Gesellschaft | Gastbeitrag

Bildung billig im Wunderland

Lernen und Lehren zwischen Hierarchie und Kitsch. Eine Südtirolkarte der Widersprüche. Teil 1
Bildung
Foto: upi
Was wir seit Jahren erleben, öffnet uns nachhaltig die Augen. Die in Südtirol sich abzeichnenden gesellschaftlichen Missverhältnisse folgen denselben Interessen wie die Disparitäten der globalisierten Ökonomie mit ihren Eliten und der ungleichen Macht- und Chancenverteilung.
Der Unterschied: hier sind die Akteure bekannt und die Spielregeln und gesellschaftlichen Auswirkungen nicht zu übersehen. Wir brauchen nur die Ereignisse und Entwicklungen einem Faktencheck unterziehen, so treffen wir auf ein System mit hausgemachten Ursachen und Wirkungen. Es ist eine Südtirolkarte der Disparität.
Die Bereiche Bildung, Schule, Forschung und Universität erlauben einen exemplarischen Einblick in die gesellschaftlichen, ökonomischen und politischen Verhältnisse des Landes. Über dem Ganzen schwebt der Kontrast zwischen den Aufgaben der Bildungspolitik und den fehlenden Maßnahmen zu ihrer Umsetzung.
Bestes Beispiel dafür ist das „Bildungsleitbild Südtirol 2007“ von Landesrat Otto Saurer. Nach seinem Ausscheiden aus der Politik 2008 ist unter den Nachfolgern das Verständnis für dieses gesellschaftliche Leitwerkzeug völlig versandet. Kernaussagen wie „Bildung hat Vorrang in Südtirol“, sie sei ein „Baustein für den bildungspolitischen Dialog zwischen den drei Sprachgruppen“, es brauche „Innovation“ und „Förderung des Sprachenlernens der Erst- und Zweitsprache“ sind zu leeren Worthülsen verkommen.
Auch die „Zukunftsaufgabe Migration“ oder den „Aus- und Weiterbildungsbedarf frühzeitig erheben und gestalten“, um den Mangel an fachlich und akademisch Ausgebildeten zu beheben, erweisen sich als Defizitkatalog. Dass Bildung zunächst ein primär ideeller Wert ist, ein zweckfreies Gut, losgelöst von einer ökonomischen Messbarkeit, daran will man gar nicht erinnern. Und jetzt ist die Pandemie der Weckruf und Sündenbock zugleich, der verstärkt, was seit vielen Jahren aus dem Ruder läuft.
 
 
Bestes Beispiel dafür ist das „Bildungsleitbild Südtirol 2007“ von Landesrat Otto Saurer. Nach seinem Ausscheiden aus der Politik 2008 ist unter den Nachfolgern das Verständnis für dieses gesellschaftliche Leitwerkzeug völlig versandet.
 
Eine Gegenüberstellung der wesentlichen Daten und Fakten zeigt auf, wie es gelingt, grundlegende gesellschaftliche Aufgaben zu vernachlässigen und gleichzeitig das Land in das verfälschte Bild einer Wohlstandsprovinz zu kleiden.
 

Wachstumsgier und Durchhalteparolen

 
Südtirol erlebt eine Selbstdarstellung voller Widersprüche. Nach außen preist man sich als einzigartigen Lebensraum und Singularitätsgut, unter dem Druck der Belastungen aber wird vom Tourismuslandesrat scheinheilig ein Bettenstopp verkündet, während in der gesamten Hotelbranche ein Bauboom herrscht wie noch nie und die IDM Millionen Euro in subversives Marketing investiert, um die Wachstumsgier zu tarnen.
Unter dem Regime der Autonomie hat sich ein wirtschaftliches Denken etabliert, das man nur als unverschämt bezeichnen muss. So lassen maßgebliche Teile der wirtschaftlichen Eliten nur die eigenen ökonomischen Interessen gelten, als ob sie nicht ohnehin bereits mit Grundbesitz, Betriebsvermögen, Immobilien, Vermögenssicherung und Unternehmertum gesegnet wären. Sie profitieren von vorteilhaften Steuergeschenken und Abschreibungen in der Industrie und Landwirtschaft, in Teilen des Handwerks und im Gewerbe, während bei der Gewährleistung notwendiger Standards in Gesundheit, Bildung, Sozialem und Kultur massiv gekürzt wird. Und in den Medien lassen prominente Sprecher der Wirtschaftsbranchen mit Statements aufhorchen: „Wir müssen heilige Kühe schlachten“, „Der Beruf des Lehrers sollte nicht ein Beruf auf Lebenszeit sein“ und „30 Prozent der Beamten in Südtirol sind entbehrlich“ (Heiner Oberrauch).
 
 
30 Prozent der Beamten in Südtirol sind entbehrlich
 
Etwas verkürzt ist das der Wegweiser für die Landespolitik, alle Lebensbereiche nach kommerziellen Kriterien zu ökonomisieren und dem Unternehmertum den Lorbeerkranz des Gemeinwohls umzuhängen. Anstatt auf die Warnsignale seit über zehn Jahren zu reagieren, auf Mahnungen von Josef Stricker und dem KVW, der Südtiroler HochschülerInnenschaft, von Stefan Perini und dem Arbeitsförderungsinstitut (AFI), von Institutionen in Bildung, Erziehung und Gesundheitswesen mit der Humanbiologin Barbara Plagg, benutzt man die Schaffung von Arbeitsplätzen als Schutzschild für die privaten Vorteile des eigenen Wirtschaftens und tabuisiert, dass das Prinzip Wachstum sehr einseitig verteilt und weitgehend erschöpft ist. Und vor dem Hintergrund der Pandemie erneuert der Landeshauptmann den Appell durchzuhalten und „sich als solidarische Gemeinschaft zu verstehen und Vorbild zu sein“ (Rai Südtirol, 23.08.2020).
 

Sparbetrieb Bildungs- und Sozialstrukturen

 
Der Ort, wo die Fäden der Regie zusammenlaufen, ist der Landeshaushalt in den Händen des Landeshauptmanns. Es ist eine Art Blackbox, eine Schatztruhe, deren Vorteile aber sehr ungleich auf mächtig organisierte wirtschaftliche Interessen gelenkt werden. Während in den vergangenen zehn Jahren die der Schule und Bildung übertragenen Aufgaben und die Anforderungen an die Lehrberufe massiv zunahmen, stagnieren die öffentlichen Aufwendungen dafür und schwanken seit 2015 (974 Mill. €) erheblich, nämlich zwischen 983,2 Mill. (2017), 914,9 Mill. (2019), 927,8 Mill. (2020) und 989,6 Mill. (2021). Für 2022 ist von 1 Milliarde € (Mrd.) die Rede, es ist ein Beschwichtigungsmantra ohne spürbare Auswirkung.
Stagnation bedeutet de facto Kürzung, denn die Folgen sind Einsparungen bei grundlegenden schulischen Aufgaben, Schulbüchern, Aktivitäten, Strukturen, bei Bibliotheken, Ausstattung und Personal, die einen höheren Ressourceneinsatz erforderten. Dies zeigt sich nicht erst seit der Corona-Krise 2020. Der Appell von Landesrat Philipp Achammer an die Führungskräfte am Beginn des aktuellen Schuljahres lautete denn auch, „den Fokus auf den Kernauftrag von Bildung zu legen und Verantwortung zu übernehmen“, was nichts anderes heißt als sich abzufinden mit den Abstrichen bei Lerninhalten, den Folgen von Verzichtsdidaktik und Minimalismus-Bildung, mit den miserablen Kompetenzen in Italienisch und Deutsch als Zweitsprache, siehe die KOLIPSI-Studien I und II der Eurac.
 
 
Der Ort, wo die Fäden der Regie zusammenlaufen, ist der Landeshaushalt in den Händen des Landeshauptmanns. Es ist eine Art Blackbox, eine Schatztruhe, deren Vorteile aber sehr ungleich auf mächtig organisierte wirtschaftliche Interessen gelenkt werden.
Auch die Ergebnisse von PISA und INVALSI samt dem Werkzeugkasten der Rahmenrichtlinien und Lehrplanentwürfe liegen auf Papier gedruckt in der Schublade. So verschleiert die gelegentlich von der Politik in Anspruch genommene Chancengerechtigkeit manifeste Bildungslücken. Ein Vorteil ist dem italienischen Schulsystem geschuldet, das nicht so frühzeitig selektiert wie das deutsche oder österreichische. Aber die „Gläserne Decke“ beim Aufstieg in sogenannte bildungsnahe Schichten ist nicht weniger krass.
 

Lehrermangel hausgemacht

 
Den Hauptanteil am Sparpotenzial nehmen die Gehälter ein. Das brachte zuletzt eine ASTAT-Studie 2019 zu Tage, nach der das Lehrpersonal die im Durchschnitt niedrigsten Brutto- wie Nettolöhne im öffentlichen Dienst bezieht, und zwar erheblich unter dem Gehaltsniveau vergleichbarer Berufsgruppen von mittleren und höher Qualifizierten in privaten Sektoren. Das ist eine der Ursachen für den Mangel an Lehrkräften mit Studientitel, weshalb über dreißig Prozent der (ohnehin gekürzten) Planstellen nur mit Hilfspersonal besetzt werden kann, was einen Stillstand in der Laufbahn- und Gehaltsentwicklung der Lehrkräfte und eben erhebliche Einsparungen bei den Personalkosten zur Folge hat, aber auch massive Auswirkungen auf die didaktische Kontinuität und die Bildungsqualität.
 
 
Aktuell erfahren Schulführungskräfte der Grund- und Mittelschulen und teils auch in der Oberstufe, was der Schule verlorengeht, wenn Lehrkräfte mit den erforderlichen fachlichen und pädagogischen Requisiten fehlen.
 
Aktuell erfahren Schulführungskräfte der Grund- und Mittelschulen und teils auch in der Oberstufe, was der Schule verlorengeht, wenn Lehrkräfte mit den erforderlichen fachlichen und pädagogischen Requisiten fehlen. Übrig bleibt die Aufrechterhaltung der Minimaldienste und die Betreuung der Schülerinnen und Schüler, die Schule als Ort des Lernens und Lehrens und der Wissensvermittlung schrumpft, und bei der Auswahl des Lehrpersonals kann man nicht mehr auswählen, man muss alle nehmen, und dann fehlen immer noch viele. 2017 verkündete Bildungslandesrat Philipp Achammer noch: „Was wirklich zählt, sind die Menschen vor der Tafel“ und „Bildung ist die beste Währung“. Da fragt man sich nur, welche Bildung er da meint und welche Währung es wofür braucht?
 

Zwischen Hierarchie und Utopie

 
Dass Schule auf Partizipation, Motivation und Kollegialität aufbauen muss, wenn sie der sozialen Heterogenität und den pädagogischen Erfordernissen genügen soll, ist für die, die darin arbeiten, eine alltägliche Bringschuld. Das gilt aber nicht für die Bildungsdirektion. Sie setzt im Zeichen von Hierarchie auf eine institutionelle Weisungsgewalt unter ungleichen Akteuren und scheut sich nicht, Schulführungskräften mit Konsequenzen zu drohen, wenn sie vom Pfad des Gehorsams abweichen. Die Lehrkräfte werden mit der Umsetzung von Lernutopien wie Inklusion und „Alle mitnehmen“, Chancengleichheit und Korrektur von Bildungsdefiziten beauftragt. Sie werden mit Billiglöhnen brüskiert und einer bürokratischen Überreglementierung unterworfen, sie unterliegen einem Anpassungsdruck durch institutionell gehegte pädagogische Moden – um nicht zu sagen Kitsch – und der Obrigkeitsstruktur dreier nach Sprachgruppen getrennten Bildungsdirektionen.
 
 
Die Bildungsdirektion setzt im Zeichen von Hierarchie auf eine institutionelle Weisungsgewalt unter ungleichen Akteuren und scheut sich nicht, Schulführungskräften mit Konsequenzen zu drohen, wenn sie vom Pfad des Gehorsams abweichen.
 
Ein Schulsystem, das – von lokalen Autoritäten gelenkt – sich nicht um die Verarmung der Sprache und die tatsächlich erforderlichen Bildungsprozesse kümmern kann, verschärft die Diskrepanz zwischen dem beruflichen Selbstverständnis und der alltäglichen Ohnmachts-Erfahrung der Lehrberufe. Alle Versuche in den vergangenen zwanzig Jahren, Schule und Bildung unter dem Dach der Autonomie und Selbstverwaltung zeitgemäß zu reformieren, sind in den Ansätzen stecken geblieben. Und bei der Besetzung der Bildungsdirektion erweist sich politische Loyalität wichtiger als fachliche Führungskompetenz.
 

Bildung wird zum privaten Gut

 
Was sich seit etwa zehn Jahren unter der Oberfläche der Haushaltsplanung abspielt, ist ein kultureller Wertewandel der Bildung allgemein. Anstatt sie als kollektiven Vermögenswert und Motor für Entwicklung zu nutzen, zählt nur mehr ihr Kostenfaktor, der das Wachstum der anderen Haushaltskapitel nicht behindern darf. Sie wird zu einem unternehmerisch irrelevanten, ja entbehrlichen Gut, das sich kaum mehr über das bildungsnahe Milieu hinaus reproduziert. Bildung ist dabei ihren sozialen Stellenwert, ihre Lenkkraft zu verlieren. Was materiell und gesellschaftlich honoriert wird, sind nicht akademische Ausbildung und fachliche Qualifikation, sondern Praxisnähe und kommerzielle Funktionstüchtigkeit bei der Bewirtschaftung deregulierter Ressourcen von Grund, Boden und Natur in Landwirtschaft, Tourismus, Gewerbe, Handwerk und Industrie. Und da stehen die Aufwendungen für Bildung und Wissen einer reinen Wachstumsökonomie eher im Weg.
Diese Entwicklung zeigt sich in Südtirol auch in einer bemerkenswerten Nivellierung der traditionellen Gewinner-Verlierer-Situation. Sich im Sozial- oder Bildungssystem „nach oben“ zu qualifizieren und Bildungswachstum als Investitionen in ein besseres Funktionieren der Gesellschaft haben als Utopien ausgedient. Abzulesen ist das am niedrigen Lohnniveau und an den geringen Aufstiegschancen der akademischen Mittelklasse in den Bereichen Schule, Bildung, Sanität, Soziales, das auffällig oft unter jenem in handwerklichen oder produzierenden Gewerben liegt. Teilweise kann man durch die Niedriglohnverhältnisse bei hohen Wohnungs- und Lebenshaltungskosten in den städtischen Zentren sogar von einer Umkehr der Stadt-Land-Differenz sprechen, dank der massiven strukturellen und materiellen Förderung von Landwirtschaft, Handwerk, Gewerbe und Industrie und mit höheren Einkommen bereits bei Fachkräften mittlerer Qualifikation.
Da überrascht es nicht, dass zuletzt die Südtiroler Wirtschaftszeitung (Nr. 33/2021) in einer Reportage über die Löhne für den privaten Arbeitsmarkt werben konnte: „Tüchtige Fachkräfte in praktischen Berufen erhalten 2.500 bis über 3.000 Euro netto, Köche auch mehr“, und weiter: „Löhne und Gehälter hängen mehr denn je vom Leistungsvermögen und dem Mehrwert ab, den abhängig Beschäftigte bieten, nicht bloß von Schulbildung und Branche.“ Das erklärt einiges, warum das Gehalt eines Lehrers nach 40 Dienstjahren bei 2.500 € aufhört.
 

Stillstand bei Bildungsplanung

 
Um es klar zu sagen: es geht nicht um symbolischen Rang oder Statushierarchie, sondern um einen gerechten Ausgleich in der sozialen und ökonomischen Gestaltung und um Lohngerechtigkeit zwischen verschiedenen Arbeitswelten. Das Thema ist der Verzicht auf Bildung als Lenkwerkzeug und die fehlende Langzeitplanung in der Bildungs-, Wissens- und Kulturpolitik. Das offizielle Südtirol hatte lange keinen Bedarf an Institutionen der Wissenschaft und Forschung. Erst mit der Gründung von Universität und Europäischer Akademie wurde eine Lücke geschlossen, finanziell allerdings teils zu Lasten des allgemeinen Bildungsbudgets. Seit 2015 wuchsen die Investitionen in die Universität von etwa 100 auf 150 Mill. € im Jahr 2021, eine Zunahme von über 35 Prozent, die noch immer nicht ausreicht.
Völlig unzureichend ist das Verständnis für das sogenannte immaterielle Kapital und die Vorteile aus dem „Wissen durch Wissen“ in kultur- und sozialwissenschaftlichen Bereichen. Ganz aktuell wächst der Steuerungsbedarf, auf den Sog der Digitalisierung mit kulturellen und sozialen Grundkonzepten zu reagieren.
 
 
Die Bildungspolitik gestaltet nicht, sie lässt gewähren und handelt auf Zurufe aus der Unternehmerecke, insbesondere wenn die Ressorts Wirtschaft, Arbeit, Schule und Bildung in Personalunion verwaltet werden.
 
Konkreter Tatbestand ist die niedrige Akademikerrate. Es gibt einen sehr beschränkten Arbeitsmarkt für sie, viele junge Leute kommen nach dem Studium nicht nach Südtirol zurück. Und ganz allgemein brachte die Volkszählung im Jahr 2011 einen ziemlich rückständigen Befund zutage: Über einen Bildungsgrad mit akademischem Abschluss verfügen nur 10,3 Prozent der Bevölkerung, 38,9 Prozent haben Matura, 32 Prozent Mittelschulabschluss und immer noch 17 Prozent nur die Grundschule. Die Daten der nächsten Volkszählung werden eine Verbesserung bringen, von Bildungsexpansion können wir aber noch lange nicht sprechen, ein Wendepunkt ist nicht in Sicht. Und der noch in der Zeit von Schulamtsleiter Peter Höllrigl angelaufene Bildungsdialog samt der Arbeit an einem neuen Bildungsgesetz steht seit 2016 still.
Das Fazit daraus: Die Bildungspolitik gestaltet nicht, sie lässt gewähren und handelt auf Zurufe aus der Unternehmerecke, insbesondere wenn die Ressorts Wirtschaft, Arbeit, Schule und Bildung in Personalunion verwaltet werden. Und der Landesrat selbst steht als Studienabbrecher nicht im Verdacht, dass sich mangelnde akademische Ausbildung als Nachteil und berufliches Handicap auswirkt. Er demonstriert, dass Bildung einen sehr relativen Einfluss auf den Beruf und die Art zu denken und zu sprechen hat. Vielleicht sollte man das einfach positiv besetzen, nämlich als Modell für die Konzentration auf Kernaufgaben. Ob Achammer das gemeint hat, als er dem Verfasser dieses Beitrags in einer Videoschaltung die Ansage machte, da müsse man „eine andere Einstellung wählen“?
 
Teil 2 folgt morgen - Er beleuchtet die wirtschaftliche und politische Verantwortung für diese Entwicklung. Sie ist in einer Blackbox zu finden, die „Landeshaushalt“ heißt und Disparität bei Steuern, Einkommen und Innovation nach sich zieht.
 
 
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Ludwig Gruber Fr., 10.12.2021 - 07:54

Antwort auf von Luis Durni

... dass die Gesellschaft "Anerkennung" nicht als Lippenbekenntnis stehen lässt. Und natürlich im normalen Wettbewerb um die besten Kräfte wird "Lehrer" für mehr Qualifizierte eine Option. Im Optimalfall dreht das System und die besten Lehrer können ausgesucht werden. Dann hätten wir die Grundlage für eine gedeihliche Zukunft verschoben.

Fr., 10.12.2021 - 07:54 Permalink
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ceteris paribus Fr., 10.12.2021 - 09:30

Antwort auf von Luis Durni

6.000....eine Provokation, klar - was will der Autor Klammer? mehr Gehalt oder gesellschaftliche Anerkennung?
Beides wäre wünschenswert - aber ist es auch realistisch? Oder doch eher eine Utopie, was ja per se nichts schlechtes sein muss.

Journalisten, Politiker, Rechtsanwälte ect. pp....es ist eine nicht kurze Liste der gesellschaftlich nicht gerade hoch anerkannten Kategorien, trotz eines mutmaßlich nicht niedrigen Salärs.

Ich lese eine Gesellschaftskritik, interessant, mit einigen ernstzunehmenden Ansätzen - und einer wegen ihrer Vielschichtigkeit sich selbst limitierenden Wirkungsmöglichkeit.

Fr., 10.12.2021 - 09:30 Permalink
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Klaus Hartmann Fr., 10.12.2021 - 13:56

Zu Achammers Aussage „Bildung ist die beste Währung“:
Neoliberale Bildungspolitik hat die Aufgabe die Lernenden zu gut funktionierenden und mehrwertschaffenden Mitgliedern der Gesellschaft auszubilden. Bildung wird zur „Ausbildung“, zur „Kompetenz“. Der Mensch zu „Humankapital“. Der „Markt“ zur zentralen Größe. Lehrpläne werden so gestaltet, dass die Bedürfnisse und Erfordernisse der „Ökonomie“ bestmöglich abgedeckt und befriedigt werden. Wieso sollte Südtirol hier eine Ausnahme bilden. Achammers Aussage, dass „Bildung die beste Währung“ sei, bringt die Monetisierung von Bildung und Lernenden unmissverständlich und grausam auf den Punkt. Hier liegt er voll und ganz im Trend.
Unsere Bildungspolitik und ihr Bildungssystem verfolgen, trotz blumiger Lippenbekenntnisse, nicht das Ziel die Lernenden zu selbständigen, freien, neugierigen, kreativen und mündigen Menschen heranzubilden. Hier wirken alle beteiligten Kräfte, auch die Lehrenden, einem gemeinsamen Ziel entgegen: die Unterwerfung des Lernenden an ein leistungsorientiertes, autoritär-hierarchisches System und die Flexibilität sich diesem perfekt anzupassen.

Fr., 10.12.2021 - 13:56 Permalink
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Ingeborg Mahlknecht Fr., 10.12.2021 - 20:10

Danke Markus!
Wir Lehrer*innen haben in den letzten Jahren neben der Vermittlung von Fachinhalten immer mehr auch Erziehungsarbeit übernommen. Corona hat aufgezeigt, wie wichtig Schule für unsere Kinder und Jugendlichen ist. Die Bildungseinrichtungen geben den jungen Menschen Schutz, Raum und Halt in unsicheren Zeiten und begleiten sie mit klaren Strukturen und Abläufen durch eine Vielfalt von wichtigen Entwicklungsaufgaben. Wir bieten den Jugendlichen:
• die Möglichkeit ihre intellektuellen Fähigkeiten einzusetzen und auszubauen, um später ihre eigene Rechte und Pflichten selbständig ausüben zu können
• Die Entwicklung der Reflexionsfähigkeit, des abstrakten und komplexen Denkvermögens mit kreativen Lösungsansätzen
• Diskussionsmöglichkeiten, auch mit Gleichaltrigen, über aktuelle Themen
• Die Aneignung von Werten, die einen Leitfaden für das eigene Verhalten darstellen
• Die Entwicklung von sozialverantwortlichen Verhalten
• Soziale Kontakte zu Gleichaltrigen zur Entwicklung von Verbundenheit und Beziehung und somit eine gute Vorbereitung der Entfaltung eines Selbst-Seins
• Perspektiven und Neugier auf das zukünftige Leben.
All diesen Aufgaben sollen und wollen wir gerecht werden, weil wir Idealisten sind und unseren Beruf mit Leidenschaft ausüben. Und dafür möchten wir zumindest den jährlichen Inflationsausgleich und die Aufnahme der Vertragsverhandlungen. Ist das zu viel verlangt?

Fr., 10.12.2021 - 20:10 Permalink