Politik | Burggrafenamt
Megaprojekt weiter umstritten
Foto: STA
Das Gesamtprojekt der Standseilbahn Meran – Schenna (Gesamtkosten 107,6 Mio. Euro) und die Varianten der Talstation standen vergangenen Mittwoch (29. März) beim ersten Treffen der Arbeitsgruppe in den Gymnasien Meran im Mittelpunkt. Teilgenommen haben an dem Treffen neben politischen Vertreter*innen auch Interessensverbände und die Sprecher des Komitees gegen die Standseilbahn.
Wir haben glücklicherweise Tourismus, aber wir haben auch ein Verkehrsproblem.
Die Arbeitsgruppe war von den beteiligten Gemeinden Meran, Dorf Tirol und Schenna ernannt und durch die zwei Vertreter des Komitees erst später ergänzt worden. Während sich vor allem landwirtschaftliche Vertreter, die städtische Ortsgruppe des Hoteliers- und Gastwirteverbandes (HGV) und Meraner Bürger*innen dem Projekt gegenüber skeptisch zeigen, befürworten die städtische Vertretung des Handels- und Dienstleistungsverbandes (HDS) sowie die Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt die Standseilbahn. Das Komitee gegen das Vorhaben hat inzwischen mehr als 4.000 Unterschriften gesammelt.
Das Arbeitstreffen
Der Direktor des Landesressorts Infrastrukturen und Mobilität, Martin Vallazza, und der Direktor des Landesamts für Infrastrukturen und nachhaltige Mobilität, Alexander Alber erklärten beim Arbeitstreffen mit den Stakeholdern zunächst zusammen mit Mitarbeitern der Südtiroler Transportstrukturen AG (sta) das Gesamtprojekt und seine Details.
Vallazza betonte: „Wir haben bemerkt, dass es großen Informationsbedarf gibt und wollten alle Teilnehmenden auf einen gemeinsamen Informationstand bringen.“ In dem moderierten Workshop präsentierte Mobilitätsplaner Stefano Ciurnelli das Konzept des Gesamtprojektes. Es umfasst ein System von Schnellbusverbindungen und einen Knoten- und Umsteigepunkt bei der Handwerkerzone Tirol.
Seilbahnplaner Andrea Boghetto erläuterte, warum er und die anderen Planer für dieses Projekt das System der Standseilbahn für die beste Lösung halten: „Eine Standseilbahn hat viele Vorteile: Sie bietet Schnelligkeit, Ruhe, Sicherheit, Witterungsunabhängigkeit, hohe Kapazität und ist relativ wartungsarm.“ Die Bauweise auf Stelzen ermögliche eine Bewirtschaftung der Flächen unterhalb des Bauwerkes und die Bauweise von Tal- und Bergstation ermögliche auch, Fahrräder und Kinderwagen mitzunehmen.
Talstation-Varianten
Beim Arbeitstreffen ging es auch darum, die verschiedenen Varianten der Talstation im Detail zu erklären. Den Planern zufolge haben zwei Varianten verschiedene Vor- und Nachteile: Die Variante am Karl-Wolf-Platz ist etwas leistungsfähiger und erzielt aus transporttechnischer Sicht die besseren Ergebnisse. Die vom Meraner HDS präferierte Variante in der Galileistraße sei technisch realisierbar und biete die größere Nähe zur Altstadt. Da sich genau dort mit der Kavernengarage unterirdisch bereits Strukturen befinden, ist sie jedoch mit einigem technischen Aufwand verbunden.
Die Meraner Stadtregierung hatte zudem vorgeschlagen, eine unterirdische Talstation bereits bei der Handwerkerzone Tirol umzusetzen. Diese Variante haben die Techniker hingegen ausgeschlossen: Dort würde sich die Transportleistungsfähigkeit um 50 Prozent reduzieren und das Projekt würde sich nicht auszahlen.
Dafür ist es notwendig, die Zielgruppen der Standseilbahn sowie das Mobilitätskonzept von Meran und den Nachbargemeinden in Betracht zu ziehen.
Die Positionen in der Kurstadt
Die Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt spricht sich für das Projekt aus: „Eine straßenunabhängige Verbindung zwischen Meran, Schenna und Dorf Tirol ist bereits seit den 1990er Jahren im Gespräch und ist aus mobilitätstechnischem Aspekt notwendig. Bei täglich 2.800 Bewegungen zwischen Schenna und Meran würde dieses Projekt eine spürbare Entlastung auch für Meran bedeuten, sofern begleitende Maßnahmen intelligent umgesetzt werden“, sagt ihr Mobilitätsreferent Reinhard Bauer (SVP). Auch für den Meraner HDS-Obmann Joachim Ellmenreich ist das Projekt der Standseilbahn – eingebunden in das Mobilitätskonzept mit Küchelbergtunnel und Schnellbusverbindung – ein klarer Gewinn für Meran.
„Wir haben glücklicherweise Tourismus, aber wir haben auch ein Verkehrsproblem. Mit der Standseilbahn und dem Küchelbergtunnel werden die Straßen von Obermais und dem Stadtzentrum vom Durchzugsverkehr aus Schenna, Dorf Tirol und dem Passeiertal entlastet. Dieser neu gewonnene Raum kann für den Radverkehr und neue Projekte genutzt werden“, erklärt Ellmenreich. Dass die Standseilbahn zu wenig ausgelastet sein könnte, ist aus seinen Augen tatsächlich ein Risiko – das aber durch Maßnahmen für eine gute Anbindung der Bahn gesenkt werden könne.
Die Einwände
Der Meraner Gemeinderatspräsident Christoph Mitterhofer (SVP) ist als Bauer selbst von den Grundstücksenteignungen für das Bauvorhaben betroffen. „Die Bauern sind nicht glücklich mit dem Bau der Standseilbahn, weil dadurch eine massive Wertverminderung ihrer Wiesen einhergeht“, sagt Mitterhofer. Die Landesrichtpreise für die Enteignung seien deshalb zu gering. Er betont gleichzeitig, dass sowohl die Trassenführung als auch die Talstation noch nicht final festgelegt wurden.
Der Sprecher des Komitees gegen die Standseilbahn, Martin Kirchlechner, bringt weniger Verständnis für das Prozedere auf: „Es ist skandalös, dass man nicht direkt eingeladen wird, obwohl von Land und Gemeinde Transparenz und Mitsprache versprochen wurden. Wir haben es auf Umwegen geschafft, bei diesem Workshop der Stakeholder dabei zu sein. Es wurde wiederum nicht über die Sinnhaftigkeit dieser Standseilbahn gesprochen, sondern es ging darum, zu entscheiden, welche Talstation gebaut werden soll. Es wurden nach wie vor nicht alle Argumente auf den Tisch gelegt und es fehlt der Rückhalt der Gemeinde Meran für ihre Bürger*innen“, sagt Kirchlechner gegenüber der Rai.
Die anwesenden Interessensverbände wie Dachverband für Natur- und Umweltschutz, HGV und Kurverwaltung betonten im Workshop bezüglich Talstation, dass sie kein Mandat für eine Abstimmung besitzen. Außerdem würden Informationen fehlen, um darüber abstimmen zu können.
Die Direktorin der Kurverwaltung, Daniela Zadra, warnt vor Schnellschüssen: „Der Workshop am vergangenen Mittwoch war informativ, aber es sind noch zu wenig Daten vorhanden, um abwägen zu können, welcher Standort für die Talstation der Standseilbahn am besten geeignet ist.“ Außerdem müsse das Projekt zuvor als Ganzes tiefergehend behandelt werden. „Dafür ist es notwendig, die Zielgruppen der Standseilbahn sowie das Mobilitätskonzept von Meran und den Nachbargemeinden in Betracht zu ziehen“, erklärt Zadra.
Nächste Schritte
Für den 20. April plant das Land den nächsten Workshop mit den Stakeholdern: Dann sollen die Varianten der Bergstation in Schenna und die Trassenführung im Fokus stehen. Ziel sei, am Ende des Prozesses eine Empfehlung an die Politik auszusprechen. Die Landesregierung trifft dann die endgültige Entscheidung über das Projekt von Landesinteresse.
Um das Informationsdefizit zu beheben, hat das Land inzwischen eine eigene Projektwebsite mit bislang 270 gesammelten Fragen und Antworten aufgestellt. Das Bedürfnis, über die Sinnhaftigkeit der Standseilbahn zu diskutieren, dürfte hingegen noch nicht gestillt sein.
Bitte anmelden um zu kommentieren
Wieso soll dieses kommitee
Wieso soll dieses kommitee eingeladen werden? Die wollen alles Kippen und ihnen ist egal ob Meran das braucht oder nicht. Das sind die Anreiner. Logisch wollen sie das nicht.
Antwort auf Wieso soll dieses kommitee von Mart Pix
Was ist das für eine Logik,
Was ist das für eine Logik, dass Vertreter des Komitees nicht dabei sein sollten? Dann dürften auch keine Bauern vertreten sein, deren Gründe betroffen sind (und deshalb dagegen sind) und genauso wenig Hoteliers aus Schenna oder Dorf Tirol, weil die ihre Gäste mit der Bahn befördern können und deshalb dafür sind. Und ganz nebenbei haben 4.000 Menschen über das Komitee mit ihren Unterschriften zum Ausdruck gebracht, dass sie die Bahn und die Gangart der Politik so nicht befürworten. Es sollten also die Meraner Bürgerinnen und Bürger in erster Linie befragt werden und die Menschen die direkt von diesem Projekt betroffen sind.
Antwort auf Was ist das für eine Logik, von Kath Floe
Das sonderbare im städtischen
Das sonderbare im städtischen Teil im Untergrund, teils auf Stelzen 110 Mio. €-Veikel, wird lärmend auf den Schienen durch die bewohnten Gebiete rollen und in der Nacht sogar aus dem Untergrund die anliegenden Bürger stören.
Warum verbindet man Schenna nicht auf dem kürzesten Weg von der Passeirer-Straße aus, mit einer bei Bedarf un-unterbrochenen fahrenden Standseilbahn und schafft die Verbindung zum Bahnhof, sowie zu allen anderen Haltestellen mit den Städtischen-Ringbus-Linien? (Beispiel: Vöran)
Von den 110 Mio. € könnte auch eine ähnliche Verbindung für Dorf Tirol und noch Einiges geschaffen werden!
Antwort auf Wieso soll dieses kommitee von Mart Pix
Lieber Herr / Frau MART PIX
Lieber Herr / Frau MART PIX (kenne Sie nicht persönlich), Ihren Einwand in allen Ehren, aber die Frage sei schon erlaubt, ob Anrainer (oder "Anreiner" wie Sie schreiben) nicht auch auch "Bürger von Meran" sind und somit auch zumindest mitreden dürfen! Frage an Sie: Sind Sie Meraner:in?
Eine Standseilbahn ist mit
Eine Standseilbahn ist mit Ihren Geleisstrukturen ein arger Eingriff in die Umwelt. Da gäbe es vernüftigere Lösungen...