waltherpark
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Gesellschaft | Fritto Misto

Walther, park!

2024 ein Einkaufszentrum in Bozen zu eröffnen ist vor allem das: absurd.

So so, zuerst gab es also einen Wassereinbruch, der die Baustelle des WaltherPark in die „Laguna di Bolzano“ verwandelte, dann wurden Asbest-Rückstände entdeckt, die aufwändig beseitigt werden mussten: Ich weiß nicht, wie gottgläubig die Macher des Megaprojekts im Zentrum der Landeshauptstadt sind, aber wenn jetzt auch noch die (realen) Heuschrecken einfallen, dann sind das dann doch ziemlich eindeutige Anzeichen dafür, dass der da oben keine große Freude am WaltherPark hat.
Non me gusta! schreit das alles ziemlich eindeutig (beweisen sie mir erst mal, dass Gott kein Spanisch spricht), und nein, mir selbst goutiert es auch nicht wirklich. Vor ein paar Jahren noch fand ich das Ganze nicht uninteressant, endlich was los im schnöden Bozen, endlich ein bisschen Großstadtflair, aber da war man auch noch jung, konsumgeil und pandemie-unerfahren. Heute nimmt sich dieses Projekt vor allem so aus: überholt.
Der Boom der bloßen Shoppingparadiese ist vorbei, längst hat sich das Einkaufen ins Internet verlagert.
In den USA spricht man von den „dead malls“, den toten Einkaufszentren, die kaum mehr Kunden anziehen und großteils leer stehen, viel zu viele gibt es dort davon, als dass sie sich noch rentieren würden. Auch in Deutschland kennt man das Problem: Der Boom der bloßen Shoppingparadiese ist vorbei, längst hat sich das Einkaufen ins Internet verlagert.
 
 
 
Wer’s vorher nicht kannte, der musste sich wohl oder übel in der Pandemie damit auseinandersetzen und zugeben, dass Online-Shopping durchaus Vorteile hat: Riesige Auswahl, schneller Preisvergleich  und, das Beste: Man muss seinen Allerwertesten nicht einen Millimeter vom Sofa bewegen, um etwa ein T-Shirt zu erstehen, für das man in der analogen Welt im schlimmsten aller Fälle erstmal ins Auto steigen, Parkplatz finden, Geschäfte abklappern und Umkleidekabinen des Schreckens in Kauf nehmen muss. Zeit- und Nervenaufwand sind mir dafür mittlerweile viel zu hoch, kaum vorstellbar, dass „shoppen“ mal unter „Hobbies“ abgebucht wurde.
Aber, das soll bei Gott (schon wieder) kein Hohelied auf den Online-Handel werden, der meist Großkonzerne fett macht und eine katastrophale Umweltbilanz aufweist. Dennoch könnte der Hilferuf des Handels, insbesondere die Umsatzrückgänge im Südtiroler Bekleidungshandel  (in Dörfern im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 minus rund 30 Prozent, im städtischen Bereich minus 15 bis 20 Prozent, darauf hindeuten, dass die Menschen in den vergangenen Monaten zweierlei gemerkt haben: Erstens,  Einkaufen ist eher notwendiges Übel als Freizeitbeschäftigung und zweitens, so viel braucht man eigentlich gar nicht. Längst quillt in unseren Wohnungen ja alles über vor lauter Kleidung, Schuhen, technischen Geräten, Kinderspielzeug etc. 
Mancherorts werden Kleiderspenden gar nicht mehr angenommen, Kinderklamotten zweiter Hand zu verkaufen ist fast ein Ding der Unmöglichkeit, viel zu billig ist die Neuware. Und da brauchen wir tatsächlich noch einen Konsumtempel in Bozen City? Ist der andere nicht schon schlimm genug?
Wir sollen unser Konsumverhalten ändern, einverstanden, aber dann parkt uns doch nicht einen Park vor die Nase, der unsere guten Vorsätze sabotiert.
Angesichts der Klimakrise, die ja längst da ist, fallen (auch von Seiten der Landesregierung) mahnende Schlagworte wie Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft, Ressourcenknappheit: Wie bizarr mutet es dann an, wenn im Jahre 2024 ein Riesenkomplex seine Tore öffnen soll, der wieder nur zum Ziel hat, uns zum Kaufen, Verbrauchen, Wegschmeißen zu verführen? Und dabei aller Wahrscheinlichkeit nach nicht den kleinen, lokalen Händler beherbergen wird, der natürlich gestärkt werden müsste, sondern wieder nur immer dieselben internationalen Ketten?
 
 
 
Wir sollen unser Konsumverhalten ändern, einverstanden, aber dann parkt uns doch nicht einen Park vor die Nase, der unsere guten Vorsätze sabotiert. Macht erschwingliche Wohnungen für den Mittelstand daraus, Studentenzimmer, ein Kulturzentrum oder eine wirkliche Freizeitstätte, die Menschen am verregneten Wochenende besser zu beschäftigen weiß, als sie die eh immer knapper werdenden Moneten in Hudern und Fast Food investieren zu lassen.
 Zu spät, ich weiß, auf die Heuschrecken ist wohl kein Verlass, drum hoffe ich auf die Einsicht der Bürger*innen, die dann sagen werden: „Walther, park das Portemonnaie, wir gehen nicht shoppen, wir gehen spazieren.“

 

Die Bürger der Stadt Bozen werden ihre Zustimmung zum Hager / Benco-Konsumtempel noch bitter bereuen, wenn sie bemerken, was ihnen da mitten in die Altstadt hinein geklotzt wurde und ob sie sich in dem unterirdischen Wühlmaus-artigen Verkehrssystem wohlfühlen werden, ist eine weitere offene Frage?

Di., 24.05.2022 - 20:17 Permalink

Ich bin nicht immer nur dagegen!
- mich stört aber wie die Menschen trotz der bereits auch in Südtirol nicht mehr übersehbaren Klima-Kipppunkte, mit sehenden Augen weiter fossile Brennstoffe verschwenden und mit Alles eher "als nachhaltigen Bauten" die Landschaft verschandeln
- mit dem NEO-LIBERALEN Wirtschaftssysten das als Tauschmittel für Dienstleistung und Ware erfundene Geld, nach ganz oben umleiten und inzwischen sogar auch den Mittelstand in die Armutsfalle treiben, weil Leute wie der Hager und der Benco ihren Kropf nie voll genug kriegen können
- wenn sich gewisse Unternehmer, denen die Politker auf die Finger klopfen müssten, sich alles erlauben können, was Gott, die Verfassungen der einzelnen Staaten und die Gesetze verbieten
- Politiker im 21. Jahrhundert noch immer zulassen, dass Gewissen-lose Unternehmer, Mord- und Zerstörungsgeräte herstellen, für die mit ihrem Auftrag gescheiterten Politiker aus feinen klimatisierten Büros, die Befehle für Mord und Zerstörung erteilen, ohne sich vor einem Kriegsgericht verantworten zu müssen

Mi., 25.05.2022 - 06:05 Permalink

Die MeBo wollte am Anfang auch niemand; von vornherein lässt sich nicht immer genau abschätzen, was sinnvoll ist und was nicht. Selbst Kartenlegen hilft da nicht immer weiter.

Di., 24.05.2022 - 21:52 Permalink

Die MeBo wurde hauptsächlich vom Bauernbund und den deswegen zaghaften Politikern über längere Zeit verhindert. Eine Fahrt von Bozen nach Meran hat damals zu den Hauptverkehrszeiten über eineinhalb Stunden gedauert und viele Unfälle verursacht.
Der schließlich nicht mehr verhinderbare Bau, wurde auf Betreiben des Bauernbundes, ohne die notwendige Pannenspur und den angemessenen Zu- und Abfahrtsstrecken errichtet und verursacht deswegen zu viele, auch schwere Unfälle.

Mi., 25.05.2022 - 06:33 Permalink

A Bolzano e dintorni sono state realizzate opere inizialmente considerate inutili, dannose o troppo costose. A mia memoria ricordo:
- la nuova strada per San Genesio ("distrugge definitivamente il paesaggio");
-i ponti del Museion ("inutili e costosi");
- l'apertura della Metro (" sarà la fine del commercio a Bolzano");
- l'Università in centro-città ("distrugge un verde insostituibile");
- la MEBO ("bastavano due corsie");
- la nuova stazione autocorriere ("perché distruggere la vecchia, così bella");
- il Twenty ("è fuorilegge");
- il Palaonda ("era meglio tenere il palazzo del ghiaccio in via Roma");
- le ristrutturazione del rione semirurali ("era meglio tenere le casette");

Di., 24.05.2022 - 22:54 Permalink

A Bolzano e dintorni sono state realizzate 'opere' inutili , dannose e troppo costose.

-i ponti del Museion ("costosi", concordo );
- l'apertura della Metro (" wow ");
- l'Università sarebbe meglio situata in zona NOI / Techpark ("ha distrutto un verde insostituibile", concordo);
- la nuova stazione autocorriere ("perché non ristrutturare la vecchia, così bella", comncordo);
- il Twenty ("è fuorilegge", infatti. che bella opera, cosí i giovani imparano a fare shopping dai vecchi);
- il Palaonda (bella ora anche via Roma);

aggiungo alla sua lista
-bello il CasaNova e le case in fondo a via Druso, peró se ne potevano intrappolare altri di miniappartamentini
-il centro cittá ormai é abitato da turisti
-consumo di suolo e sigillo pavimenti (dove é rimasto tutto il verde della cittá?)
-dove puó un giovane realizzare le sue idee senza pagare un affitto orrendo
-belli i dintorni di Bolzano, mi ricorda una zona industriale perlomeno verde
-prezzi immobili alle stelle
-piano traffico inesistente da decenni

peró alla fine vi dó ragione:
i vostri centri commerciali o il mercatino funzionano, allora andiamo avanti cosí!

Brave New World

Mi., 25.05.2022 - 08:06 Permalink

Wenn man sieht welchen Zulauf das Einkaufzentrum neben dem Eisack in der Industriezone hat, dann sieht man vor allem eines: Es ist andauernd voll. Scheint also, als ob Einkaufszentren nicht überholt sind. Auch deshalb, weil es nicht mehr nur eine Ansammlung von Shops ist, sondern - absurd oder nicht - ein Ort um seine Zeit zu verbringen, wo man Unterhaltung findet, Restaurants usw. Der Einkauf im Internet ersetzt das, was für viele Menschen Freizeitvergnügen ist, nicht.

Mi., 25.05.2022 - 07:31 Permalink

Also ich freue mich auf das Einkaufserlebnis! Den Klimawandel bekommen wir eh nicht mehr hin, das merkt man ja auch an den halbherzigen Anstrengungen der Politik. Deshalb noch so richtig genießen, bevors vorbei ist.

Mi., 25.05.2022 - 08:55 Permalink

Ja, Gott spircht Spanisch.
Dafuer gibt es einen glaubwuerdigen Zeugen: Kaiser Karl der V.
Der meinte: mit den Pferden spricht man Deutsch, mit den Maennern Franzoesisch, mit den Frauen Italienisch (what else?) und mit Gott eben Spanisch.

Mi., 25.05.2022 - 09:44 Permalink

Das shoppende Geschlecht wird irgendwann einen zusätzlichen Ort für sinnlosen Zeitvertreib bekommen.

Habe übrigens vor Baubeginn mit Anna Pitarelli gewettet (Flasche Champagner oder Prosecco? Ist schon schon zu lange her, weshalb ich mehr genau erinnern kann),

dass die Bude fünf Jahre nach Eröffnung an eine andere Investmentgesellschaft verscherbelt wird. Top, die Wette gilt!

Wen's interessiert:
https://www.salto.bz/it/article/10022015/plaedoyer-fuer-ein-bahnhof-boz…

Mi., 25.05.2022 - 15:54 Permalink

Funny, but Ms Alexandra does not understand the real aim of Benko and what the purpose was. It is possible to guess understanding whom he represents and who's money are behind. He did not constructed the Waltherpark for Bozen citisens. He did it for the people whom Südtirol aimed to become a second Home. A New Brand Russian Village instead those in Rubliovka, near Moscow for those, who can not afford Belgravia in London (because everything is already occupied), Paris or Vienna. (By the way, as far fancy trade in Russia is now under the EU sanctions, the question became even more actual: poor russian rich people are not allowed anymore to bring luxury and fancy goods from abroads nor in gross neither in net. They are confiscated in airports and tax free offices!). Even before the war which Russia started in Ukraine, the developer Benko had absolutely different idea and it seems that altoatesini/südtirolesi do not have a glue what he prepared within his "investments". My dear naive friends, Walther Park was not aimed to be filled with cheap clothes global producers. It would be filled with the fauvorite brands of Russian oligarchs and their spouces (lovers) - Louis Vuitton, Chanel, Dior, Dolce&Gabbana, Prada etc. This type of commercial and trade centers have never been aimed for average consumers, they at least even empty, are aimed to wash money. So nobody cares so much if it will be empty or sometimes someone will buy something there. You just do not imagine yet how much money the future of 1/4 of Earth country's is about. It is already sold. So please do not worry: this project would be ok even if it will be frozen like a Bozen laguna.

Mo., 04.07.2022 - 16:51 Permalink