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Foto: Salto.bz
Die Grüne Fraktion hat zwei Beschlussanträge in den Landtag eingebracht, die von den Abgeordneten Riccardo Dello Sbarba und Hanspeter Staffler heute (28. Juni) vorgestellt wurden. Alles vernünftige und sofort umsetzbare Vorschläge, so Dello Sbarba. Zum einen soll damit der Bodenversiegelung durch die Errichtung von Parkplätzen Einhalt geboten werden, zum anderen fordern Brigitte Foppa und Co. ein systematisches Monitoring, mit welchem die gesundheitlichen Folgen der Luftverschmutzung für die Südtiroler Bevölkerung, die entlang der Hauptverkehrsachsen lebt, ermittelt werden sollen. Im Rahmen eines Pilotprojekts soll mit der am stärksten betroffenen Brennerachse begonnen werden.
Gegen Luftverschmutzung
Die A22 ist der Hauptverursacher in puncto Umweltverschmutzung, sagen die Grünen. Aber auch an den Verkehrsachsen entlang der Etsch bis Bozen und im Pustertal gebe es Grund zur Sorge. In den Städten, die an diesen Routen liegen, sei das gesundheitliche Risiko besonders hoch. Zu diesem Aspekt kämen noch weitere Faktoren hinzu, weswegen die Gefahr um einiges steige. Die anhaltend hohe Zahl an Asthma- und Lungenkrebserkrankungen sei weitgehend auf den Verkehr zurückzuführen, erklären die Grünen, die sich zudem auf Berichte von Allgemeinmedizinern berufen, die unter anderem im Eisacktal tätig sind und die über häufig auftretende Beeinträchtigungen der Lebensqualität wie Schlafstörungen, Kopf- und Gelenkschmerzen, Konzentrations- und Leistungsminderung sowie Allergien berichten. „Grund dafür ist die ständige verkehrsbedingte Umweltbelastung“, erklärt die Grüne Fraktion, die auf das Bundesland Tirol verweist. Dort habe man mit Untersuchungen, die von Umweltmedizinern im Auftrag des Landes durchgeführt wurden, einen Zusammenhang zwischen verkehrsbedingter Luftverschmutzung und Gesundheitsschäden nachweisen können.
Im Jahr 2021 wurden laut der vom Land veröffentlichten Daten im Vergleich zu den Jahren vor der Pandemie an den Messstationen von Brixen (AB3) und Neumarkt (ML5), die laut Gesetz ohnehin recht hoch liegenden Stickstoffdioxid-Grenzwerte (NO2) überschritten. Weiters verweisen die Grünen auf den Bericht von Legambiente, „Mal’Aria di città, quanto manca alle città italiane per diventare delle clean cities” vom Februar 2022, in welchem die Ergebnisse von 238 Luftmessstationen in 102 Provinzhauptstädten Italiens analysiert werden. Demzufolge reiht sich Bozen – eine Stadt, in der alle Verkehrsachsen zusammenlaufen – unter den 13 am stärksten durch Stickstoffdioxide (NO2) belasteten italienischen Städten auf Platz 10 ein.
Strengere Gesetze in Ausarbeitung
„Die PM10- und PM2,5-Feinstaub-Werte sind zwar etwas besser, entsprechen aber keineswegs den neuen, strengeren Vorschriften, die die Europäische Union in Kürze einführen wird“, so die Grünen, die darauf verweisen, dass derzeit die europäische Richtlinie zur Luftqualität überarbeitet wird. In Zukunft sollen jene Grenzwerte angewendet werden, die von der WHO zum Schutz der Gesundheit festgelegt wurden. Die Grenzwerte für PM10 werden von derzeit 40 mg/m3 auf 15 mg/m3 gesenkt, jene für PM2,5 werden von derzeit 25 mg/m3 auf 5 mg/m3 herabgesetzt und jene für Stickstoffdioxid (NO2) von 40 mg/m3 auf 10 mg/m3. „Um diese neuen Grenzwerte einzuhalten, müsste Bozen die PM10-Konzentrationen um 17 Prozent, die PM2,5-Konzentrationen um 57 Prozent und die NO2-Konzentrationen um 69 Prozent reduzieren“, so die Grünen, die betonen: „Es besteht also Handlungsbedarf.“
Es besteht also Handlungsbedarf.
Dafür brauche es allerdings ein System zum fortlaufenden Monitoring der gesundheitlichen Folgen von Verkehrsemissionen, anhand dessen man konkrete Erkenntnisse über die gesundheitlichen Folgen der Umweltverschmutzung gewinnen könnte; weiters über die Häufigkeit von Krankheiten und Todesursachen sowie über Belastungen für die Menschen und ihre Lebensqualität in den Gebieten, die von der verkehrsbedingten Umweltverschmutzung am stärksten betroffen sind.
Im entsprechenden Beschlussantrag wird die Landesregierung deshalb dazu verpflichtet, eine eigene Arbeitsgruppe aus Umwelt- und Allgemeinmedizinern einzusetzen und einen Plan für das systematische Monitoring der gesundheitlichen Folgen der Luftverschmutzung für die Südtiroler Bevölkerung zu erstellen, die entlang der Hauptverkehrsachsen lebt, wobei im Rahmen eines Pilotprojekts zuerst mit der am stärksten betroffenen Brennerachse begonnen werden sollte. Nach Erstellung des Plans soll dieser umgehend umgesetzt werden. Weiters beantragen die Grünen im Rahmen dieses Projekts, eine möglichst enge Zusammenarbeit mit der Provinz Trient und dem Land Tirol anzustreben.
Gegen die Versiegelung
In einem weiteren Beschlussantrag weist die Grüne Fraktion auf die Bodenversiegelung und den Verbrauch hin. „Wie allgemein bekannt, ist die besiedelbare Fläche in Südtirol begrenzter als anderswo. Sie entspricht laut ‚Eurac-Klimareport‘ grade einmal ca. fünf Prozent der Fläche unseres Landes. Umso klüger muss mit der zur Verfügung stehenden bebaubaren Fläche umgegangen werden, um katastrophale Folgen für Mensch und Natur zu vermeiden“, so die Grünen, die auf Statistiken der ASTAT wie auch der Umweltbehörde EEA verweisen, laut derer auch in Südtirol die Versiegelung in den letzten Jahrzehnten stetig zugenommen habe. Dabei sei die Versiegelung durch Straßen gar nicht miteinkalkuliert worden, sondern lediglich die besiedelte Fläche.
Brauchen wir das wirklich?
Viele Schäden könnte bereits von vornherein verhindert werden, wenn man sich öfters die Frage stellen würde: „Brauchen wir das wirklich?“ Gerade bei Parkplätzen täte diese Frage oft Not, so die Grünen, die auf auf die zahlreichen Parkplatzbauten hinweisen, wie beispielsweise in Sigmundskron, wo vor Kurzem der „Park and Ride-Parkplatz“ mit Totalversiegelung ausgeführt worden sei. Wie Staffler anmerkte, könne man auf dem Asphaltboden Pizza backen – dermaßen extrem sei die Hitzeentwicklung.
Die Fraktion verweist auf die „Leitlinien für bewährte Praktiken zur Begrenzung, Milderung und Kompensierung der Bodenversiegelung“, die im Jahr 2012 von der Europäischen Kommission veröffentlicht wurden. Darin heißt es unter anderem, dass Parkplätze ein großes Potenzial für eine „Bebodung“ mit wasserdurchlässiger Oberfläche darstellen würden. Von Schotterrasen über Kunststoffrasengitter bis hin zu speziellen Bepflasterungen, bei denen zwischen den einzelnen Steinen extra viel Platz für Gras gelassen wird, gebe es mehrere solcher schonender Methoden der Bebodung. „Um zudem Parkplätze nicht zu Hitzeinseln werden zu lassen, müssen sie a priori mit ausreichend Bäumen und Sträuchern bepflanzt werden“, betonen die Grünen, die auf eine Vorgabe in den deutschen Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg verweisen, wo seit dem Jahr 2022 die Pflicht besteht, bestimmte neu errichtete Parkplätze mit Photovoltaik-Dächern zu versehen. Der Ausbau von erneuerbarer Energie kann auf diese Weise Hand in Hand mit einem schonenden Umgang von Fläche geschehen.
Versiegelung und deren Notwendigkeit will von vornherein immer gut überlegt sein und nur wo wirklich notwendig passieren.
„Versiegelung und deren Notwendigkeit will von vornherein immer gut überlegt sein und nur wo wirklich notwendig passieren“, so die Grüne Fraktion, welche die Notwendigkeit hervorhebt, bei gewissen Flächen wie Parkplätzen künftig Alternativen für Boden, Bepflanzung und Überdachung in Betracht zu ziehen. In ihrem Beschlussantrag fordern die Grünen deshalb, im Rahmen einer Raumordnungsverordnung laut Art. 21 des Landesgesetzes vom 10. Juli 2018, Nr. 9 (Raum und Landschaft) vorzusehen, dass beim Neubau eines Parkplatzes stets ein versickerungsfähiger Boden verwendet wird. Zudem soll – ebenfalls im Rahmen einer Raumordnungsverordnung – vorgesehen werden, dass beim Neubau eines Parkplatzes stets eine Bepflanzung mit schattenspendenden Bäumen und Sträuchern oder alternativ dazu, die Überdachung des Parkplatzes mit einer Photovoltaikanlage, einzuplanen ist. Schlussendlich soll eine Prüfung in Auftrag gegeben werden, wie viel versiegelte Fläche in Südtirol wieder entsiegelt werden könnte.
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Ich würde sogar von
Ich würde sogar von dringendem Handlungsbedarf sprechen, zumal es nach Auskunft der Landesverwaltung selbst bei fortdauerndem, erzwungenem Schlafentzug (=Folter) hier ein unerträglicher rechtsfreier Zustand besteht:
https://www.salto.bz/de/article/03062022/wenn-der-zenoberg-zittert
Ma perché non propongono l"
Ma perché non propongono l" obbligo di installazione dei pannelli solari su tutti gli edifici e per chi vuole nei balconi, con forti incentivi? Perché non doniamo l'autostrada del brennero di ricarica a induzione?
Platz 10 für Bozen ex aequo
Platz 10 für Bozen ex aequo mit Neapel, soviel zu Süd-tirol :-)
Antwort auf Platz 10 für Bozen ex aequo von Martin Aufderklamm
Als flankierende Maßnahmen
Als flankierende Maßnahmen sind die Vorschläge durchaus sinnvoll, aber grundsätzlich muss der übertriebene Missbrauch der fossilen Energie radikal reduziert werden:
- mit der leichtfertigen Ferienfliegerei und die mehr als fraglichen Luftfrachten für Lebensmittel, Blumen usw. (Steuer-frei)
- den übertriebenen sehr oft, mehr als fragwürdigen LKW-Transporten
- dem ausgeuferten Privatverkehr mit den zunehmend übermotorisierten Tonnen-schweren CO2 und Sickoxyd-Dreckschleudern
- zur Stromerzeugung zur Stromerzeugung für die Klimatisierung der von den Projektanten bevorzugten übertrieben verglasten Kistenarchitektur und der Produktion von Industrieprodukten, die eigentlich niemand brauchen würde
- dem leichtfertigen Abriss von Gebäuden, mit der Ersetzung durch Alles eher als Klima-sinnvolle Gebäude
- der aufgeblähten Hotelarchitektur mit dem Welness-Firlefanz, den nach außen reichenden Schwimmbädern und neuerdings sogar Hüttenarchitektur, wenn dafür der Grund missbraucht werden kann
- die unterirdischen Energie-fressenden Wühlarbeiten zur "Verkehrsverbesserung," die zu noch Verkehr ausarten.
Wenn die dafür notwendigen Beschlüsse nicht sofort gefasst werden, hinterlassen wir den Nachfahren, eine Welt in der große Gebiete für die Landwirtschaft nicht mehr nutzbar und damit auch nur mehr mit erheblichen zusätzlichem Aufwand bewohnbar sind.