Politik | Versorgung

„Unser Trinkwasser ist zu günstig“

Wasserabkommen von Provinz und nationaler Aufsichtsbehörde: Landeshauptmann Kompatscher kündigt Anpassungen an die Trockenheit an, um in Zukunft resilient zu sein.
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Foto: LPA / Fabio Brucculeri
Landeshauptmann Arno Kompatscher und der Präsident der staatlichen Aufsichtsbehörde für Energie, Versorgungsnetze und Umwelt (Arera), Stefano Besseghini, haben heute (24. Februar) im Beisein von Umweltlandesrat Giuliano Vettorato ein Einvernehmensprotokoll zur Trinkwasserversorgung unterzeichnet. Damit gaben sie den Startschuss für die von Artikel 13 des Autonomiestatuts vorgesehene Zusammenarbeit.
 
 
Dieser Artikel 13 war 2017 mit dem Staatsgesetz Nr. 205 geändert worden. Vorgesehen ist nun, dass die Länder Südtirol und Trentino in Wassersystembelangen vorab zu den Arera-Maßnahmen angehört werden, wenn diese öffentliche Versorgungsunternehmen betreffen, die im jeweiligen Land tätig sind. Wie diese Konsultationen ablaufen, wird in dem heute unterzeichneten Abkommen festgelegt. Die Unterzeichnung fand oberhalb des Bozner Friedhofes im Wasserspeicher Pfarrhof statt. Der Speicher ist im Felsen eingebaut und mit 5.000 Kubikmetern Fassungsvermögen der zweitgrößte von neun Speichern, die die Stadt mit Trinkwasser versorgen.
„Es war mir ein Anliegen, dass die Unterzeichnung in Bozen stattfindet, und zwar an einem für Südtirols Wassersystem symbolischen Ort, um die Besonderheit der Autonomie unseres Landes zu unterstreichen. Garant für diese Besonderheit ist das Autonomiestatut, dessen Umsetzung sich manchmal komplex gestaltet“, so Kompatscher.
 

Der Wert des Wassers

 
Im Gespräch mit den lokalen Medienvertreter*innen war auch die anhaltende Trockenheit in Italien Thema. Der heurige Winter ist wie der vorherige durch Schneemangel in den Alpen gekennzeichnet. Nach Angaben der nationalen Beobachtungsstelle für Wasserressourcen ANBI liegt der gesamte Durchfluss des Pos unter dem des Vorjahres. Die zu erwartende Wasserknappheit in den Sommermonaten sei laut Kompatscher zwar nicht direkt Inhalt des Einvernehmensprotokolls, dennoch sei es die Zielsetzung der Vereinbarung, die Infrastruktur der Trinkwasserversorgung angesichts des Klimawandels resilienter zu machen.
 
 
„Damit hängt eine Infrastruktur zusammen, die Verluste vermeidet und die Speicherung potenziert. Die schrittweise Erhöhung der Trinkwassertarife der letzten Jahre dient der Kostenwahrheit, um genaue diese Investitionen zu finanzieren. Wir haben in Südtirol sehr günstiges Trinkwasser mit Mineralwasserqualität. Ich erlaube mir tatsächlich etwas Unpopuläres zu sagen, unser Trinkwasser ist zu günstig. Wir brauchen jetzt Investitionen, um unsere Infrastruktur angesichts des Klimawandels auszubauen und resilienter zu werden. Deswegen ist es gut und richtig, dem Wasser einen Preis zu geben – auch um dem Wasser einen Wert zu geben“, so Kompatscher.
Das bestätigt Arera-Präsident Besseghini. Das Einvernehmensprotokoll liefere außerdem die Grundlage, um nationale oder europäische Finanzmittel für diese Investitionen in die Infrastruktur zu erhalten. Darüber hinaus stelle die Wasserknappheit auch für die Wirtschaft eine Herausforderung dar, etwa für die Landwirtschaft oder Industrie, so Kompatscher. Erste Priorität bleibe aber, wie gesetzlich vorgeschrieben, die Bereitstellung des Trinkwassers.
 

Die Vereinbarung

 
Das heute unterzeichnete Einvernehmensprotokoll sieht für das Land Südtirol eine Frist von 40 Tagen für etwaige Stellungnahmen zu südtirolrelevanten Arera-Maßnahmen vor. Unbeschadet der Möglichkeit, an der ersten, allen Regionen offenstehenden Konsultationsphase teilzunehmen, wird Südtirol eine Frist von 40 Tagen zugestanden, um sich zur Vereinbarkeit der Arera-Maßnahmen mit dem Autonomiestatut zu äußern.
Sollten die Einwände des Landes nicht unmittelbar als annehmbar erachtet werden, sieht die Vereinbarung vor, dass die Aufsichtsbehörde eine Arbeitsgruppe aus Vertretenden und Fachleuten beider Seiten mit der Prüfung der Einwände und der Lösungsfindung betraut. Diese Arbeitsgruppe kann von beiden Seiten einberufen werden, auch um die Anwendung des Protokolls zu überwachen.
 
 
Landesrat Giuliano Vettorato erinnert daran, dass die Verhandlungen zum Teil von unterschiedlichen Vorstellungen geprägt waren, aber mit der heutigen Unterzeichnung des Einvernehmensprotokolls einen erfolgreichen Abschluss gefunden hätten: „Wir haben heute eine wichtige Zusammenarbeit im Bereich der nachhaltigen Wasserbewirtschaftung besiegelt, in der Hoffnung auf eine größere Sensibilität der Aufsichtsbehörde gegenüber den Besonderheiten unserer Autonomie.“ Auch hoffe man, dass die Klagen vor dem Verfassungsgericht in Zukunft deutlich abnehmen werden. „Wir wollen das System erneuern und die Eckpfeiler, die es kennzeichnen, stärken: Dazu gehören die kleinen Betreibenden, die hohe Effizienz der Anlagen und die soziale und ökologische Nachhaltigkeit der Wasserwirtschaft in unserem Land.“
 
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G. P. Fr., 24.02.2023 - 16:45

Herr Landeshauptmann, unser Trinkwasser ist zu günstig? Ehrlich jetzt? Auch unser Strom ist zu günstig, oder? Wir können das Wasser dann ja - wie auch den Strom - günstig gen Süden verkaufen und die Leute hier zahlen sich deppert. :grrr:
Aber mit ein bisschen Bürokratie, mit unzähligen Beitragsansuchen, gibt's sicherlich für ein paar Leute wieder ein paar Unterstützungs-Boni ... :grrr:

Fr., 24.02.2023 - 16:45 Permalink
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Robert Hölzl Fr., 24.02.2023 - 19:10

Zu "nachhaltig" kommt jetzt noch "resilient". Was diese Worte genau bedeuten, weiß niemand, aber jeder kann sie verwenden und damit meinen, was er will.

Fr., 24.02.2023 - 19:10 Permalink
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Gianguido Piani Fr., 24.02.2023 - 20:23

Antwort auf von Robert Hölzl

Gut, dass es kein "smartes Wasser" war. Das Adjektiv wurde zuerst um 2005-2010 verwendet, kam überall rein, mit wenigen Ausnahmen. "Resilient" ist einfach das neue Modewort. Das hat sich bestimmt irgendwer in den USA ausgedacht.
Ich bin gespannt, welches nichssagendes Adjektiv im 2030 verwendet wird.
Smart Toilettenpapier ist passé. Resilientes Toilettenpapier steht schon auf meiner Einkaufsliste.

Fr., 24.02.2023 - 20:23 Permalink
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Martin Ancient Fr., 24.02.2023 - 21:09

Antwort auf von Robert Hölzl

Sie schreiben nachhaltig in Anführungszeichen? Ist das Thema für Sie ein Witz? Zudem ist resilient beileibe kein neues Wort, googeln Sie mal. Muss ein Landeshauptmann immer so reden, dass es auch der letzte Mensch auf der gottgegebenen Südtiroler Erde versteht. Ich kann einfach nicht nachvollziehen, wie man sich an einem Wort so aufhängen kann. Dies gilt im übrigen nicht nur für Sie, sondern auch für die anderen Kommentarschreiber.
Was mich an den Aussagen im Artikel eher stört, ist der Umstand, dass nicht differenziert wird, wer denn nun mehr bezahlen sollte. Denn der Großteil der Wasserverschwendung geht nicht auf die Kappe des durchschnittlichen Bürgers. Ich denke, auch ohne es explizit zu nennen, wir wissen alle, wer in Südtirol für den größten Verbrauch an Trinkwasser verantwortlich ist.

Fr., 24.02.2023 - 21:09 Permalink
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Martin Ancient Fr., 24.02.2023 - 21:09

Antwort auf von Robert Hölzl

Sie schreiben nachhaltig in Anführungszeichen? Ist das Thema für Sie ein Witz? Zudem ist resilient beileibe kein neues Wort, googeln Sie mal. Muss ein Landeshauptmann immer so reden, dass es auch der letzte Mensch auf der gottgegebenen Südtiroler Erde versteht. Ich kann einfach nicht nachvollziehen, wie man sich an einem Wort so aufhängen kann. Dies gilt im übrigen nicht nur für Sie, sondern auch für die anderen Kommentarschreiber.
Was mich an den Aussagen im Artikel eher stört, ist der Umstand, dass nicht differenziert wird, wer denn nun mehr bezahlen sollte. Denn der Großteil der Wasserverschwendung geht nicht auf die Kappe des durchschnittlichen Bürgers. Ich denke, auch ohne es explizit zu nennen, wir wissen alle, wer in Südtirol für den größten Verbrauch an Trinkwasser verantwortlich ist.

Fr., 24.02.2023 - 21:09 Permalink
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Robert Hölzl Sa., 25.02.2023 - 15:33

Antwort auf von Martin Ancient

Vielleicht sollten Sie nicht nur googeln, sondern ausnahmsweise mal versuchen, etwas Geschriebenes zu verstehen. Die Erklärung für das in Anführungszeichensetzen von "nachhaltig" und "resilient" ist in meinem Post beschrieben; man muss es nur verstehen. Übrigens ist "resilient" nur ein Fremdwort für "widerstandsfähig". Aber würde man das deutsche Wort verwenden, so würde einem sofort auffallen, dass es nur dann einen Sinn macht, wenn auch gesagt wird, gegen was man widerstandsfähig sein soll. Noch einmal: nachhaltig und resilient sind zwei Worthülsen, die gleichzeitig Totschlagcharakter haben, aber von jedem für so ziemlich alles verwendet werden können. Und darin liegt auch das Problem beim Landeshauptmann; er liebt das Reden und viel weniger das Handeln. Und Worthülsen sind sein liebstes Mittel.

Sa., 25.02.2023 - 15:33 Permalink
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Robert Zagler Fr., 24.02.2023 - 20:54

...der Trinkwassertarif ist in Südtirol nicht überall identisch, da die Kosten laut Landesgesetz von der jeweiligen Gemeinde zu 100% an den Verbraucher weitergegeben werden müssen!
Warum er dann zu billig sein soll, erschließt sich mir nicht!
...wie ich das verstehe, sollen wir jetzt die Investitionen in die Zukunft vorfinanzieren, wohin sie schlussendlich fließen entscheiden andere... ???

Fr., 24.02.2023 - 20:54 Permalink
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Laurin Kofler Fr., 24.02.2023 - 22:01

Trinkwasser, das nicht zum Trinken verwendet wird, ist in Südtirol in der Tat zu günstig. Aber die mit Inflation und anderen Mehrkosten bereits gebeutelte Bevölkerung jetzt auch noch hier in die Tasche zu greifen, ist schon ein starkes Stück.
Und was der Satz "Wir haben heute eine wichtige Zusammenarbeit im Bereich der nachhaltigen Wasserbewirtschaftung besiegelt, in der Hoffnung auf eine größere Sensibilität der Aufsichtsbehörde gegenüber den Besonderheiten unserer Autonomie." bedeuten soll, muß mir jemand mal erklären.

Fr., 24.02.2023 - 22:01 Permalink
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Salto User
Günther Alois … Sa., 25.02.2023 - 06:57

Resilient,das Wunderwort!Für mich bedeutet es die Verschlüsselung der Tatsache,dass das Wasser teurer wird,auch wenn das Wort etwas ganz anderes ist. Herr LH sagen sie bitte klar und deutlich dass es so ist,somit verstehen es auch ältere Menschen.Was soll die "Worteshow"????

Sa., 25.02.2023 - 06:57 Permalink
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rotaderga Sa., 25.02.2023 - 07:06

Inhausgesellschaft gründen, später privatisieren und dann die Steuern in Nordirland und Luxemburg entrichten, außer es regnet nicht! Nep-tonia, Wassergottheit?, wäre ein passender Name. Und wer das Wasser kontrolliert, würde auch Alperia wieder irgendwie der Südtiroler Politik zurückgeben.(ENA)

Sa., 25.02.2023 - 07:06 Permalink
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Karel Hyperion Sa., 25.02.2023 - 08:36

Bei all den Milliarden im Landeshaushalt und Hunderten Millionen EU Fonds finden wir nicht das Geld ein paar Wasserleitungen zu reparieren? Seit wann interessiert man sich in Südtirol eigentlich für Kostenwahrheit? Werden politische Abkommen neuerdings mit irgendwelchen staatlichen Inhouse Gesellschaften abgeschlossen, die dann in Zukunft auch noch darüber entscheiden, wie das Autonomiestatut auszulegen ist?

Sa., 25.02.2023 - 08:36 Permalink