Politik | Visionen

Andreas Colli: "Wollen wir so weiter machen?"

Was hat sich der erste Bürger von Kastelruth für's neue Jahr vorgenommen? Worauf er gerne verzichten kann, über römische Schildbürgerstreiche und sein ungeduldiges Gemüt.

Seit 2010 leitet Andreas Colli als Bürgermeister die Geschicke der Marktgemeinde Kastelruth und ist somit "Herr" über knapp 120 Quadratkilometer am Hochplateau. "Vom Obergrünen zum Obermacher", so beschrieb die Wochenzeitung ff Collis Karriere bei seinem Amtsantritt. "Ich habe mich mit Parteien noch nie identifizieren können und war deshalb auch noch nie Mitglied irgendeiner Partei", konterte der ehemalige Stadtpolizist, passionierte Jäger und Jagdrevierleiter damals. salto.bz hat nachgefragt, was wünscht sich der rebellische Bürgermeister für die Zukunft?

Welche Vorsätze hat der Kastelruther Bürgermeister für's neue Jahr?
Ich habe keine bzw. will mir keine Vorsätze vor setzen! Dabei entsteht – so empfinde zumindest ich es – ein Druck, auf den ich gerne verzichten kann. Ich möchte mich weiterhin bemühen, allen Menschen unvoreingenommen zu begegnen und mir die Zeit für sie zu nehmen und ihnen bei der Lösung ihrer Problem behilflich zu sein.

Was muss sich 2015 ändern, damit sich die Politik – wieder – an die Menschen annähert?
Ich denke, dass sich in der Politik sehr viel ändern muss. In unserem Land ist es vor lauter Papierkram und Bürokratie fast nicht mehr möglich, der eigentlichen Aufgabe nach zu kommen. Wenn ich das sage, dann meine ich nicht nur die römische Bürokratie, die an Schildbürgerstreiche glauben lässt und uns mit Antikorruptionsplänen und anderem Papier zufüllt. Ich meine dabei auch die Landesgesetzgebung. Wir stehen den Römern um nichts nach. Wenn ich an Änderungen des Bauleitplanes, Landschaftsplanes, die ganzen Kommissionen und Gremien denke, die ohne den Sachverhalt vor Ort zu kennen zu jedem Vorhaben befragt werden müssen, so stellt sich schon die Frage, ob wir in dieser Form weitermachen können. Die Wege sind für die Bürger und auch für uns Verwalter sehr sehr steinig, langwierig und unverständlich. Viele verlieren dabei die Lust. Oder wenn ich an die Verfahren denke, die bei öffentlichen Ausschreibungen eingehalten werden müssen, so fragt man sich schon, wie dieser praxisferne Unsinn weiter gehen soll.

Eine kleine Selbstkritik – im Rückblick auf 2014?
Etwas mehr Geduld sollte ich haben. Mir geht immer alles zu langsam, ich liebe Entscheidungen und keine sich ständig wiederholenden Grundsatzdiskussionen.

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