag auf Aussetzung des Beschlusses der Landesregierung stattgegeben, “muss in zehn Tagen nach Schließung wieder geöffnet werden”.

Die unmittelbar bevorstehende Schließung der Geburtshilfe nimmt man in Sterzing und Freienfeld zum Anlass, zum wiederholten Mal zu betonen, “dass Sterzing alle Vorgaben des Gesundheitsministeriums erfüllt und alle geforderten Sicherheitsstandards und Qualitätsnormen umzusetzen im Stande ist”. Derselben Überzeugung ist auch Andreas Pöder. Der Landtagsabgeordnete der Bürgerunion spricht in einer Medienmitteilung am Vormittag des 31. Oktobers von einem “Tag der Schande für Südtirols Landespolitik”. Mit Ruhm bekleckert habe sich die Landesregierung mit dieser Entscheidung nicht, findet auch Hans Heiss. Der Gürne nennt den 31. Oktober einen “Tag der Trauer und der Niederlage”. Die Schließung der Geburtshilfe sei nicht nur Teil einer “fehl geleiteten Strategie”, sondern auch noch “denkbar schlecht kommuniziert” worden, so Heiss. Während Pöder wettert: “Dass die Landesregierung nicht imstande oder nicht gewillt war, die Geburtenabteilung am Wipptaler Krankenhaus zu erhalten, ist wohl der bisherige Tiefpunkt in der Arbeit der Landesregierung Kompatscher.”

Etwas gemäßigtere wenngleich nicht weniger verbitterte Töne schlagen die wohlbekannten Gegner der Schließung der kleinen Geburtshilfe an. Eine von ihnen ist Daiana Foppa, die als Hebamme im Sterzinger Spital arbeitet. “Ich bin froh darüber, dass diese lange und schwere Zeit zu Ende ist”, schreibt Foppa auf Facebook. Bedauern würde sie aber nichts, so die Geburtshelferin: “Ich weiß, dass wir es dank des Kampfes für Sterzing geschafft haben, viele zum Nachdenken anzuregen. Es war nicht umsonst. Und jetzt habe ich große Lust, gemeinsam mit den Kolleginnen in Brixen etwas Neues aufzubauen.” Bekanntlich wird man sich nun am Krankenhaus Brixen um die Geburten aus Sterzing kümmern. Alles andere – professionelle Betreuung, Unterstützung und Begleitung von Schwangeren, Müttern und ihren neugeborenen Kindern – wird für das gesamte Wipptal auch künftig am Krankenhaus Sterzing gewährleistet. Das unterstrich Gesundheitslandesrätin Martha Stocker vor wenigen Tagen. “Damit bleibt das Krankenhaus Sterzing wie bisher eine hochqualifizierte Anlaufstelle für die Wipptaler Frauen”, so Stocker.

Etwas anders sieht man das im Pustertal. Klaus Rainer hat dort lange und hart für die Offenhaltung der Geburtenstation von Innichen gekämpft, die Ende März 2015 zugesperrt hat. “Schließt eine Geburtenabteilung, schließt eine wesentliche Abteilung eines Krankenhauses – es wird nicht mehr so sein wie vorher”, schreibt Rainer, ebenfalls auf Facebook. Er wünscht dem Krankenhaus Sterzing und seinen Bediensteten “einen nicht allzu traurigen Tag” und bedauert gleichzeitig, es sowohl im Puster- als auch Wipptal nicht geschafft zu haben, “die politischen Verantwortlichen mit Argumenten und Überzeugungen für die Beibehaltung der Geburtenstationen zu überzeugen”. Am Abend des 31. Oktober findet übrigens eine Abschiedsfeier im Sterzinger Spital statt, auf die die Initiativgruppe Pro Krankenhaus Sterzing hinweist: Beginn ist um 20 Uhr in der Kapelle im 1. Stock des Krankenhauses.