„Ich habe sehr zurückgezogen gelebt“
Dass der Tod von Werner Masten erst jetzt bekannt wird, passt zu ihm. Der Regisseur hatte nie besondere Freude an der Öffentlichkeit. „Ich habe immer sehr zurückgezogen gelebt, eigentlich nur gearbeitet, nie diesen Status des Filmregisseurs vor mich hergetragen“, erzählte Masten 2011 bei einem Kamingespräch des KulturForumCultura. Dabei hätte Werner Masten jeden Grund zum großen Auftritt gehabt.
Von Jus nach HFF
Der Meraner Unternehmersohn sollte eigentlich Jurist werden. Während seines Studiums in Padua erfuhr er vom späteren Dokumentarfilmer Josef Schwellensattl von der Hochschule für Film und Fernsehen in München und beschloss, sich zu bewerben. Zu seiner eigenen Überraschung wurde er eingeladen und bestand die Aufnahmeprüfung, obwohl er sich nicht wohl fühlte unter denen, die sich bewarben. „Die haben geredet und geschnattert, kannten jeden Kamermann, jeden Komponisten, jeden Regisseur. Ich hatte null Ahnung, kannte nichts außer den zehn Filmen, die ich im Filmclub Meran gesehen hatte“. Das war 1976.
Das Glück
1981/82 drehte Masten seinen ersten großen Film „Das Glück beim Händewaschen“ nach einem Roman von Joseph Zoderer. Eher aus Jux hatten die beiden das Drehbuch beim ZDF eingereicht, und zu Mastens Erstaunen war die Antwort positiv. Trotzdem war sehr wenig Geld da, „vieles war Improvisation, viele arbeiteten gratis. Es waren viele Freunde am Set. Kurt Lanthaler, der inzwischen Schriftsteller ist, hat die Möbel angekarrt, Peter Kaser, der Künstler, die Wände angemalt“. Ex-HFF-Kollegen waren auch im Team. Alles klappte. 1983 gab es für den Film den Grimme-Preis und den Max-Ophüls-Sonderpreis.
Die Walsche non grata
1986 folgte „Die Walsche“ wieder nach einem Zoderer-Roman. Dafür gab es dann den Fernsehfilmpreis der Deutschen Akademie für Darstellende Künste und viel Kritik in Südtirol. Dort wurde Masten vorübergehend zur Persona non grata. Das hatte mit dem Thema zu tun, das in den 1980ern noch Tabu war, dem Zusammenleben in Südtirol.
Aufreger Piefke-Saga
Genauso viel Aufregung gab es 1993 in Österreich, als Teil 4 der „Piefke-Saga“ nach Felix Mitterer erschien. Mit Genuss hatte Masten das inszeniert, was heute Realität ist - den zerstörerischen, geldgeilen und devoten Tourismus in Tirol.
TV-Serien
Es folgten unzählige Regiearbeiten fürs Fernsehen, denen Mastens Handschrift anzusehen ist. Masten inszenierte die Staffeln zwei bis vier von „Liebling Kreuzberg“ mit Manfred Krug, zu seinem Ouevre zählen auch Tatorte, Bulle von Tölz-Folgen, Der Fahnder, Unser Lehrer Dr. Specht und und und. Seine Arbeiten sind bodenständig, zeigen gesellschaftliches Engagement und Sinn für Humor.
Ausstieg aus der Maschine
2003 kam dann das Aus, nicht weil Werner Masten nicht hätte weiterarbeiten können, sondern weil er sich fürs Aussteigen entschieden hatte. „Mein Leben war zweigeteilt, einerseits die Arbeit, und die hat mich so in Beschlag genommen, dass für die Familie sehr wenig Zeit geblieben ist. Aber ohne die Familie hätte ich nicht die Kraft gehabt so zu arbeiten wie ich gearbeitet habe“, erzählte er 2011. „Ich habe von 1986 bis 2003 eigentlich Tag und Nacht gedreht und hätte gleichzeitig noch 5 Filme drehen können - soviel Arbeitsangebote hatte ich“.
Familie
Masten hatte festgestellt, „ich habe fünf Töchter und weiß von denen nichts, hab sie nicht aufwachsen sehen. Mein Arbeitstag war so: ich ging zwischen 6 und 7 aus dem Haus, als alle noch schliefen, kam abends kaum vor 11, 12 Uhr nach Hause, aß etwas, schaute Muster und Schnitte an, ging um 1, 2 Uhr ins Bett, stand um 6 Uhr wieder auf.“ Wenn man aus der Maschine aussteige komme man nicht mehr zurück. Werner Masten hatte sich definitiv fürs Aussteigen entschieden. Der ganze Filmzirkus war eh nie sein Ding, er hatte keine Lust, „irgendwo hinzugehen und mit irgendwelchen Leuten meine Zeit zu verbringen, die mich dann ankotzen oder wo ich dann nett sein muss und lächeln.“ Namedropping habe er nie betrieben.
Mut
Es ist also nicht weiter erstaunlich, dass mich junge durchaus filminteressierte Menschen fragend anschauen, wenn ich erzähle, dass Werner Masten gestorben ist.
Schade, denn er war sicher derjenige, der den Film in Südtirol auf neue Wege gebracht hat. Mit vielen anderen, wie Werner Masten immer betonte.
Was in Erinnerung bleiben sollte, ist Mastens Mut zum Aufbruch, sein Mut, sich gegen den Mainstream zu stellen, sein Mut, auch auszusteigen.
War sicher ein interessanter
War sicher ein interessanter Mensch. Hoffentlich erfahren wir noch mehr von ihm und sehen auch noch den einen oder anderen Film von ihm in den passenden Südtiroler Kinos.
Mit der Piefke Saga hat uns
Mit der Piefke Saga hat uns Südtirolern.innen Werner Masten die Geldgeilheit der Tourismustreibenden ,den Spiegel vorgehalten.Heute leider noch schlimmer geworden. Hoffentlich wird das " Mammutprojekt" der Ebners im Schnalstal nicht genehmigt wenn ja wo wollt ihr das Personal hernehmen,wenn der Arbeitsmarkt im Tourismus in Südtirol ohnehin leergefegt ist! Wäre der nächste Svp Skandal vor den LW.