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Es reicht...

Der FC Südtirol setzt seine makellose Serie fort: In Pisa sorgte eine höchsteffiziente Leistung für weitere 3 Punkte. Das Spiel war dabei Sinnbild für die bisherige Saison.
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Foto: Ufficio Stampa FCS - FotoSport Bordoni

Der FC Südtirol formierte sich wie gewohnt im 4-4-2/4-4-1-1. Die Gastgeber liefen in einer 4-2-3-1-Formation, das dann nach etwa 20 Minuten zum 4-Raute-2 bzw. 4-3-3 umgeformt wurde. Das sind Details, die für den den Spielverlauf am Ende aber nicht entscheidend gewesen sind. Denn das Spiel gestaltete sich wie gewohnt, wenn der FC Südtirol beteiligt ist.

Die Weiß-Roten überließen Pisa den Ball und stellten sich sehr tief in der eigenen Hälfte auf. War es sonst oft noch ein tiefes Mittelfeldpressing, war es an diesem Tag (vor allem in der zweiten Halbzeit) viel eher ein Abwehrpressing: 9-10, oft auch alle 11 Spieler verteidigten am oder im eigenen Strafraum, bei Balleroberungen wurde zwar versucht, Raphael Odogwu anzuspielen, aber es waren viel häufiger reine Befreiungsschläge.

 

 

Die entscheidende Szene ereignete sich nach 10 Minuten. Belardinelli verwandelte eine Hereingabe (Eckball) zum 0:1. Südtirol konnte jetzt erst recht den Gastgebern den Ball überlassen und sich nur noch aufs Verteidigen konzentrieren. "Nur noch" ist dabei leicht gesagt: Es ist natürlich ein enormer physischer Aufwand, der Ballzirkulation des Gegners von einer Seite auf die andere hinterherzuschieben.

 

Warum es funktioniert

 

In einer Analyse kam es schon einmal zur Sprache: Bisoli ist kein ausgewiesener Taktiker, er hat aber offenbar eine Strategie gefunden, die zu dieser Mannschaft, in dieser Liga, in dieser Situation passt. Denn auch im Profifußball ist es grundsätzlich immer einfacher, zu verteidigen; hingegen ist es schwieriger, einen tief verteidigenden Gegner zu bespielen, hohe Ballbesitzanteile auch in effektive Torchancen umzumünzen. Und gleichwohl die diesjährige Serie B von Anfang an als "Serie A2" (oder "stärkste Zweite Liga aller Zeiten") bezeichnet wurde - haben viele Vereine ähnliche Probleme. Die vielen wohl bekannten Namen, wie Fabregas, Menez oder De Rossi und Cannavaro (auf der Trainerbank), klingen gut und lassen auf viel hoffen, können aber dieses Versprechen meistens nicht halten.

Es ist nämlich schwierig, eine Mannschaft mit teilweise übertriebenen Ambitionen (wie viele Vereine hat man vor der Saison als Favoriten auf den Aufstieg gehandelt?) zusammenzustellen und ins Besondere zusammenzuhalten. Muss man dann auch noch, solch tiefstehende Gegner, wie den FC Südtirol, bespielen, wird die Aufgabe noch einmal schwieriger. Diese Liga ist also eigentlich gar nicht so gut, nominell vielleicht - reell aber nicht.

 

 

Der FC Südtirol mag in der Rückrunde etwas überperformen - in der Tat reichte heute ein Eckball zum Sieg - und gewiss werden sich die Resultate im Laufe der Rückrunde auch wieder etwas einpendeln, jedoch ist diese Erfolgswelle, auf der die Südtiroler momentan reiten, auch Sinnbild für die Qualitätsstand der gesamten Serie B: Tiefes, passives Verteidigen reicht aus, um gegen die meisten Gegner einen Punkt zu holen (siehe die Hinrunde des FCS), wenn dann auch noch 1-2 Offensivspieler in guter Form sind (Odogwu und Casiraghi), kann man in dieser Saison in dieser Liga sehr weit kommen.