Politik | Bauvorhaben

Streit um Talstation

Die Planung der Standseilbahn von Schenna nach Meran wird konkreter. Dabei stößt vor allem der Standort der Talstation im Musikerviertel auf Widerstand.
plakat_petition_standseilbahn_meran_schenna.jpg
Foto: Initiativkomitee
Die Meraner SVP reagiert auf die Vorwürfe der Grünen / Liste Rösch zum Megaprojekt der Standseilbahn von Meran nach Schenna. Die Grünen haben Ende Dezember in einem Beschlussantrag gefordert, im Gemeinderat über die geplante Standseilbahn zu diskutieren. Nachdem die Stadtregierung den Antrag mithilfe von Lega und Fratelli d’Italia abgelehnt hat, kritisiert die Oppositionspartei fehlende Partizipation – das verwundert wiederum die SVP.
„Die Anschuldigungen der Liste Rösch / Grüne nehmen wir mit Verwunderung zur Kenntnis, denn die öffentliche Debatte zu diesem Projekt hätte bereits vor Jahren eröffnet werden können“, teilt die Meraner SVP mit. Die Standseilbahn war bereits von der Grünen Stadtregierung befürwortet worden. Während die Grünen aber die Talstation in Meran in der Galileistraße geplant hatten, sieht die Vorstudie des Landes diese nun beim Karl-Wolf-Parkplatz vor.  
Wir möchten ein Verkehrsmittel, das die Busse ersetzt und in das innerstädtische Verkehrsnetz miteingebunden ist.

Auswirkungen auf Meran

 
„Die Standseilbahn und die damit zusammenhängende Elektrifizierung und Qualitätssteigerung des öffentlichen Verkehrs in Meran ist ein ganz wesentliches Projekt für den SVP-Landesrat für Mobilität“, betonen die Grünen. Das Mobilitätsressort unter Landesrat Daniel Alfreider hatte die Vorstudie zum Projekt zur teilweisen Finanzierung über den staatlichen Wiederaufbaufonds PNRR eingereicht. Die Zusage von 37,5 Millionen Euro aus Rom erfolgte Mitte Dezember. Gestern, am 16. Jänner, gab es ein erstes Treffen der beteiligten Gemeinden Meran, Schenna und Tirol mit dem Land.
 
 
„Ich kann das Treffen positiv bewerten, wir haben die weitere Vorgangsweise besprochen und werden alle technisch möglichen Lösungen auf den Tisch legen und bewerten“, erklärt die Meraner Vizebürgermeisterin Katharina Zeller (SVP). Mit der Standseilbahn und der neuen elektrischen Schnellbusverbindung sollen 104 Busfahrten von Schenna nach Meran, 300 Busfahrten auf dem Rennweg gestrichen und der Autoverkehr innerhalb der Stadt um 26 Prozent reduziert werden.
„Meran hat mit dem Projekt vor allem den Vorteil der Verkehrsentlastung. Außerdem bietet die Standseilbahn für die Meraner Bevölkerung eine direkte Verbindung nach Lazag und Schenna“, so Zeller. Auch wenn vonseiten der Gemeinde Schenna ein größeres Interesse an dem Projekt vorhanden sei, habe es auch für die Kurstadt Vorzüge: „Es ist eine straßenunabhängige Verbindung, um nach Schenna zu gelangen. Dort kann man Abendessen gehen oder die wunderschönen Waalwege für einen Spaziergang nutzen. Das ist meine persönliche Meinung“, so Zeller.
 

Streitpunkt Talstation

 
Was die Grünen vor den Kopf stößt, ist die geplante Verlegung der Talstation trotz anderslautender Angaben im vom Gemeinderat und der Landesregierung genehmigten Masterplans von der Galileistraße zum Karl-Wolf-Parkplatz. Die Talstation sorgt auch bei Anrainer:innen im Musikerviertel, wo sich der Karl-Wolf-Parkplatz befindet, für Unmut. „Es wäre uns am liebsten, wenn das Projekt vorerst gestoppt wird, um in Ruhe nach einer idealen Lösung für alle zu suchen“, sagte Martin Kirchlechner, ein Sprecher des Initiativkomitees, beim Auftakt der Kampagne zur Petition, die bis jetzt online oder auf Papier rund 2.800 Menschen unterschrieben haben. Seit Anfang dieser Woche macht das Initiativkomitee außerdem mit Plakaten in Meran auf ihr Anliegen aufmerksam. Auch die Bürgermeister-Liste „La Civica“ hat sich gegenüber dem Projekt kritisch geäußert.
 
 
„Der vom Meraner Gemeinderat im Februar 2019 genehmigte Masterplan sieht die Talstation der straßenunabhängigen Verbindung Meran-Schenna-Dorf Tirol in der Galileistraße auf der Höhe der Kavernengarage bzw. dem heutigen Sessellift vor“, so die Grünen. Wieso die Talstation nun woanders geplant ist, habe laut der Meraner Vizebürgermeisterin verkehrstechnische Gründe: „Die Anbindung beim Karl-Wolf-Parkplatz gelingt laut Verkehrsplanung viel leichter als bei der Galileistraße. Wir möchten ein Verkehrsmittel, das die Busse ersetzt und in das innerstädtische Verkehrsnetz miteingebunden ist. Unter der Grünen Regierung war geplant, in der Galileistraße einen Buswendeplatz zu errichten. Diesem Vorschlag stehen wir skeptisch gegenüber, da dann die gesamte Grünfläche vor der Landesfürstlichen Burg entfernt werden müsste“, so Zeller.
„Es ist aber noch nicht definitiv, dass die Talstation beim Karl-Wolf-Parkplatz ist. Es ist bisher nur klar, dass die Standseilbahn die Gemeinde Schenna mit dem Meraner Stadtzentrum verbinden soll. Die genaue Trasse, die Tal- und Bergstation sind noch nicht definitiv entschieden. Jetzt muss die Vorstudie optimiert werden, um das Beste für alle Beteiligten herauszuholen.“ Auch die unterirdische Anbindung der Busse über die Nord-West-Umfahrung könne diskutiert werden, sofern das technisch möglich ist.
 

Die Finanzierung

 
Was die Finanzierung des 107,6 Mio. Euro teuren Infrastrukturprojekts betrifft, ist noch offen, wer neben den Geldern aus dem Wiederaufbaufonds PNRR die übrigen 70 Millionen Euro aufbringt. Landesrat Alfreider hat zwar bereits zugesagt, dass das Land einen Teil der Kosten übernehmen wird, den übrigen Teil sollen aber die Gemeinden tragen. Auch ein Finanzierungsbeitrag der Hoteliers im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft (PPP) sei denkbar, da die neue Verbindung vor allem dem Transport von Gästen zwischen den beiden Tourismushochburgen Schenna und Meran zugute kommt.
 
 
Während Rudi Defranceschi vom Meraner HGV-Ortsausschuss bereits angekündigt hat, dass sich kein Meraner Gastbetrieb an der Finanzierung beteiligen werde, zeigt die HGV-Ortsgruppe Schenna Gesprächsbereitschaft. Weitere Details der Finanzierung sollen laut Zeller voraussichtlich nach der Ausschreibung geklärt werden. Die Ausschreibung zur finalen Ausarbeitung des Projekts ist vor Sommerbeginn geplant. „Für die Realisierung kann dann immer noch ein PPP-Projekt angestrebt werden“, erklärt die Vizebürgermeisterin.
 

Nächste Schritte

 
Indessen hat der Direktor des Mobilitätsressorts, Martin Vallazza, ein weiteres Arbeitstreffen angekündigt: Schon nächste Woche werde es die nächste technische Sitzung geben. Mit dem Auftakt des Mobilitätsplans in Meran Ende Jänner soll zudem auch der partizipative Prozess für die Standseilbahn starten.
„Bevor wir die weitere Planung ausschreiben, wollen wir das aktuelle Projekt gemeinsam mit den Gemeinden optimieren. Dazu haben wir zahlreiche Anregungen von Bürger:innen und Interessensgruppen bekommen, die wir aufnehmen werden“, erklärt der Ressortdirektor.