Wirtschaft | Landwirtschaft

52 Tage ohne Wasser überleben

Ein österreichisches Start-up entwickelte ein Granulat, das über lange Zeit Wasser speichern und an Pflanzen abgeben kann. 2023 ist der internationale Launch geplant.
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Foto: Keith Nyanhongo / Agrobiogel
Was tun bei Trockenheit in der Landwirtschaft? Das österreichische Start-up Agrobiogel hat hierfür ein natürliches, holzbasiertes Hydrogel entwickelt, das ein Vielfaches seines Gewichtes an Wasser aufnehmen, speichern und über lange Zeiträume kontinuierlich an Böden abgeben kann. Das soll es der Landwirtschaft ermöglichen, Wasser effizienter nutzen und Dürregebiete mit Wasser versorgen zu können.
Das Tullner Unternehmen Agrobiogel, ein Spin-off der BOKU (Universität für Bodenkultur Wien) und des Austrian Centre of Industrial Biotechnology (acib), startete vergangenen Sommer die Serienproduktion, im Laufe des neuen Jahres könnte das Produkt auch auf den internationalen Markt kommen. Bereits jetzt übersteige die Nachfrage bereits die Produktionskapazitäten.
Aktuell produziert das Tullner Start-up nahe Wien mit eigenen Maschinen größere Mengen für den österreichischen Markt. Über Firmenpartner wie dem Salzburger Gartenmarkt-Unternehmen Florissa wird das Hydrogel in 800-Gramm-Packungen für Profi- und Hobbygärtner vorerst österreichweit vertrieben. In Zukunft will Agrobiogel Produkte und Produktpalette erweitern, abgestimmt auf verschiedene Anwendungen und Pflanzentypen.
 

Wasserknappheit

 
Die global kontinuierlich steigenden Temperaturen ziehen eine sich verschärfende Wasserkrise nach sich. Darüber hinaus wird in der Landwirtschaft Wasser vielerorts nicht effizient genutzt. Weltweit verbraucht die Agrarindustrie rund 70 Prozent der Wasservorräte. Gleichzeitig nehmen Dürreperioden durch den Klimawandel in weiten Teilen der Erde zu, häufigere Hitzetage führen vielerorts zu Ernteeinbrüchen und starke Regenfälle ziehen ein Auswaschen fruchtbarer Böden und Umweltzerstörung mit sich. Diese Entwicklungen gefährden langfristig die Versorgung der Weltbevölkerung mit Lebensmitteln.
Das Tullner Startup Agrobiogel entwickelte in Zusammenarbeit mit dem Austrian Centre of Industrial Biotechnology (acib) und der BOKU Wien ein Hydrogel aus nachwachsenden Rohstoffen. „Hydrogele – auch Superabsorber genannt – sind polymere Materialien, die in der Lage sind, ein Vielfaches ihres eigenen Gewichtes an Wasser aufzunehmen und zu speichern und es langsam und kontinuierlich an die Umgebung wieder abzugeben“, erklärt Agrobiogel-CEO Gibson Nyanhongo gegenüber der österreichischen Presseagentur APA.
Da 80 Prozent der Bauern weltweit Regenwasser zur Bewässerung einsetzen, könnte die Technologie zukünftig außerdem den Verbrauch von Wasser um 40 Prozent reduzieren. „Wir konnten zeigen, dass Pflanzen bis zu 52 Tage ohne Gießen überleben“, so Nyanhongo.
 
 

Der Wasserspeicher

 
Die neue Technologie ist ein biologisches, superabsorbierendes Biogel aus einem Nebenprodukt der Holzverarbeitung. Damit gliedere es sich nahtlos in eine funktionierende Kreislaufwirtschaft ein und ist sowohl für die konventionelle als auch für die biologische Landwirtschaft zugelassen. Kommt das Granulat mit Wasser in Berührung, wird es zu Gel. Tests haben ergeben, dass das Gel auch nach drei Jahren eine Wasseraufnahmefähigkeit von fast 90 Prozent habe.
 
 
Nach zwanzig Jahren zerfällt das holzbasierte Granulat zu Humus und stärkt weiterhin die Fruchtbarkeit von Böden. Die Pflanzen bilden größere, stärkere Wurzeln aus und haben dadurch besseren Halt im Boden. Das Gel kann auch auf sandigen oder losen Böden eingesetzt werden, zum Beispiel in Wüstengebieten oder in städtischen Zentren.
Das Start-up wurde während der Gründungsphase vom Austria Wirtschaftsservice (AWS) unterstützt, vom Falling Walls zum besten österreichischen Start-up 2021 gekürt und im April 2022 mit dem Gründerpreis PHÖNIX als bestes Start-up des Landes in der Kategorie „Spin-off“ ausgezeichnet. Zudem erhielt Agrobiogel im Rahmen seiner Einreichungen im EIC Accelerator des EU-Forschungsprogramms Horizon Europe eine Förderung von 3,4 Millionen Euro.
 
 
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Karl Trojer Do., 29.12.2022 - 11:30

Toll, was findige Köpfe leisten können . Und dass sie ihren Afrikaner zum CEO machen ist ein wertvolles Beispiel für Solidarität.

Do., 29.12.2022 - 11:30 Permalink