Politik | Landtagswahlen 2023
„Nicht an Kategorien interessiert“
Foto: Facebook / Harald Stauder
salto.bz: Herr Stauder, wieso ziehen Sie es in Erwägung, für die Landtagswahlen 2023 zu kandidieren?
Harald Stauder: Wenn ich das in Erwägung ziehe würde, dann werde ich das zuerst familienintern besprechen. Aber im Moment will ich mich nicht an den vielen Spekulationen beteiligen.
Außerdem bin ich kein Parteifunktionär, sondern der Bürgermeister von Lana.
Was sind die Herausforderungen für unser Land in den nächsten fünf Jahren?
Ich kann für Lana als Bürgermeister sprechen. Für unser Land haben wir Vertreter gewählt, die diese Herausforderungen angehen.
Verstehe, was sind die größten Herausforderungen für Lana in den nächsten fünf Jahren?
Lana hatte in den letzten zehn Jahren eine sehr positive Entwicklung und wir konnten fast alle Schulden der Gemeinde abbauen. Diese Entwicklung gilt es zu stabilisieren. Ich will den Menschen das Gefühl geben, dass sie in der Gemeinde gut aufgehoben sind und miteingebunden werden.
Wie binden Sie die Bürgerinnen und Bürger ein?
Wir haben stark auf die sozialen Medien gesetzt und alle Bürgerversammlungen dort übertragen. Wir versuchen, zu den Menschen hinzugehen und die Versammlungen auch dezentral zu organisieren. So können wir auf die verschiedenen Realitäten und Wohngegenden der Gemeindefraktionen Rücksicht nehmen.
Sehen Sie sich als konservatives Gegengewicht der SVP-Bezirksobfrau des Burggrafenamtes, Rosmarie Pamer?
Rosmarie Pamer ist die Bürgermeisterin von St. Martin im Passeier und ich bin der Bürgermeister von Lana. Ich bin weder ein Gegengewicht von irgendjemandem noch sehe ich irgendein Gegengewicht zu mir. Ich beziehe mich jetzt auf die Gemeindepolitik in Lana und in diesem Zusammenhang hatte ich mit Frau Pamer noch nie etwas zu tun, aber ich schätze sie als Mensch sehr.
Ich nehme an, dass die Meraner SVP und Rosmarie Pamer eher als liberal gelten und Sie eher als konservativ.
Wenn Sie die Entwicklung in Lana anschauen, wurden in den letzten zehn Jahren sehr viele innovative Projekte gestartet und umgesetzt. Ich bekomme die Rückmeldung, dass Lana eine moderne Gesellschaftspolitik betreibt. Ich bin nicht daran interessiert, mit Kategorien zu arbeiten, sondern ich möchte an meiner Leistung beurteilt werden. Außerdem bin ich kein Parteifunktionär, sondern der Bürgermeister von Lana. Deshalb bin ich bei parteipolitischen Fragen der falsche Ansprechpartner.
Laut den Verkehrsdaten aus dem Burggrafenamt, die vorgestern im Meraner Kursaal präsentiert wurden, stammt der meiste Autoverkehr aus Lana. Wie sehen Sie das?
Von Lana nach Meran fahren im Viertelstunden-Takt mehrere Buslinien, tagsüber sogar alle zehn Minuten. Wenn wir von dieser Verkehrsverbindung sprechen, dann fordern wir seit Jahren auf, den Bus intensiv zu nutzen. Das hat auch funktioniert. Wie Meran haben auch wir Versammlungen zu unserem Mobilitätsplan abgehalten und unsere Verkehrsdaten erhoben. Es gibt intensive Pendlerbewegungen im Burggrafenamt. Über Lana kommen auch Pendler aus dem Ultental und vom Gampenpass. Wir begrüßen diese Bewegungen als Standort.
Ich merke, dass die Bauern teilweise verzweifelt sind und resignieren.
Können Sie das ausführen?
Lana hat sich zum Zentrum im südlichen Burggrafenamt entwickelt. Viele Menschen aus der Umgebung nutzen Lana als Einkaufsort und für Dienstleistungen, wir haben Ärzte, Freiberufler und Freizeitangebote.
Wie sehen Sie die Wolfsproblematik in Lana?
Wir hatten einige Risse. Unser Experte im Gemeindeausschusses, Norbert Schöpf von Pawigl, hat sich mit diesem Thema sehr beschäftigt. Ich merke, dass die Bauern teilweise verzweifelt sind und resignieren. Sie erwarten sich von der Politik Lösungen, bevor es zu spät ist und sie ihre Existenz aufgeben müssen.
Inwiefern wird die Existenz von Bauern bedroht?
Die Leute sagen mir, dass die vorgeschlagenen Schutzmaßnahmen nicht effizient genug sind und es sich zum Teil nicht auszahlt, die Tiere auf die Almen zu bringen. Ich bin aber kein Bergbauer und kein Experte in Viehzucht.
In Ihrer Gemeinde unterstützen sogenannte Gemeinderäte mit Sonderfunktion den Gemeindeausschuss ehrenamtlich. Können Sie die Beweggründe dafür erklären?
Wir verfolgen diese Strategie, um mehr Menschen in die Verantwortung miteinzubinden und die große und intensive Arbeit im Gemeindeausschuss auf mehreren Schultern zu verteilen. Wenn sich drei Personen bereiterklären, eine definierte Arbeit für zweieinhalb Jahre als Gemeinderat mit Sonderfunktion ohne Bezahlung zu übernehmen, dann ist das sehr lobenswert und wir sind sehr, sehr dankbar. Nach zweieinhalb Jahren übernehmen das drei andere Personen. Dass wir in Lana viele Dinge effizient und schnell weiterbringen, hat auch mit dieser Strategie zu tun.
Haben Gemeinden also zu viele Aufgaben zu erledigen?
Ich denke, viele Südtiroler Bürgermeister wären froh, wenn sie mehr vor Ort entscheiden könnten. Aber dem Prinzip der Subsidiarität sind durch die Gesetzgebung auf staatlicher, regionaler und lokaler Ebene einige Riegel vorgeschoben. Ein Beispiel dafür ist die Raumordnung.
Stichwort Raumordnung: Sind Sie schon gespannt, wie das Landschaftsleitbild von der Landesregierung ausgestaltet wird?
Ich hoffe, dass die Gemeinden damit auf die Bedürfnisse vor Ort eingehen können.
Haben Sie schon mit der Ausarbeitung des Gemeindeentwicklungsprogrammes begonnen, das vom Gesetz für Raum und Landschaft vorgeschrieben ist?
Wir warten seit vier Jahren auf die Ausschreibungsunterlagen dafür.
Bitte anmelden um zu kommentieren
Klingt für mich eher nicht so
Klingt für mich eher nicht so, als ob er eine Landtagskandidatur anstrebt. Irgendwie verständlich. Wer als BM, der noch nicht von der Amtszeitbeschränkung betroffen ist, will sich schon beschädigen lassen? Bekanntlich kann eine dem LH oder OBM unliebsame Landtagskandidatur durch Veto verhindert werden.