Politik | Landwirtschaft

Der Nachhaltigkeits-Kommunist

Die Nachhaltigkeitskonzepte der Landesregierung stoßen nicht immer und überall auf breite Zustimmung. Damit konfrontiert sieht sich unter anderem Landesrat Arnold Schuler
Arnold Schuler
Foto: LPA
Salto.bz: Herr Landesrat Schuler, Sie werden neuerdings als Nachhaltigkeits-Kommunist bezeichnet. Wie das?
 
Arnold Schuler: Ich fasse das eher als Kompliment auf. Aber es zeigt, das noch nicht alle die Notwendigkeit, in die Nachhaltigkeit zu investieren, verstanden haben. Über Nachhaltigkeit darf nicht nur geredet werden, sondern die Produktionsweisen müssen auch dementsprechend umgestellt werden. Dies gilt nicht nur für die Landwirtschaft, sondern auch für alle anderen Wirtschaftszweige wie beispielsweise den Tourismus. Wir dürfen diese „Herausforderung der Zeit“ nicht als Last sehen, sondern als Chance und müssen ihr mit den geeigneten Mitteln begegnen.
 
 
 
In ihrem Vortrag bei der Vorstellung des Strategiepapieres „LandWIRtschaft 2030“ im Rahmen der Sustainability Days haben Sie angekündigt, dass eine Verordnung zur Tropfbewässerung kommen wird. Erwarten Sie Widerstand seitens der Bauern?
 
Sicher wird es für einige Bauern nicht einfach werden, ihr Bewässerungsystem umzustellen. Bei der Festlegung der Bettenobergrenze mussten wir erfahren, wie die Diskussionen vor der Genehmigung im Landtag an Heftigkeit zugenommen haben. Zu Beginn waren alle einverstanden und der Meinung, dass in dieser Hinsicht etwas unternommen werden muss. Als es an die Umstzung ging, tauchten dann allerdings die Schwierigkeiten auf, die es auch im Landwirtschaftssektor geben wird. Ich erinnere in diesem Zusammenhang nur an die Umstellung auf Injektoren-Düsen bei Sprühgeräten zur Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln, die von vielen sehr kritisch gesehen wurde. Mit dieser Maßnahme wurde die Abdrift maßgeblich und wirkungsvoll reduziert und hat meiner Meinung nach eine sehr große Wirkung erzielt. Mittlerweile ist die Diskussion darum abgeklungen und so wird es wohl auch in den anderen Bereichen wie beispielsweise dem Wassermanagament sein, wo Ängste wegen eines möglichen Konzessionsverlusts entstanden sind. Was nützt jedoch eine Wasserkonzession, wenn es morgen kein Wasser mehr gibt? Deshalb muss der Ansatz darin bestehen, auch im Interesse der Landwirtschaft, sparsam mit der Ressource Wasser umzugehen und auf neue Technologien zu setzen.
 
Was nützt jedoch eine Wasserkonzession, wenn es morgen kein Wasser mehr gibt?
 
„Weniger ist oft mehr“ erklärten Sie weiters und erwähnten in diesem Zusammenahng ein Projekt, das am Forschungsstall „Mair am Hof“ in Dietenheim durchgeführt wird. Können Sie uns Näheres darüber sagen?
 
In Zusammenarbeit mit Professor Matthias Gauly von der Freien Universität Bozen sowie dem Versuchszentrums Laimburg werden in diesem Versuchsstall Systemanalysen durchgeführt – es wurde übrigens nicht von allen gerne gesehen, dass plötzlich mehr Grauvieh auf den Pustertaler Weiden anzutreffen war. Bei diesem Projekt geht es darum, die beiden Systeme der Milcherzeugung, Low- und High-input-System, miteinander zu vergleichen. Untersucht werden dabei unter anderem verschiedene Fütterungssysteme, bei denen beispielsweise der Einsatz von Kraftfutter verschieden dosiert wird. Daraus können Erkenntnisse über den Einfluss der Fütterung auf die Tages- oder Jahresleistung gewonnen werden. In die Untersuchungen und Bewertungen werden allerdings nicht nur diese Daten miteinbezogen, sondern auch die Lebensleistung, so zum Beispiel wie oft ein ein Tierarzt für eine Behandlung herangezogen werden muss. Die Frage stellt sich am Ende, welche Haltungs- und Fütterungsweisen sich als wirtschaftlich sinnvoll erweisen. Eine eher extensive oder eine intensive Viehhaltung? Die ersten Ergebnisse jedenfalls deuten darauf hin, dass eine extensivere Haltung auch die wirtschaftlichere ist. Übrigens – zu diesen Ergebnissen ist man noch vor der Preisexplosion auf dem Kraftfuttermittelsektor gekommen. Nachdem sich die Situation, was die Futtermittelkosten anbelangt, erheblich verschärft hat, macht sich die Umstellung auf eine extensivere Bewirtschaftungsform wie beispielsweise die Heu-Milchproduktion am Ende auch wirtschaftlich bezahlt.
 
 
 
Sie sprechen von nichts weniger als der Abkehr von der Hochleistungs-Milchproduktion.
 
Für viele, die in der Vergangenheit auf eine hohe Milchleistung gesetzt haben, ist die Rechnung aufgegangen. Die Futtermittel konnten relativ günstig eingekauft werden und die Sennereien konnten im Vergleich zu anderen Ländern einen relativ hohen Auszahlungspreis garantieren. Das ist nun nicht mehr der Fall. Ich gehe davon aus, dass die Kraftfuttermittel zwar wieder etwas günstiger werden, aber sie werden wohl nicht mehr jenen Stand erreichen wie vor der Krise. Die Bauern müssen sich nach den neuen Gegebenheiten richten, was bedeutet, dass sich manche Dinge nun einmal nicht mehr rechnen werden. Die Systemanalysen zeigen Alternativen auf bzw. welche Systeme am Ende wirtschaftlich interessanter sind. Eine Auszeichnung für die höchste Milchleistung bedeutet nämlich nicht, dass diese auch wirtschaftlich ist.