Umwelt | Dolomiten

Auf dem Passo concreto

Eine private Initiativgruppe um den Gadertaler Hotelier Michil Costa stellt ein konkretes Projekt für eine tägliche zweistündige Schließung der Dolomitenpässe vor.
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Foto: Judith Egger / AVS
Es ist ein bewusste Anlehnung an John Lennons „War is over“.
Am Dienstag stellte eine private Initiativgruppe um den Gadertaler Hotelier Michil Costa im Bozner Hotel Laurin das Projekt „Car is over“ vor. Anwesend auf der Pressekonferenz waren neben Costa, Luigi Casanova, Ehrenpräsident von Mountain Wilderness, der Soziologe Diego Cason, der Ingenieur und Berater im Mobilitätsbereich Helmuth Moroder, der Präsident des CAI Alto Adige Südtirol Carlo Zanella, der grüne Landtagsabgeordnete Riccardo Dello Sbarba, sowie die Umwelt- und Verkehrsexpertin Silvia Simoni.
Zusammen mit dem Architekten und Mobilitätsexperte Stefano Dell’Osbel, sowie dem PD-Senator Luigi Spagnolli bilden sie den wissenschaftlichen Fachausschuss des Projekts „Car is over“.
Dabei geht es um die unmittelbare Umsetzung von Verkehrsbeschränkungen auf den Dolomitenpässen. „Es geht um eine Aktion und ein Projekt mit dem wir die Bemühungen der offiziellen Politik unterstützen und flankieren wollen“, erklärt Silvia Simonini. Auch Helmuth Moroder präzisiert gleich zu Beginn seiner Ausführungen: „Es geht hier darum einen konkreten, positiven Impuls zu geben. Die Landespolitik bemüht sich und dieses Projekt soll ein erster kleiner Schritt sein.“
 

Zwei Stunden Stille

 
Der Vorschlag, den das Projekt „Car is over“ lanciert wird in den flankierenden Slogans deutlich: „In der Ruhe der Pässe. Der Gesang der Dolomiten“.
Das Projekt sieht eine Schließung für den Auto- und Motorradverkehr der vier Dolomitenpässe Grödner Joch, Pordoijoch, Sellajoch und Campolongo-Pass täglich zwischen zwischen 10 und 12 Uhr vor. Diese Schließung erfolgt einschließlich der Sonn- und Feiertage. und soll vom 12. Juni bis 24. September gehen. Das Projekt soll in einem zweiten Schritt dann auch auf den Falzaregopass und den Passo di Giau ausgeweitet werden.
 
 
 
Zudem fordert die Initiativgruppe eine Reglementierung des Durchgangsverkehrs durch die zuständigen Behörden (Gemeindepolizei, Carabinieri, Verkehrspolizei) und mit Hilfe entsprechender Infotafeln. Diese Beschränkungen werden auch in den Talorten kommuniziert (so wie es bereits bei Straßensperrungen wegen Radrennen im Sommer oder wegen Schnees im Winter geschieht). Aber auch zusätzliche Straßenkontrollen von Juni bis September zwischen 9 und 20 Uhr. Die Kontrollen sollten Geschwindigkeit, Lärmentwicklung, widerrechtliches Parken und allgemeine Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung betreffen. Dazu könnte man gemeindeeigene Mittel (Streifenwägen) mit Hilfsmitteln der Provinz (Instrumente zur Lärmmessung) verbinden.
Wir haben die Projektunterlagen und unsere Vorschläge vorab bereits den Bürgermeistern der betroffen Gemeinden übermittelt“, sagt Michil Costa. Denn man möchte die zweistündige Schließung bereits in diesem Sommer konkret umsetzen.
 
 

Ein wichtiges Signal

 
Michil Costa und Helmuth Moroder erklärten, dass man 1991 die ersten Vorschläge zur Verkehrsberuhigung der Dolomitenpässe vorgebracht und 1999 das erste konkrete Projekt vorgelegt hat. Seitdem habe sich konkret wenig getan. „Jetzt ist die Zeit aber wirklich reif“, meint der Grödner Mobilitätsexperte.
Im amtierenden Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider und auch in Landeshauptmann Arno Kompatscher habe man institutionelle Mitstreiter gefunden, die in Richtung Verkehrsbeschränkung unterwegs sind. Mit der früheren Regierung hatte man sich bereits auf ein konkretes Modell geeinigt, jetzt muss man mit Rom neu verhandeln. „Wir warten derzeit auf einen Termin bei Verkehrsminister Salvini“, hieß am Rande der Pressekonferenz aus dem Büro Alfreiders.
 
 
 
Die Initiatoren sehen das Projekt „Car is over“ vor allem als wichtiges zusätzliches Signal. „Wir sind überzeugt“, meint CAI-Präsident Carlo Zanella, „dass jeder der diese Stille auf den Pässen einmal erlebt, sich danach sehnen wird“. Es geht darum, die Menschen, diese Erfahrung spürbar zu machen.
Dass diese Projekt durchaus eine Win-Win-Situation auch für die Tourismuswirtschaft ist, davon sind an diesem Vormittag im Laurin alle überzeugt. „Man kann die Situation mit den verkehrsberuhigten Ortszentren vergleichen“, sagt Verkehrsexpertin Silvia Simoni, „anfänglich sind alle dagegen, am Ende aber bringt es für alle einen Vorteil“.
 
 
 
Das „Car is over“-Projekt wird zwar von der privaten „Casa Costa 1956“ initiiert, doch es wird von einer Vielzahl an Verbänden, Vereinen und Organisationen mitgetragen. Darunter sind Altreconomia, Associazione Dislivelli - Montagne in rete, CAI Alto Adige Südtirol, Climate Action South Tyrol, Dachverband für Natur-und Umweltschutz, Fridays For Future South Tyrol, Gruppo Insilva, Heimatpflegeverband Südtirol, Italia Nostra Trentino, Landesleitung AVS -Alpenverein Südtirol, Lia per Natura y Usanzes, Maratona dles Dolomites und Mountain Wilderness Italia.
Geplant sind neben einer Unterschriftensammlung auch mehrere spontane Aktionen auf den Passstraßen. Denn in einem ist man sich an diesem Vormittag auch einig: „In diesem Sommer wird sich die Verkehrssituation so zuspitzen wie noch nie.“

 

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Josef Fulterer Di., 18.04.2023 - 21:02

2 Stunden jeden Tag?
Das soll wohl der neueste Witz in der END-losen Verkehrs-Beruhigung der Dolomiten-Pässe sein!
"Die röhrende und knatternde Notgemeinschaft" wird damit besonders fürsorglich gepflegt.
Sie bringt ja außer Lärm und Gestank sogar etwas Geld, das wir dringenst zum Überleben brauchen.

Di., 18.04.2023 - 21:02 Permalink
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Herta Abram Mi., 19.04.2023 - 07:52

Sehr schöne Initiative, und eine der vielfältigen umweltfreundlichen Maßnahmen, die es braucht, die Klimaziele zu erreichen und die Natur in Südtirol zu schützen!
- Der Verkehr ist für knapp 30 Prozent der gesamten CO₂-Emissionen der EU verantwortlich, 72 Prozent davon sind auf den Straßenverkehr zurückzuführen.(Europäisches Parlament 2019)

Mi., 19.04.2023 - 07:52 Permalink
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Christian I Mi., 19.04.2023 - 13:45

2 Stunden, 4 Stunden, ... ändert gar nichts am Problem!! Und es geht auch nicht nur um die Dolomitenpässe. Die Bevölkerung hält diesen Lärm nicht mehr aus, ganz egal ob beim Wandern in den Dolomiten, in Mölten, auf dem Gampenpass, beim Entspannen auf Castelfeder oder wo auch immer. Unsere Strassen sind mittlerweile Moto-GP Strecken geworden und es wird von Jahr zu Jahr schlimmer. Die laute Maschinen hört man mehrere Kilometer weit und MÜSSEN daher verboten werden! Lärm macht krank und somit ist es höchste Zeit etwas zu unternehmen.

Mi., 19.04.2023 - 13:45 Permalink