Gesellschaft | Netiquette

Toni Ebner: "Wir machen keine Werbung für andere Portale"

Zensur auf stol.it bei Verweis auf andere Portale, Wegschauen bei rassistischen Kommentaren? Harsche Kritik an der Netiquette-Politik des Medienhauses Athesia von Userseite. Und was sagt Chefredakteur Toni Ebner?

Digitale Post für Dolomiten-Chefredakteur Toni Ebner: „Wenn die Vorstellung Ihres Medienhauses in dieser Sache nicht so traurig wäre, müsste man darüber lachen“, schreibt Luca Podini in einer offenen Mail. Lachhaft findet der Stol-User in dem Fall nicht das Löschen von Familiennamen aus Todesanzeigen, sondern das Entfernen seiner Kommentare aus dem Online-Portal des Medienhauses. Im konkreten Fall: Von Links auf Artikel von salto.bz – nicht zuletzt solche mit Athesia-kritischen Untertönen. Der Hinweis „aufmerksamer Mitarbeiter“? „Ich fordere Sie hiermit auf es zu unterlassen, die Links auf andere Seiten bei Artikel-Kommentaren von Stol zu posten. Andernfalls werden wir Ihren Zugang sperren.“

"Traurig" dagegen, dass das Medienhaus gleichzeitig „schweigend und nickend zuschaut, wie Ihre Medienplattform als Klowand benutzt wird“, meint Podini. Denn wie der Stol-User offenbar bereits in früherem Schriftverkehr mit dem Dolomiten-Chefredakteur anprangert hatte: Die Kommentare auf stol.it würden völlig aus dem Ruder geraten. Als eines der vielen Beispiele führte Podini einen am Mittwoch veröffentlichten – und mittlerweile gelöschten – Kommentar zur Reform der Politkkerrenten an: „Hockt in de Fockn di Händ oar. Hell tian je de Zigainer ba imene entn a.“

Dürfe das alles vielleicht stehen bleiben, weil kein Link gesetzt sei – und auf der anderen Seite „wahllos Zensur wie in Russland oder der Türkei betrieben werden, obwohl in den Geschäftsbedingungen von stol.it keinerlei Hinweis auf derartige Ausschluss-Gründe zu finden sei“, fragt Podini den Chefredakteur.

Was sind untragbare Kommentare? 

Toni Ebner wiederum weist die Vorwürfe gegenüber salto.bz zumindest teilweise zurück. „Sobald wir rassistische Kommentare finden, löschen wir sie – auch wenn es ab und zu eine Weile dauern kann, bis man sie entdeckt“, sagt Ebner. Und wie sieht das bei den Kommentaren des stol-Users Luca Podini aus? „Ein Vielschreiber, der meine Online-Redakteure mit Kommentaren belagert, die teilweise untragbar sind – und die wir deshalb immer wieder raustun müssen.“ Und zwar auch solche, die auf salto.bz verweisen. Denn wie Toni Ebner die Geschäftsbedingungen dezidiert klärt: „Wir machen keine Werbung für andere Internet-Portale, weder für bild.de noch für salto.bz.“

Erst recht nicht, wenn sie auf einen „Schmarrn“ verweisen wie Artikel über zensurierte Todesanzeigen, meint der Dolomiten-Chefredakteur. „Wenn jemand nicht in einer Todesanzeige aufscheinen möchte, hat man den Willen der betreffenden Person zu respektieren.“

Wer darf sich zu Wort melden, wer darf aufscheinen? Verschlungen sind nicht nur die Wege des Herrn, sondern auch die Regeln am Weinbergweg. Doch zumindest in der virutellen Welt könnten sie sich als überarbeitungsbedürftig erweisen, wenn Luca Podini das letzte Wort behält: Denn: "Das Internet ist schwieriger zu zähmen, als Sie es wahrhaben wollen."