Gesellschaft | Beutegreifer

Manfred und der Wolf

Die Rückkehr des Wolfes in die Alpen spaltet die Gemüter. Während Umweltschützer die Wiederansiedelung begrüßen, stößt sie vor allem bei den Bauern auf Widerstand.
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Foto: SVP/Pixabay
In Südtirol haben sich – verständlicherweise – vor allem einige Vertreter des Bauernbundes und die politischen Bauernvertreter gegen die Ankunft des Wolfes ausgesprochen mit Parolen wie „Der Wolf hat bei uns keinen Platz“ und „Haustiere und Wolf können sich nicht denselben Lebensraum teilen“. Bedenklich ist es allerdings, wenn dazu aufgerufen wird, gegen das geltende Gesetz zu verstoßen und Wölfe abzuschießen bzw. zu töten.
Ein derartiger Fall soll sich angeblich vor Kurzem im Rahmen der Sitzung der Abschussplankommission zugetragen haben, die jährlich vor Beginn der Jagdzeit abgehalten wird und in der die Abschüsse für das Schalenwild festgelegt werden. Neben Vertretern der Jägerschaft, des Amtes für Jagd und Fischerei hat auch Bauernvertreter und Landtagsabgeordneter Manfred Vallazza daran teilgenommen. Dieser habe laut Informationen von Salto.bz gegenüber der Jägerschaft erklärt, dass sie sehr gut wüssten, wie man das Wolfsproblem lösen könnte. Ihm selbst seien die Hände gebunden, da er keinen Waffenschein besitze.
 
 
Auch Luigi Spagnolli, Direktor des Amtes für Jagd und Fischerei, sind Gerüchte über derartige Aussagen zu Ohren gekommen, auch wenn er sie nicht bestätigen bzw. kommentieren kann, da er bei besagter Sitzung nicht anwesend war. „Der Abschuss von geschützten Tieren wie Wölfe, Bären oder Auerhühnern ist eine Straftat und wird als solche geahndet“, so der Direktor des Amtes für Jagd und Fischerei. Er betont weiters, dass die Jäger wohl keine große Lust darauf hätten, ein solches Risiko einzugehen, das neben einer saftigen Geldstrafe, auch den Verlust des Waffenscheins und der Jagdlizenz nach sich ziehen würde. „Jeder ist für sich selbst verantwortlich und die Jäger wissen sehr wohl über ihre Rechte und Pflichten Bescheid. Sie lassen sich sicher nicht dazu überreden, eine Straftat zu begehen“, ist Spagnolli überzeugt und betont, dass zwar jeder das Recht auf seine freie Meinungsäußerung habe, Aufrufe, von wem auch immer sie getätigt werden, Wölfe abzuschießen, seien jedoch nicht in Ordnung.
 
Gleichzeitig muss man auf der politischen Ebene weiterhin versuchen, in Rom und in Brüssel die rechtlichen Bedingungen zu schaffen, damit eine Regulierung der Wölfe ermöglicht wird.
 
Es stehe jedem frei, für ein wolfsfreies Südtirol einzutreten, nur sei das einfach nicht möglich. Wolfsrudel gebe es mittlerweile nicht nur im benachbarten Trentino, der Schweiz und Österreich, sondern auch in Südtirol, dem Kreuzungspunkt, an dem sich Wölfe der nördlichen und südlichen Population sowie aus dem Balkan treffen. „Wir müssen uns an das geltende Recht halten, das den Wolf unter Schutz stellt. Unser Ziel muss es jedoch auch sein, die Bauern vor Schäden zu bewahren bzw. die Nutztiere vor Wolfsrissen zu schützen. Gleichzeitig muss man auf der politischen Ebene weiterhin versuchen, in Rom und in Brüssel die rechtlichen Bedingungen zu schaffen, damit eine Regulierung der Wölfe ermöglicht wird“, so Spagnolli.
 
 
 

Alles nur ein Missverständnis?

 

Dass der SVP-Landtagsabgeordente und Bauernvertreter Manfred Vallazza zu den erklärten Wolfsgegnern zählt und für ein wolfsfreise Südtirol eintritt, ist hinlänglich bekannt. „Für den Wolf ist in unserem kleinen Land einfach kein Platz“, so Vallazza. Die Bauern hätten regelrecht Angst, ihr Vieh auf die Almen zu treiben. Werden die Almen aber nicht mehr bestoßen, ändert sich das Landschaftsbild und dann „zahlen alle drauf“. Mit alle meint der Landtagsabgeordnete sowohl die Landwirtschaft wie auch den Tourismus und erklärt: „Das kann nicht im Sinne der Politik sein!“
 
 
Auf seine Wortmeldung bei besagter Sitzung angesprochen, erklärt der SVP-Bauernvertreter, dass es hinsichtlich eines zukünftigen Wolfsmanagements, in welchem der Abschuss von „Problemwölfen“ vorgesehen werden soll, diese nur von den Jägern erlegt werden können. Insofern dürften seine Äußerungen nicht problematisch bzw. falsch verstanden werden, sondern stünden stellvertretend für seine politische Haltung. Auf allen rechtlichen und politischen Ebenen trete er dafür ein, dass Wolfsentnahmen ermöglicht werden sollten. Diesbezüglich stehe man nicht nur mit dem Bauernbund in engem Kontakt, sondern auch mit der italienischen Umweltschutzbehörde ISPRA sowie den Nachbarländern und der EU. Ziel sei es, auf allen Ebenen für eine Entnahmemöglichkeit einzutreten. „Wir sind uns sehr wohl bewusst, dass Südtirol das Problem nicht alleine lösen kann.
 
Jeder weiß, was passiert, wenn er dabei erwischt wird!
 
Deshalb muss auf gesamteuropäischer Ebene nach Möglichkeiten der Regulierung gesucht werden“, betont der Landtagsabgeordnete und verweist dabei auf Länder wie die Schweiz und Spanien, wo die Entnahme von sogenannten „Problemwölfen“ – also von Wölfen, die nachweislich verantwortlich für den Riss von Nutztieren sind sowie ein für den Menschen potentiell gefährliches Verhalten an den Tag legen. „In einigen Ländern ist der Abschuss von Wölfen bereits zugelassen. Wie beim Schalenwild und anderen Wildtierarten soll die Abschussplankommission auch für das Wolfsmanagement zuständig sein und konsequenterweise dafür sorgen, dass Ausbreitung bzw. daraus resultierende Schäden im Rahmen bleiben“, erklärt der SVP-Bauernvertreter. Auf die Hilfe der Jäger sei man vor allem bei der Bestandserfassung angewiesen, bei der derzeitigen Gesetzeslage sei es jedoch nicht Sinne der Sache, wenn eigenmächtig zu der Waffe gegriffen wird und Wölfe erlegt werden. „Jeder weiß, was passiert, wenn er dabei erwischt wird!“, betont Vallazza.