Gesellschaft | Barrierefreiheit

Eine endlose und unglaubliche Geschichte

Barrierefreiheit am Bahnhof Sterzing? Fehlanzeige! Denn obwohl verschiedene Vereine bereits seit Jahren auf diesen Missstand hinweisen, wird nichts dagegen unternommen.
Sterzing, Bahnhof
Foto: Seniorengemeinderat Sterzing
In Sterzing – genauer gesagt in der Gemeinde Pfitsch, denn auf deren Territorium befindet sich der Bahnhof – halten zwar Züge, allerdings ist das Erreichen der Bahnsteige besonders für Senioren, Mütter mit ihren Kinderwagen und körperlich beeinträchtigte Personen eine Herausforderung bzw. unmöglich. Wer mit einem Rollstuhl einen Zug benutzen will, sollte besser auf den Bahnhof von Freienfeld ausweichen, der über den „Luxus“ eines Aufzuges verfügt.
Am Bahnhof Sterzing? Fehlanzeige! Die Bahngleise 2 und 3, an denen die Regional- und Fernzüge halten, sind nur über Treppen und eine Unterführung zu erreichen. In einem Schreiben wendet sich nun der Seniorengemeinderat von Sterzing an die Öffentlichkeit und weist auf diesen untragbaren Zustand hin.
 
Was das Erreichen der Bahnsteige betraf, befand sich der Bahnhof Sterzing bis in die 60er Jahre in einem desaströsen Zustand. In den 70er Jahren schließlich wurde der Bahnsteig, so wie er heute noch besteht, errichtet und mit einer Unterführung erschlossen, allerdings – aufgrund der fehlenden Gesetzgebung –  war diese nicht behindertengerecht. Entsprechende Vorschriften zur behindertengerechten Gestaltung von Gehwegen jeglicher Art wie beispielsweise Zutritt zu Gebäuden, Gehsteigen oder Aufzugsanlagen wurden erst in den späten 80er Jahren erlassen und zum Teil auch kurzfristig umgesetzt – allerdings nicht in Sterzing. Dort wartet man immer noch auf einen barrierefreien Zugang.
 
Der neue Seniorengemeinderat, der im Jahr 2015 gegründet wurde, setzte sich mit dem damals für Mobilitätsfragen zuständigen Landesrat Florian Mussner in Verbindung und brachte das Anliegen vor. „Die gesetzlichen Voraussetzungen, um einen behindertengerechten Zugang zum Bahnsteig zu fordern, waren gegeben und die Zusage des Landesrates, er würde bei den zuständigen Stellen der Staatsbahnen intervenieren, ließ den Seniorengemeinderat optimistisch auf eine Lösung hoffen“, heißt es in der Aussendung. Nachdem jedoch nichts unternommen wurde, habe der Seniorengemeinderat erneut bei Landesrat Mussner vorgesprochen und nochmals die prekäre Situation für behinderte und alte Menschen sowie Fahrgäste mit Kleinkindern besprochen. Nachdem für den Bahnhof Sterzing territorial die Gemeinde Pfitsch zuständig ist, sei auch der Bürgermeister dieser Gemeinde bei den Gesprächen mit der Provinz Bozen stets miteinbezogen worden. Mehr als Verständnis hatten die politischen Vertreter aber offenbar nicht anzubieten.
 
„Bis heute stehen konkrete Maßnahmen aus. Schließlich war die Entwicklung dieser unglaublichen Geschichte an einem Punkt angelangt, an dem der Seniorengemeinderat erkannte, dass eine endgültige Lösung des Problems wohl schon an der Planung scheiterte, weil weder das Land noch die Staatsbahnen bisher eine Lösung gefunden hatten“, kritisiert der Seniorengemeinderat, der sich mit seinem Anliegen auch an die Bürgerwerkstatt Sterzing wandte und um Hilfe bat, welche diese auch umgehend zusagte. Vor rund zweieinhalb Jahren kam es zu einem Treffen mit Stefan Gufler, Bürgermeister der Gemeinde Pfitsch, bei welchem die Bürgerwerkstatt einen Vorschlag über eine kurzfristig zu realisierende Lösung vorgelegt hat. „In der Zwischenzeit haben wir öfters mit Landesrat Daniel Alfreider gesprochen, aber leider ohne konkrete Ergebnisse zu erzielen. Es ist unglaublich, dass für eine dermaßen wichtige Einrichtung für den Großteil der Wipptaler Bevölkerung nach so langer Zeit auch von Seiten der Politik nichts Konkretes unternommen wird! In dieser Angelegenheit wäre es auch sinnvoll zu prüfen, ob die Nichteinhaltung der bestehenden Gesetze vonseiten des Betreibers nicht auch von strafrechtlicher Relevanz ist“, betont der Seniorengemeinderat.