Tretter, Vetter, Kabaretter
Salto.bz: Sie sind nicht nur einer der Zuständigen für das Programm der Meraner Kabarett Tage, sondern auch selbst Kabarettist und in Sachen Lachen und Humor wohl besonders gesegnet. Wie erklären Sie sich das?
Robert Asam: Ich habe schon immer gerne Glossen und Kolumnen geschrieben, auch Satirisches. Zudem habe ich 25 Jahre lang die Meraner Faschingszeitung Die Laute federführend geleitet. Ich glaube, dass man mit Humor viele Dinge im Leben ein wenig leichter nimmt. Gerade in meinem Brotberuf, als Journalist, ist das wichtig.
Lachen wäre die beste Medizin, heißt es. Gilt das vor allem für Journalisten?
Ich habe schon den Eindruck, dass sich Journalisten gerne sehr wichtig nehmen. Wenn ich heute aus der Distanz beobachte, was die Kolleginnen und Kollegen in Rundfunk, Fernsehen, Print und neuerdings auch Online jeden Tag bringen... – da sind manchmal Sachen dabei, die für den jeweiligen Journalisten wichtiger sind, als für die Klientel. Vielleicht war die Humor-Schiene bei mir unbewusst auch ein Ausgleich, für meine Arbeit. Aber es nützt durchaus, dass man Dinge hinterfragt, sich über Satire mit Fakten konfrontiert. Das merke ich auch bei meinen Aufführungen, dass man das Publikum durchaus auch zum Nachdenken bringen kann. Das ist mir sehr wichtig.
Also nicht nur reine Unterhaltung?
Natürlich muss Kabarett und Satire unterhalten. Unterhaltung soll sich aber nicht nur im Blödeln begrenzen, sondern ich möchte schon, dass die Leute, wenn sie lachen sich bewusst sind, weshalb sie lachen.
Wann ging es denn los mit dem satirischen Schreiben? Wie mit dem Organisieren von Kabarett-Veranstaltungen?
Als ich vor vielen Jahren für die Dolomiten arbeitete, da hatte ich eine satirische Kolumne, das war der eigentliche Beginn. Später bin ich dann zur Rai und war beteiligt, als die Rai, der AUDS beigetreten ist, der Arbeitsgemeinschaft für Unterhaltung deutschsprachiger Sender, die unter anderem den Kabarettpreis Salzburger Stier organisieren. In all den Jahren konnte ich sehr viele Kontakte knüpfen, das kommt mir nun als Mitorganisator der Meraner Kabarett Tage zugute.
Lachen Sie während der Faschingswoche mehr als sonst?
Nein, eigentlich nicht. Ich freue mich, wenn die Kinder verkleidet auf der Promenade herumlaufen und wenn Schulklassen, die Corona-Zeit hinter sich, vielleicht etwas mehr Gas geben, da sie etwas aufzuholen haben. Und ich freu mich natürlich auch, wenn in Brixen und Meran wieder die Faschingsrevue aufgeführt werden kann. Das alles dient, dass wir wieder einer Normalität zusteuern. Aber, dass ich in der Faschingszeit deshalb besonders lustig bin? Nein, eigentlich nicht.
Haben Sie während der Corona-Pandemie darunter gelitten, dass man hinter den Masken der Leute, deren Lachen nicht sehen konnte?
Gelitten habe ich nicht, aber es war schon gewöhnungsbedürftig. Wir haben mit den Meraner Kabarett Tagen zunächst zwei Jahre Pause gehabt, wobei das erste Jahr besonders hart war, da wir eine Woche vor Beginn alle Aufführungen absagen mussten. Der Neustart 2022 war dann überraschend gut, aber das Publikum saß, sozusagen „maskiert“, im Saal des Stadttheaters. Das war schon gewöhnungsbedürftig – vor allem für die Künstler. Das kann ich bis zu einem gewissen Punkt auch gut nachvollziehen, denn wenn man die Gesichter und die Reaktion im Publikum nicht sieht, ist das schon echt schwierig. Eine ganz normale Aufführung ohne Masken, ist da natürlich wieder etwas Herrliches. Das wissen wir nun wieder zu schätzen.
Da ja gerade die närrische Zeit ansteht, eine persönliche Narrenfrage: Sie haben vor vielen Jahren ein Buch über den damaligen (heute ehemaligen) Landeshauptmann Luis Durnwalder herausgegeben. Haben Sie sich beim Schreiben über den Provinzkönig als Narr gefühlt?
Nein, das war – nicht nur in meinen Augen – eine seriöse Arbeit. Ich habe auch viele andere Bücher geschrieben, Bildtextbände die in den Tourismusbereich hineinreichen – etwas, was ich heute nicht mehr machen möchte, weil ich mit der touristischen Entwicklung nicht sehr glücklich bin, wie wir sie hier in Südtirol haben.
Vielleicht war ich der Narr und habe diese Rolle unbewusst gespielt.
Kann nicht nur ein Narr, oder ein Journalist mit dem Schalk im Nacken, einer doch durch und durch autoritären Patriarchen-Figur wie Luis Durnwalder den Spiegel vorhalten?
Das war nicht notwendig. Mich hat ja nicht der große Politiker interessiert. Ich wollte beschreiben, wie ein Bauernbub, der aus einer nicht besonders begüterten Familie kommt, es schafft, in diese seine Rolle hineinzuwachsen. Mich interessierte, welche Charaktereigenschaften da notwendig sind. Erwähnt habe ich natürlich auch eigene Vorfälle, die ihm nicht zur Ehre gereichen. Er stand da aber über den Dingen und hatte bei keinem einzigen Kapitel irgendwelche Einwände.
Mit dem Narr ist der König gnädig, mit allen anderen am Hof nicht, so zumindest bei Shakespeare...
Vielleicht war ich der Narr und habe diese Rolle unbewusst gespielt. Auf jeden Fall war ich mit dem Resultat zufrieden. Ich habe seine Lebensgeschichte geschrieben, die politische Bewertung überlasse ich anderen.
Sicher eine Gratwanderung. Auch bei den Meraner Kabarett Tagen müssen Sie "gratwandern", indem Sie in der Programmplanung verschiedene Felder abzudecken haben, etwa: die jüngere Generation ansprechen - oder aber auch: das Stammpublikum halten. Wie gelingt dieser Seiltanz?
Natürlich will man jüngeres Publikum ins Kabarett bringen. Aber das ist ganz schwierig. Das jüngere Publikum schaut lieber TikTok-Videos und will, sagen wir mal Comedy haben – die leider keinen Tiefgang hat. Die ist zwar alles ganz lustig, was da geboten wird, aber damit hat es sich. Wir haben bei den Meraner Kabarett Tagen die Sparte Poetry Slam dabei. 2019 war bereits Lara Stoll aus der Schweiz da. Das Stadttheater war damals zwar nur zur Hälfte ausgelastet, aber Stoll bekam wahnsinnig gute Kritiken. Die Leute waren begeistert. Heuer haben wir Gabriel Vetter hier, der in Poetry-Slam-Kreisen sämtliche Preise gewonnen hat. Er war auch der jüngste Salzburger Stier-Preisträger. Da denke ich mir manchmal, wenn ich heute 20 oder 30 Jahre alt wäre, dann würde ich mir einen solchen Künstler schon ansehen wollen.
Wie entsteht das Programm für das Festival?
Wir versuchen immer sehr bekannte Namen mit weniger bekannten Namen auf das Programm zu setzen. Wir haben zwar bereits ausverkaufte Abende, aber mir ist es wichtig, dass die Festivalform der Meraner Kabarett Tage auch Lust dafür macht, dass sich die Leute, die sich für dieses Genre interessieren, auch Künstler ansehen die sie kaum oder überhaupt nicht kennen. Um sich überraschen zu lassen. Eine Überraschung bei den Meraner Kabarett Tagen ist beispielsweise der Eröffnungsgast Mathias Tretter, mit seinem Programm Sittenstrolch, mit dem er in diesem Jahr den Salzburger Stier entgegennehmen wird.
Abschließend noch eine wenig überraschende, aber durchaus edle und weise Frage. Ihr vor kurzem absolviertes Kabarett-Programm nannte sich "Freude im Edelweiss". Der Titel hatte große Ähnlichkeit zu einem in Südtirol äußerst erfolgreichen Buch. Wie ist dieser Asam`sche Kabarett-Streich zu erklären?
Dieses Buch gab den Anlass. Ich wollte einfach die Freude darüber aufzeigen, dass es neben den Freunden, eben so viele Dinge gegeben hat, die im Jahr 2022 Freude bereitet haben – auch wenn das dann durchaus Dinge waren, die wenig freudig waren, auch wenn ich mich bei den Aufführungen satirisch darüber gefreut habe. Der Titel des Programms hat durchaus zum Erfolg beigetragen. Nochmals herzlichen Dank an dieser Stelle an Christoph Franceschini und Artur Oberhofer.
Südtirol täte Satire so gut,
Südtirol täte Satire so gut, echte Satire. Ist leider spärlich gesät.
Antwort auf Südtirol täte Satire so gut, von Lollo Rosso
Satire , gibt es gute und
Satire , gibt es gute und schlechte? Satire darf alles, sagte Tucholsky. Er war aber kein Südtiroler.
Satire tut nicht nur Südtirol
Satire tut nicht nur Südtirol gut. Sie muss aber gut sein. Leider ist sie nicht immer gut. Kollege Asam erwähnt unter anderem auch das Brixner Stadtlerlachen. Ich kann ihm nur empfehlen, darauf zu verzichten. Ewas Langweiligeres kann man sich kaum vorstellen.
Satire tut nicht nur Südtirol
Satire tut nicht nur Südtirol gut. Sie muss aber gut sein. Leider ist sie nicht immer gut. Kollege Asam erwähnt unter anderem auch das Brixner Stadtlerlachen. Ich kann ihm nur empfehlen, darauf zu verzichten. Ewas Langweiligeres kann man sich kaum vorstellen.
Satire tut nicht nur Südtirol
Satire tut nicht nur Südtirol gut. Sie muss aber gut sein. Leider ist sie nicht immer gut. Kollege Asam erwähnt unter anderem auch das Brixner Stadtlerlachen. Ich kann ihm nur empfehlen, darauf zu verzichten. Ewas Langweiligeres kann man sich kaum vorstellen.
Antwort auf Satire tut nicht nur Südtirol von Hartmuth Staffler
Wenn sie am Freitag den
Wenn sie am Freitag den Meraner Narrenabend im TV gesehen haben, dann brauchen sie es sich auch nicht vorstellen.
Bei den meisten Humoristen
Bei den meisten Humoristen ist das Etikett Commedian oft schon übertrieben, gute Kabarettisten sind leider selten. Damit meine ich nicht Herrn A., dessen Programm ich leider nicht kenne - wird schon werden.