Wirtschaft | Berglandwirtschaft

Milch-Strategie gesucht

In den vergangenen Tagen hat die 300-Euro-Prämie für Milchbauern für erhebliche Aufregung gesorgt. Salto.bz hat bei Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler nachgefragt.
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„Mich hat allein schon die Heftigkeit der Diskussion überrascht“, erklärt der Landwirtschaftslandesrat. In erster Linie sei dieser Beitrag nicht als eine Unterstützungsmaßnahme aufgrund der Mehrkosten, die schließlich jeder Betrieb zu tragen hat, zu sehen, sondern es geht um den Erhalt der Viehwirtschaft bzw. der Milchwirtschaft, wie Schuler betont. Die hohen Produktionskosten, der niedrige Milchpreis sowie die stark gestiegenen Futtermittel- und Energiekosten aufgrund der Ukrainekrise haben die Milchwirtschaft in zusätzliche Schwierigkeiten gebracht und erhöhen den ohnehin schon hohen Druck nun weiter. Die Höhe des Beitrages fußt dabei auf einer Berechnung des BRING (Beratungsring Berglandwirtschaft) zu den gestiegenen Futtermittelkosten. Auf Basis dieser Berechnung wurde der Betrag auf 300 Euro pro Milchkuh festgelegt, womit der Großteil der Preissteigerung abgedeckt werden kann.

 

 

Aufgrund der derzeitigen Stimmung war zu befürchten, dass Betriebe in großer Zahl aufgegeben werden, „mit Folgen für die nächsten Jahre und Jahrzehnte“. Im übergeordneten Interesse hat Finanzlandesrat Arno Kompatscher gemeinsam mit Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler deshalb diese Finanzhilfen zugesagt. „Hier handelt es sich auch nicht um laufende Unterstützungmaßnahmen, sondern um eine einmalige Beihilfe, mit der die größten Engpässe abgefedert werden können“, erklärt der Landwirtschaftslandesrat, der betont, dass man sich hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit dieser Betriebe Gedanken wird machen müssen. Dies betrifft vor allem das Einkommen aus der Produktion, das angehoben werden muss. „Nur mit Beiträgen, so notwendig sie auch sein mögen, werden wir die Vieh- und Milchwirtschaft nicht halten bzw. auch schwer rechtfertigen können“, erklärte dazu Schuler. Grundvoraussetzung für das Überleben eines Betriebes sei eine bestimmtes Einkommen aus der landwirtschaftlichen Tätigkeit.

 

 

Bezüglich langfristige Strategien erklärte Landesrat Schuler, dass wohl ein Bündel an Maßnahmen notwendig sein wird. Bei einem kürzlich stattgefundenen Treffen der Milchhöfe wurde nicht nur das Thema Kostenreduzierung angesprochen, sondern auch eine verstärkte Zusammenarbeit. „Der Auftrag an die Sennereien lautet, eine Milch-Strategie für die nächsten Jahre auszuarbeiten“, so Schuler. Weiters werde man sich sicher Strategien überlegen müssen, wie man für Milch bzw. die daraus hergestellten Produkte einen höheren Preis erzielen kann. In den vergangenen Jahren blieb die Entwicklung des Milchpreises hinter den Kosten zurück, was in der Milchwirtschaft zu einer kritischen Situation geführt hat. „Die Preise für die Milch sind im Grunde genommen viel zu niedrig“, betont Landesrat Schuler. Aber auch wenn der Milchpreis steigen sollte, wäre eine Weiterführung eines berglandwirtschaftlichen Betriebes immer noch schwierig genug. Einen bestimmten Beitrag wird es deshalb immer gegeben müssen, ist Schuler überzeugt. „Es gehöre aber auch zum Stolz eines jeden Bauern und einer jeden Bäuerin, für das Lebensmittel, das sie produzieren,  ein gutes Entgelt zu erhalten. Ansonsten wird auch die Arbeit und die Freude in der Landwirtschaft infrage gestellt“, betont der Landwirtschaftslandesrat. Zumindest ein „fairer“ Preis sollte gewährleistet werden, damit sich die Milchwirtschaft in Südtirol insgesamt rentiert.