Kultur | Salto Afternoon

Blasmusik und vieles mehr

Mit Augenmerk auf die morgige Premiere von „Blasmusikpop“ haben die VBB heute ihr Programm präsentiert, trotz einiger Pandemie bedingt verschobener Projekte ein frisches.
Vereinigte Bühnen Bozen & Bürgerkapelle Gries
Foto: Privat
Bevor man zum Programm von 2022/23 überging, stellte man die Änderungen im Team in den Vordergrund, den Aufbruch von Irene Girkinger, die mit der letzten Aufführung das Zepter der Intendanz symbolisch an Rudolph Frey übergibt. Dieser führt dann bei „The Rocky Horror Show“-Regie, die vor 28 Jahren, also als die Vereinigten Bühnen Bozen zwei Jahre jung waren, zur Aufführung kam. Besonderen Wert will man dabei auf „Diversität und Queerness“ legen, die sich auch in der Besetzung niederschlagen soll. Ein weiterer wichtiger Wechsel, der bereits stattgefunden hat, jener des Vorstands, der nach Barbara Weis mit Judith Gögele Schmid eine neue Präsidentin und einen neuen Vizepräsidenten, Alexander Gasser hat. Gögele Schmid trat, den anwesenden Kulturlandesrat Philipp Achammer beim Wort nehmend und zitierend, selbstbewusst auf und erinnerte daran, dass man in Sachen Förderung zwar ein Stück weiter sei, aber nicht auf dem Niveau von Trient oder Innsbruck. Man ging zum Programm über.
Eigentlich hätte „Blasmusikpop“ vor einem Jahr auf die Bühne kommen sollen, nun ist die Bürgerkapelle Gries, die das vielköpfige Projekt entscheidend mit gestaltet schon 201. Acht Tage vor dem ursprünglichen Termin hatte man absagen müssen. Mit 103 Beteiligten, von welchen 73 auf der Bühne stehen, war die Aufführung in dieser Form nicht möglich. „Blasmusikpop“ ist nämlich nicht nur, was der Titel zusammenbringt, sondern auch eine Oper. Thomas Doss’ Oper, der Silke Döner das Libretto nach dem gleichnamigen Bestseller der seit einem Jahr auch in der Jury des Bachmann-Preis vertretenen Autorin Via Kaiser schrieb, ist nach langer Vorarbeit starklar.  Es geht, passender Weise um eine Alpendorf-Gemeinschaft, die das unmögliche möglich machen will und versucht, ein Spiel der Dorfmannschaft gegen den FC St. Pauli auszurichten, was nur durch die Zusammenarbeit aller möglich sein wird. Aufführungstermine sind morgen (20 Uhr) und übermorgen (18 Uhr), sowie am Dienstag und Mittwoch (jeweils 20 Uhr).
 
 
Weiter geht es mit einem Programmpunkt zu den Autonomiefeierlichkeiten „Autono … Who cares?“, welcher mit partizipativen Inputs arbeiten möchte: Nachdem die vier, den drei Sprachgruppen zugehörigen Autor:innen Anna Neuwirth und Martin Troger (Duo neutro), Annalisa Cantini und Nadia Rungger ein „neues“ 115 Artikel starkes Autonomiestatut ausgearbeitet haben, werden ab morgen, an in den Städten Südtirols aufgestellten Säulen an denen man eine Notiz hinterlassen kann, Feedback und Anmerkungen gesammelt. Im Innenhof von Schloss Sigmundskron werden dann auch diese Notizen Eingang in eine „multidisziplinäre“ Performance finden, als Teil eines Programms mit DJ Sets und Live Konzerten. Die etwas andere Autonomiefeier geht bei freiem Eintritt am 16. September ab 17 Uhr auf Schloss Sigmundskron über die Bühne.
Man verwies im weiteren kurz auf die beiden Transart Kollaborationen „Billy’s Violence“ (13. September, große Bühne) mit der international erfolgreichen Needcompany unter Jan Lauwers, sowie auf „Grace Note“ (19. September, Studiobühne), von Liquid Loft und dem PHACE Ensemble. Beides mit Beginn um 20.30 Uhr.
Mehr Platz gab man, auch physisch, da Mitwirkende ihre ersten Proben vor Ort kurz unterbrachen um sich vorzustellen, dem internationalen Projekt „Underground Birds“. Von einer vor einigen Jahren entdeckten Rede William Shakespeares über den Umgang mit Fremden und Zuwanderung aus dem Jahr 1517, die sich mit Fremden und Zuwanderern befasst, wird der Brückenschlag zu dem rein weiblichen Simorgh Theater in Afghanistan. Digital ist eine Teilname einiger der mittlerweile im Untergrund lebenden Frauen an dem Stück geplant. Regie bei der Zusammenarbeit von VBB und der KULA Compagnie führt Robert Schuster. Premiere auf der Studiobühne des Stadttheaters ist am 1. Oktober, 20 Uhr.
 
 
Ins neue Jahr startet man mit „Kein Weltuntergang“, einem Klimastück im Setting eines Bewerbungsgesprächs mit philosophischer Coda, das die erste Regiearbeit am Haus von Sophia Aurich markiert, Premiere am 14. Januar, 20 Uhr auf der Studiobühne.
An ein weiteres ausständiges Auftragswerk wurde, weiterhin unter seinem Arbeitstitel „Fanes“ erinnert. Unter der Regie von Cilli Drexel soll Anna Gschnitzers Stück, von Anita Pichlers Erzählungen „Die Frauen aus Fanis“ ausgehend und mit Gerti Drassl in der Hauptrolle die Sagen als Geräusche in die Gegenwart, die auf das Ohr einer vom Burnout in die Abgeschiedenheit fliehenden Protagonistin treffen, wobei Natur und Mythologie verwoben werden. Musikalisch wird das Stück von der Musicbanda Franui, sowie durch den ladinischen Gesang von Isa Wiss gestaltet. Premiere am 15. Februar um 20 Uhr auf der großen Bühne.
In Koproduktion mit dem Landestheater Niederösterreich widmet man sich im März dem „Don Quijote“, in der Fassung des Jungregisseurs Nikolas Darnstädt, am 24. März um 20 Uhr auf der Studiobühne, bevor wie zu Beginn erwähnt die Übergabe des Zepters am 6. Mai erfolgt und sich Rudolf Frey an einer, so hört man, kultigen Fassung von vor 28 Jahren messen kann. Beginn um 20 Uhr, große Bühne. Vorhang auf für die neues Spielzeit der VBB.
 
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Karl Trojer Mo., 05.09.2022 - 10:06

Es ist für mich immer wieder erstaunlich, welch hohes Niveau Südtirols Musikkapellen aufweisen. Letztlich wohnte ich dem "Hofkonzert" der Terlaner Musikkapelle bei. Der Klang der verschiedenen Instrumente und der ihres Zusammenspiels, sowie die Vielseitigkeit der Musikstücke habe ich sehr genossen. Besonders beeindruckt haben mich die vielen jugendlichen Musikanten mit der Souverenität ihres Spiels.

Mo., 05.09.2022 - 10:06 Permalink