„Was alles in diesen Briefen steckt…“

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Elisabeth Garber Sa., 29.04.2023 - 16:20

Hilde Domin: Unaufhaltsam

Das eigene Wort
wer holt es zurück,
das lebendige
eben noch ungesprochene
Wort?

Wo das Wort vorbeifliegt
verdorren die Gräser,
werden die Blätter gelb,
fällt Schnee.
Ein Vogel käme dir wieder.
Nicht dein Wort,
das eben noch ungesagte,
in deinem Mund.
Du schickst andere Worte
hinterdrein,
Worte mit bunten, weichen Federn.
Das Wort ist schneller,
das schwarze Wort.
Es kommt immer an,
es hört nicht auf an-
zukommen.

Besser ein Messer als ein Wort.
Ein Messer kann stumpf sein.
Ein Messer trifft oft
am Herzen vorbei.
Nicht das Wort.

Am Ende ist das Wort,
immer
am Ende
das Wort.

Sa., 29.04.2023 - 16:20 Permalink
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Profil für Benutzer Hartmuth Staffler
Hartmuth Staffler Sa., 29.04.2023 - 17:04

"Ich bin eigentlich der absolute Mischling, mit einer Oma, einer Halbjüdin aus Frankfurt, die am Ritten einst um ein Haar nicht denunziert wurde". Es tut mir leid, dass die Oma von Hern Bonoli am Ritten als Halbjüdin denunziert und damit wohl einem schrecklichen Schicksal ausgeliefert wurde. Ich hoffe, er zieht daraus keine Rückschlüsse auf angebliche Nazi-Affinität der Rittner. Es hat ja auch nachweislich Rittner gegeben, die Juden nicht denunziert, sondern beschützt haben.

Sa., 29.04.2023 - 17:04 Permalink
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Profil für Benutzer Martin Streitberger
Martin Streitberger Sa., 29.04.2023 - 20:42

Mir persönlich gefällt Fried sehr gut, hier aber ein Gedicht zum Frühling:

Hilde Domin "April"

Die Welt riecht süß
nach Gestern.
Düfte sind dauerhaft.

Du öffnest das Fenster.
Alle Frühlinge
kommen herein mit diesem.

Frühling der mehr ist
als grüne Blätter.
Ein Kuß birgt alle Küsse.

Immer dieser glänzend glatte
Himmel über der Stadt,
in den die Straßen fließen.

Du weißt, der Winter
und der Schmerz
sind nichts, was umbringt.

Die Luft riecht heute süß
nach Gestern –
das süß nach Heute roch.

Sa., 29.04.2023 - 20:42 Permalink
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Profil für Benutzer a richter
a richter So., 30.04.2023 - 20:01

Domin bezeichnet Dorf Tirol eine altes Nazi Dorf.
Wundert mich schon gar nicht. Jeder der heute wie damals nach Dorf Tirol fahrt kommt bei der Pension Birkenau vorbei…
Birkenau ist kein typischer südtiroler Flurname oder? Benannt nach dem Konzentrationslager? Lass mich diesbezüglich gern belehren.

Wie schon gesagt bin zutiefst überzeugt das die große Mehrheit der Bevölkerung Nichts mit nationalsozialistischem oder faschistischem Gedankengut zu tun haben will aber leider nicht alle.

Glaube das sowas in Deutschland nicht möglich wäre aber hier bei uns gab es nie eine Aufarbeitung. Alle frei.“ Leit net rogeln“

So., 30.04.2023 - 20:01 Permalink
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Profil für Benutzer Hartmuth Staffler
Hartmuth Staffler So., 30.04.2023 - 20:53

Antwort auf von a richter

Es gibt in Südtirol eine Menge an Orts- und Flurnamen mit dem Begriff Au, so zum Beispiel in Brixen Kachlerau, Stufler Au, Schwesternau, in Bozen Kaiserau und Oberau, in Franzensfeste Oberau und Unterau usw. Da es in Südtirol auch Birken gibt, ist der Name Birkenau durchaus unter den typischen Südtiroler Flurnamen einzuordnen. In Deutschland gibt es sogar ein Au in der Hallertau, weiters einen Orts namens Birkenau im Odenwald und eine Birkenau-Siedlung in München. Eine vollständige Lister der Au-Orte würde hier nicht Platz haben. Da kann man lange rogeln.

So., 30.04.2023 - 20:53 Permalink
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Profil für Benutzer △rtim post
△rtim post Mo., 01.05.2023 - 12:11

Wer Hilde Domin noch persönlich kannte, erinnert sich daran, Gedichte mehrfach, zumindest, zweimal zu lesen. Domins Poetologie und Gadamers Hermeneutik bleiben unvergessen.
Daran ändern grundlegend auch nicht Äußerungen der Hildegard Dina Löwenstein, verheiratete Palm, der späteren Verharmlosung des it. National-Faschismus oder des Schweigens gegenüber der Politik des Diktators Trujillo, der 100.000 europäische Juden aufnahm, um eine rassische Aufhellung der Bevölkerung zu erzielen.

Mo., 01.05.2023 - 12:11 Permalink
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Profil für Benutzer a richter
a richter Di., 02.05.2023 - 22:13

Ich vermute das Pension Birkenau ein ähnlicher Fall ist nur mit noch bitteren Beigeschmack. Auen sind Flusslandschaften (siehe Definition im Duden) und die oben genannte Pension befindet sich auf einen steilen Hang. Vermutlich sah es Hilde Domin auch so.
Pecunia non olet

Di., 02.05.2023 - 22:13 Permalink