Gesellschaft | Eine Einladung

War da was?

"Ein Großteil des menschlichen Leids resultiert daher, dass die Vergangenheit verleugnet wird und wir sie uns weder eingestehen noch integrieren können."
(Thomas Hübl)
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Wer kennt es nicht, dieses leicht betretene Schweigen im Gespräch, wenn jemand die Impfgeschichte der vergangenen Jahre anspricht? Man spürt, dass da ein stillschweigender Mehrheitskonsens verletzt wird, der dieses Thema mittlerweile zu einem Nicht-Thema erklärt hat. Auch ich bieg dann immer schnell ab, auch ich will den Frieden, an keinen Wunden kratzen, niemanden in Verlegenheit bringen. Auch ich hab die Botschaft gehört, die da lautet: vorbei ist vorbei, wir haben jetzt größere Probleme.

Nun hab ich vor einigen Tagen aber die Ausstellung „die Verschwiegenen“ von Markus Moling besucht, seine 20 Portraits von Menschen, die aus verschiedenen Gründen gegen die Impfpflicht Widerstand geleistet und den Preis dafür bezahlt haben. Und ich hab gerade auch den Film über Elfriede Jelinek gesehen. Beide stehen mit ihrem Werk ein für „wider das Vergessen“ und für das, was man auch bei uns so schön „Erinnerungskultur“ nennt. Jedenfalls war es damit mit meiner Vergessensbereitschaft erst mal aus. Man soll sich eben nie mutwillig der Kultur aussetzen. So sitz ich jetzt da und schreibe.

Zwei Feststellungen in der Sache schicke ich voraus. Einmal bestätigen mittlerweile auch die Hersteller des Impfstoffes, dass ihm wesentliche Qualitätsmerkmale fehlen und er zu keinem Zeitpunkt imstande war, die sterile Immunität zu liefern. Somit gab es keine wissenschaftlichen Grundlagen für die Impfpflicht. Zum anderen hat der lokale Impfkoordinator, Herr Franzoni, öffentlich mitgeteilt, dass ihm bewusst war, dass die Zahlen über die Covidtoten falsche Zahlen waren.

Der Journalist Michael Denzer hat in Salto.bz einen Beitrag zur Ausstellung von Markus Moling geschrieben (https://www.salto.bz/de/article/05112022/das-verschwiegene). Er meint darin, dass sie die bestehenden gesellschaftlichen Gräben noch vertieft und beklagt ein „Kommunikationsproblem auf beiden Seiten“. Damit ist vermutlich auch eine beiderseitige Bringschuld für die Ingangsetzung der Kommunikation und das Bauen von Brücken gemeint. Das ist ein schöner und verführerischer Gedanke, weil er unmittelbar für Erleichterung sorgt und das Thema elegant beendet. Er verdeckt aber den Blick für eine wesentliche Tatsache, nämlich für die Frage der Macht. Eine entscheidende Frage. Hier geht es nämlich ganz klassisch um Missbrauch von Macht, um Gewalt, um Täter und Opfer. Erstere verfügten und verfügen über die gesamte politische, rechtssprechende, polizeiliche, ökonomische, technische und mediale Macht, die rücksichtslos eingesetzt wurde. Italien hat sich diesbezüglich europaweit als Musterknabe exzellent profiliert (und Südtirol sowieso). Mit all diesen Mitteln wurde gegen kritische Menschen vorgegangen und es wurde  gezielt eine mit Angst aufgeheizte öffentliche Meinung erzeugt, die auch hier im Lande in ihren Äußerungsformen an Gehässigkeit kaum zu überbieten waren - auch von Seiten hochanständiger Persönlichkeiten mit medialen Einflussmöglichkeiten. Und die Opfer haben sich, je nachdem wie stark sie getroffen wurden und je nach verfügbaren individuellen Mitteln, zu helfen versucht. Vielen ist es mehr schlecht als recht gelungen – manchen gar nicht. Manche haben sich in sehr fremden Gedankenwelten verfangen. Das Ausmaß aller Folgen mag noch weit reichen.

Wie eingangs gesagt … das betretene Stocken des Gesprächs, der Anflug von Peinlichkeit – es wurde an ein Tabu gerührt. Hinter Tabus steht neben den individuellen Traumata sehr oft ein kollektives Trauma, in der Regel eine Geschichte von Gewalt. Und damit haben wir es bei den kollektiven Erfahrungen der vergangenen Jahre zu tun.

Was nun? Was wissen wir über den Umgang mit Traumata? Ist die Erwartung vermessen, dass von Seiten der Täter Zeichen gesetzt werden, die eine Übernahme von Verantwortung, ein Eingeständnis von Fehlern und - wenn man sich Größe bei Verantwortungsträgern wünschen darf – auch Bedauern oder Entschuldigung enthalten? Wie sonst sollen Brücken gebaut werden und wie soll Heilung geschehen, wenn diese Voraussetzungen fehlen? Die Geschichte – auch die ganz aktuelle - lehrt uns. Schweigen macht krank. Wir alle zusammen könnten lernen und begreifen, was da mit uns geschehen ist und jederzeit wieder geschehen kann. Es gibt zur Zeit kein besseres Thema, um zu verstehen, auf welchem Weg und wohin wir uns befinden. Brücken über Gräben bauen. Dafür könnte zum Beispiel von Seiten der Politik ein konkretes und einfaches Zeichen der Gerechtigkeit gesetzt werden, indem die Neurorehabilitation in Sterzing – zusätzlich zum Auftrag, Anlaufstelle für Menschen zu sein, die an Folgen der Infektion leiden – auch Anlaufstelle für Menschen wird, die an Folgen der Impfung leiden. Diese sind zur Zeit allein gelassen.

Noch ein Dank an Markus Moling für sein „wider das Vergessen“. Seine Ausstellung ist eigentlich ein Angebot an unsere Verantwortungsträger in Politik, Gesundheitswesen, Medien und an nicht wenige Andere in relevanten Positionen. Es gäbe viele mögliche und auch ganz einfache Worte und Handlungen. Ob jemand das Format dazu hat?