Wirtschaft | Flughafen Bozen

"Züge sind die Zukunft"

Geplant sind Kurzstreckenflüge nach Hamburg, Apulien und Kroatien. Die Nachhaltigkeit liege den Flughafenbetreibern und Sky-Alps jedoch am Herzen.
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Foto: Salto.bz

Man sei optimistisch, wird bei der Sky-Alps Pressekonferenz am Bozner Flughafen am Dienstag immer wieder betont. Trotz schlechtem Start und trotz Pandemie, die nun das Wintergeschäft des Flughafens um rund 50% zu schmälern droht. Um diesen Optimismus zu unterstreichen, werden eine ganze Reihe neuer Destinationen für den kommenden Sommer angekündigt und somit das Ziel der EU Kommission, Kurzstreckenflüge innerhalb Europas zu eliminieren, mit Füßen getreten. Auch der angekündigte Bettenstopp der Landesregierung scheint die Flughafenbetreiber nicht zu kümmern: Es braucht noch mehr. Trotzdem verfolge man laut eigenen Aussagen sowohl für den Tourismus als auch für den Transport nachhaltige Konzepte.

 

Flughafenausbau im Sehnsuchtsland

 

Olbia, Ibiza, Kopenhagen, Berlin, Brüssel, Rotterdam. “Der Flughafen funktioniert und birgt sowohl für die Wirtschaft als auch für die Bürgerinnen und Bürger positive Folgen”, erklärt der Sales- und Marketing Manager von Sky-Alps, Maximilian Alber bei der Pressekonferenz am Flughafen Bozen. Vor allem der rezente Ausbau des Flughafens - eine Verlängerung der Landepiste sowie eine Verschiebung derselben - hätten zu Sicherheit und Lärmschutz beim Flughafenbetrieb - und somit auch zum Wohlbefinden der Bevölkerung beigetragen. In einer Region mit einer der höchsten Lebensqualitäten in Europa sei ein Flughafen “ein Muss”.

 

Während im Sommer die Flugzeuge noch beinahe leer vom Bozner Flughafen gen Norden abhoben, hätten sich Destinationen wie Berlin oder Düsseldorf im Herbst und Winter durch eine gute Buchungslage bewährt. Für den Sky-Alps-Berater Hannes Illmer ein Beweis dafür, dass die einzelnen Projekte zwar ihre Zeit bräuchten, eine Südtirolreise bei einer Flugzeit von unter zwei Stunden doch ein sehr attraktives Angebot sei, das - trotz der pandemiebedingt anstehenden Schwierigkeiten - ausgebaut werden müsse: Im Sommer sollen Zielflughäfen in Kroatien, Apulien und Spanien hinzukommen. “12, 13 oder sogar 14 Stunden im Auto nach Südtirol fahren? Ganz ehrlich, das macht man heute nicht mehr”, erklärt Illmer.

 

“Weniger Autos”

 

Dabei scheint es, als wollten die Vertreter von Sky-Alps und des Bozner Flughafens durch den Ausbau des Bozner Flughafens vor allem den Autoverkehr reduzieren: “Wir wissen, dass sich der CO2-Ausstoß des Flugbetriebs weltweit auf 2,6% des gesamten CO2-Ausstoßes beläuft”, so Alber. Der Autoverkehr betrage hingegen mehr als 15%. Vor diesem Hintergrund und der Tatsache, dass 15% der Touristen sowieso bereits mit dem Flugzeug nach Venedig, Mailand und Verona flögen und dann mit dem Auto nach Südtirol kämen, sei es sinnvoll den direkten Flugverkehr auszubauen.

Zudem wolle man in Zukunft versuchen, den ökologischen Fußabdruck durch Abkommen mit Unternehmen wie "Atmosfair" oder "Compensate" zu kompensieren.

 

Rar und teuer

 

Auch was den Tourismus betrifft sei man auf Nachhaltigkeit bedacht: Man wolle Anreize schaffen, um Südtirol von einer touristischen Nebendestination wieder zu einer Hauptdestination zu machen, sodass Menschen über einen längeren Zeitraum in Südtirol bleiben. Um dies zu erreichen, biete man nur wenige Male pro Woche (bis zu drei Mal) einen Flug in die einzelnen Destinationen an. Und man sei teuer. Ein Flug nach Berlin kostet beispielsweise zwischen 100 und 200 Euro. “So schließen wir aus, dass Menschen zum Shoppen nach Bergamo fliegen”, so Illmer. “Zudem schaffen wir einen Anreiz, länger als nur ein paar Tage in Südtirol zu bleiben. 90% der Touristen kommen heute mit dem Auto und bleiben nur wenige Tage. Das wollen wir ändern.”

 

90% der Touristen kommen heute mit dem Auto und bleiben nur wenige Tage. Das wollen wir ändern.

 

Warum diese Ziele genau durch einen Anbau des Flugverkehrs, der Reisezeiten ja deutlich verkürzt, erreicht werden soll, bleibt rätselhaft: “Züge sind die Zukunft", so Illmer. "Es ist schade, dass es Züge, wie beispielsweise den Direktzug Berlin nicht mehr gibt. Durch das Wegfallen dieser Züge, haben wir jene Kunden verloren, die längere Zeit in Südtirol verweilen möchten". Dies wolle man nun über den Ausbau des Flugverkehrs ändern.

 

Positive Reaktionen aus der Bevölkerung?

 

Wie die Flughafenbetreiber betonen, hätten Bevölkerung, Wirtschaft und Tourismus indes “sehr positiv” auf das Angebot reagiert. Zur Frage auf welche Bevölkerung man sich beziehe, wenn sich noch vor wenigen Jahren rund 70% der Südtiroler Bevölkerung gegen die Finanzierung des Flughafens (der sich damals noch in öffentlicher Hand befand) ausgesprochen hatten, wollte keiner der Anwesenden Stellung beziehen.

 

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m s Mi., 22.12.2021 - 11:24

"In einer Region mit einer der höchsten Lebensqualitäten in Europa sei ein Flughafen “ein Muss”."

Also lieber alles mögliche ausbauen, auch diesen unsinnigen Flughafen in Zeiten der Klimakrise, als den öffentlichen Verkehr samt Infrastruktur ordentlich zu fördern. Wenn man sich das Autochaos in Bozen und Südtirol samt Luftqualiät anschaut, wundert man sich doch über solche Aussagen, wohl wieder selbsternanntes Vorzeigeland...

Mi., 22.12.2021 - 11:24 Permalink
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Martin Aufderklamm Mi., 22.12.2021 - 12:08

Vollkommen Ihrer Meinung, die Luft in Bozen ist bald schlechter als in einer Großstadt.
Schuld daran ist vor allem die Gemeinde Bozen, wo nichts weiter geht; ausser bei Bauprojekten.

Mi., 22.12.2021 - 12:08 Permalink
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Salto User
Günther Alois … Do., 23.12.2021 - 07:33

Weniger Autos???? Die Touristen die in Bozen am Flugplatz ankommen und dann ins Langtauferertal zum Langlaufen wollen,oder Kronplatz,oder Sulden,oder Watles zum Skifahren wollen,usw,?????Fahren die dann mit der Kutsche,wie damals in diesen Zonen???? Für wie dumm schätzen diese Flughafengurus das Südtiroler Volk eigentlich ein??????

Do., 23.12.2021 - 07:33 Permalink
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Jakob Bachmann Do., 23.12.2021 - 11:24

“Wir wissen, dass sich der CO2-Ausstoß des Flugbetriebs weltweit auf 2,6% des gesamten CO2-Ausstoßes beläuft”, so Alber. Der Autoverkehr betrage hingegen mehr als 15%.
Also verschiebt sich der Anteil des Flugverkehrs am weltweiten CO2-Ausstoß auf 15% und der von Autos auf 2,6% und das Klima ist gerettet? Vor dem Hintergrund, dass sich der Autoverkehr wahrscheinlich schneller Richtung Klimaneutralität entwickelt als der Flugverkehr, eine gewagte Aussage.

"um Südtirol von einer touristischen Nebendestination wieder zu einer Hauptdestination zu machen"
Habe ich was verpasst oder seit wann ist Südtirol eine Nebendestination? Im Winter ist alles voll, im Sommer ist vor allem im August das Land überflutet mit Touristen und die Bettenanzahl Südtirols wird weiter ausgebaut. Massentourismus wie er hier in Südtirol praktiziert wird, ist mit Nachhaltigkeit nicht vereinbar und einfach nicht zukunftsträchtig, egal ob die Leute jetzt 2 Tage bleiben oder eine Woche. Da kann der Flughafen eine Greenwashing-Pressekonferenz nach der anderen abhalten, Ziel muss sein in Südtirol den Tourismus allgemein zu reduzieren. Flughäfen gibts genug in der Nähe mit Innsbruck, Mailand, Verona, Venedig, würde es gscheide Zugverbindungen dahin geben könnte man aus dem Bozner Flughafen ein Klimaschutzmuseum machen.

Do., 23.12.2021 - 11:24 Permalink
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E C Do., 23.12.2021 - 17:00

Es gibt ein Flughafen in Verona, Bologna, Innsbruck. Welcher Sinn hat es unseren Flugfahen auszubauen um die reiche Touristen einzuladen?
Wir haben Probleme mit Klima, zu viel Autoverkehr, beide von Touristen und von den Ortlichen (in meiner Meinung), aber diese Leute denken nur um andere Touristen.
Wenn das fortgeht, wird Bozen-Düsseldorf beim Flugzeug schneller als Bozen-Naturns (z.B.) mit dem Zug zu fahren.

Ich werde nicht über die Vergleichung zwischen Autoverkehr und Flugzeugverkehr reden, einfach sinnlos.

Do., 23.12.2021 - 17:00 Permalink